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Josef, Vater im Gehorsam (19.05.2021)

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Im heutigen Abschnitt des Apostolischen Schreibens „Patris corde“ beleuchtet Papst Franziskus den Gehorsam des heiligen Josef. Wie bei seinem Namensvetter, der im Alten Testamentals „Josef, der Träumer“ bekannt ist, hat Gott auch beim ihm seinen Willen in Träumen kundgetan:

„Wie Gott Maria seinen Heilsplan offenbarte, so offenbarte er ihn auch Josef; er tat dies durch Träume, die in der Bibel, wie bei allen alten Völkern, als einer der Wege angesehen wurden, durch die Gott seinen Willen kundtut.

Josef ist angesichts der unerklärlichen Schwangerschaft Marias sehr besorgt: Er will sie nicht öffentlich „bloßstellen“, sondern beschließt, „sich in aller Stille von ihr zu trennen“ (Mt 1,19).

Im ersten Traum hilft ihm der Engel, einen Ausweg aus seinem ernsten Dilemma zu finden: „Fürchte dich nicht, Maria, als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,20-21). Unverzüglich erfolgte seine Antwort: „Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte“ (Mt 1,24). Im Gehorsam überwand er sein Dilemma und rettete Maria.“

Noch bevor Gott zu Josef im Traum gesprochen hatte, erwies sich der Bräutigam Marias als ein überaus edler Mann, der es auf sich nehmen wollte, seinen eigenen Ruf zu schädigen, indem er seine schwangere Braut allein zurückließ. Jeder hätte mit dem Finger auf ihn gezeigt, weil er nicht zu seiner Verantwortung stand. Er war bereit, die vermeintliche Schande seiner Braut durch diesen Schritt zu verbergen, um auf diese Weise ihr Leben zu schonen. Da das Kind nicht von Josef stammte, hätte er sie der Steinigung zuführen müssen. Er musste Maria aufrichtig geliebt haben, um vor der Welt „ihre Schuld“ ganz auf sich zu nehmen und durch sein Verschwinden als Sündenbock dazustehen.

Diesem edlen jungen Mann eilte Gott im Traum zuhilfe. Und Josef hörte auf Gott und gehorchte ihm. Er nahm jene Frau zu sich, die ein Kind unter dem Herzen trug, das nicht sein eigen Fleisch und Blut war, sondern Gottes Sohn. Josef gehorchte nicht nur, er glaubte Gottes Wort, das ihm der Engel überbracht hatte. Er zweifelte keinen Augenblick an dieser „verrückten Botschaft“, kehrte um und nahm Maria und ihr Kind als seine Familie zu sich.

„Im zweiten Traum gebietet der Engel Josef: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten« (Mt 2,13). Josef gehorchte ohne zu zögern und ohne die Schwierigkeiten zu hinterfragen, auf die er stoßen würde: »Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes“ (Mt 2,14-15).“

 

Josef hatte schon einmal Gottes Wort in einem Traum vernommen. Diese Art der Kommunikation zwischen seinem himmlischen Vater und ihm durch die Vermittlung eines Engels, war ihm bereits vertraut. So konnte er in dieser brenzligen Situation auch augenblicklich reagieren und das Leben des Sohnes Gottes retten. Einmal mehr zeigt sich, dass Josef ein Mann der Tat ist. Sein Herz ist ebenso einfältig wie mutig. Das ermöglichte es ihm, sofort, ohne langes Grübeln, Prüfen und Abwägen zu handeln. Sein Herz vertraute felsenfest auf den Willen Gottes, von dem er überzeugt war, dass er immer gut ist.

Hierin war und ist er Maria ganz ähnlich. Beide sind ein Monument des unverbrüchlichen Gottvertrauens. Und das ist nur möglich, wenn man sein Leben komplett und ohne Ausnahme in Gottes Hand gelegt hat und wie ein Kind zu seinem Vater aufschaut. Dieser Glaube machte sie formbar in Gottes Händen. Er verlieh ihnen gleichermaßen die nötige Festigkeit und Geschmeidigkeit, um in der Meisterhand Gottes zu überaus herrlichen Seelen herangebildet zu werden.

„In Ägypten wartete Josef zuversichtlich und geduldig mit der Rückkehr in sein Land, bis die versprochene Nachricht des Engels bei ihm eintraf. Als der göttliche Bote ihm in einem dritten Traum mitgeteilt hatte, dass diejenigen, die das Kind töten wollten, nun tot seien und ihm befohlen hatte, aufzustehen und das Kind und seine Mutter zu nehmen und in das Land Israel zurückzukehren (vgl. Mt 2,19-20), gehorchte er abermals ohne zu zögern: „Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel“ (Mt 2,21).

Als Josef aber auf der Rückreise „hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte – und es ist dies das vierte Mal –, ihm in einem vierten Traum geboten wurde, „zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder“ (Mt 2,22-23).“

Von Josef können wir lernen, dass wir auch auf Träume und innere Impulse gut hinhören müssen. Im Allgemeinen lernt ein gläubiger Mensch, wenn Gott ihm das eine oder andere Charisma geschenkt hat, sehr schnell, Gottes Weisung von banalen Impulsen oder Ereignis verarbeitenden Träumen von echten göttlichen Fingerzeigen zu unterscheiden. Fazit: Man darf nicht jedem Traum nachjagen und jeden Impuls für eine reale Aufforderung Gottes halten.

Aber wir müssen im Laufe unseres Lebens immer sensibeler werden für den Anruf Gottes. Auch Samuel musste erst Gottes Stimme kennen lernen. Er hatte einen Lehrer, einen geistlichen Begleiter, der ihm half, Gottes Ruf zu erkennen und von Irdischem zu unterscheiden.

Josef musste mit Gottes Art, sich ihm mitzuteilen, schon vertraut gewesen sein. Das verrät seine Sicherheit im Umgang mit seinen Träumen. Jedesmal heißt es, dass er nicht zögerte, Gottes Bitte oder Befehl auszuführen. Möchte man, dass Gott einem Großes anvertraut, dann muss man früh anfangen, im Kleinen treu zu sein.

Die Heiligen konnten nur deshalb Gottes Stimme so gut von anderen unterscheiden, weil sie viel Zeit mit Gott verbrachten. Weil sie sich bewusst Zeit nahmen, auf Gottes leisen Anruf zu warten. Gott ist keine Maschine, die man bedienen kann. Er ist Person. Er hat einen eigenen Willen und kann im Gegensatz zu uns alle Zusammenhänge erkennen. Er kennt unsere Zukunft und lässt sich zum Glück nicht von unseren Wünschen manipulieren sondern entscheidet klug und umsichtig. Er ist wahrhaft Vater, der in weiser Voraussicht für uns sorgt, damit alles zum Guten reicht.

Josef kannte und liebte Gott als seinen Vater und vertraute ihm daher blind. Er konnte auf sein Geheiß hin beschwerliche Reisen unternehmen und den Wohlstand hinter sich lassen. Im Vertrauen wagte er immer wieder einen Neuanfang – in Bethlehem, in Ägypten, in Nazareth. Papst Franziskus weist in seinem Schreiben auf einen weiteren Aspekt hin, der verdeutlicht ebenso den Gehorsam dieses Gerechten Heiligen aufzeigt:

„Der Evangelist Lukas berichtet seinerseits, dass Josef die lange und beschwerliche Reise von Nazaret nach Betlehem auf sich nahm, um sich gemäß dem von Kaiser Augustus erlassenen Gesetz zur Volkszählung in seiner Heimatstadt eintragen zu lassen. Und unter eben diesen Umständen wurde Jesus geboren (vgl. Lk 2,1-7) und, wie alle anderen Kinder auch, ins Einwohnerverzeichnis des Reiches eingetragen.

Der heilige Lukas legt insbesondere Wert darauf mitzuteilen, dass die Eltern Jesu alle Vorschriften des Gesetzes einhielten: die Riten der Beschneidung Jesu, der Reinigung Marias nach der Geburt und der Darbringung des Erstgeborenen an Gott (vgl. 2,21-24).“

 

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„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21) Diese beachtliche Lehre stammt von Jesus, der einen wunderbaren Lehrmeister hatte: seinen Ziehvater Josef. Von ihm lernte er schon als Knabe, dass sich ein Kind Gottes in aufrichtiger Liebe dem Willen Gottes unterwirft und auch dem Staat in seinen Gesetzen gehorcht. Josef hätte in seiner Besorgnis um seine hochschwangere Frau auch sagen können, dass sie dem Befehlt des Kaiseres Augustus erst nach der Geburt des Kindes Folge leisten würden. Aber, im Gehorsam nahm er seine Frau und ging nach Bethlehem.

Es ist bemerkenswert, dass Josef und Maria den Willen Gottes erfüllten, indem sie dem Befehl eines irdischen Herrschers folgten. Denn die Schrift prophezeite: „Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.“ (Mt 2,6)

Gott redet auch durch die Herrscher dieser Welt. Menschen, die immer klüger sein wollen, machen sich durch ihren Hochmut unfähig zum Gehorsam, der per se kein Abwägen der eigenen Meinung zu dem, was man tun sollte, ist. Gehorsam heißt, auf Gott hören. Und Gott kann zu uns sprechen: direkt oder in Träumen und Visionen, aber auch durch Entscheidungen einer Regierung oder eines Vorgesetzten.

Nicht alles, was von uns verlangt wird, muss auf den ersten Blick auch Sinn machen. Dieser enthüllt sich oft erst im Handeln oder viel später. Manchmal verdeutlicht er auch nur die Größe eines Menschen und die Herrlichkeit Gottes. Im Fall der heiligen Crescentia von Kaufbeuren, der Heiligen des Gehorsams, war das im sogenannten „Siebwunder“ der Fall: Crescentia war in ihrem Kloster nicht erwünscht. Ihre Oberin wollte sie durch ständige Erniedrigung und schwerste Arbeiten dazu nötigen, das Kloster wieder zu verlassen.

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In einer solchen Aktion befahl ihr die Oberin, mit einem Sieb Wasser aus dem Brunnen zu holen. Crescentia ging im reinen Gehorsam mit dem Sieb zum Brunnen, schöpfte damit das Wasser und brachte es der Oberin, ohne dass auch nur ein Tropfen verloren ging. Das Gesicht der gedemütigten Oberin und ihrer Mitschwestern kann man sich gut vorstellen… Der Gehorsam kann das Unmögliche möglich machen, sodass auch ein Sieb zu einem Schöpfgefäß werden kann. Gott und die Heilige Crescentia wurden durch diesen Gehorsamsakt verherrlicht. Aus demselben Holz war auch Josef geschnitzt, der sich nie über göttliche und irdische Anordnungen stellte, sondern diese treu und umgehend ausführte, auch wenn er in seiner persönlichen Einschätzung vermutlich anders gehandelt hätte.

„In jeder Lebenslage“, fährt der Heilige Vater fort, „vermochte Josef, sein „fiat“ zu sprechen, wie Maria bei der Verkündigung und Jesus in Getsemani. Als Familienoberhaupt brachte Josef Jesus bei, seinen Eltern zu gehorchen (vgl. Lk 2,51), wie es dem Gebot Gottes entspricht (vgl. Ex 20,12).

In der Verborgenheit von Nazaret, in der Schule Josefs, lernte Jesus, den Willen des Vaters zu tun. Dieser Wille wurde zu seiner täglichen Speise (vgl. Joh 4,34). Auch im schwierigsten Augenblick seines Lebens, in Getsemani, zog er es vor, den Willen des Vaters zu tun und nicht seinen eigenen, und er war „gehorsam bis zum Tod […] am Kreuz« (Phil 2,8). Aus diesem Grund kommt der Verfasser des Hebräerbriefes zu dem Schluss, dass Jesus »durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt“ hat (5,8).“

Josef hat den Gehorsam nicht für sich behalten. Dieses kostbare Gut vererbte er seinem Ziehson, indem er ihn lehrte, in allem Gott zu gehorchen. In seiner Gottheit hat Jesus immer dem Vater gehorcht, in seiner Menschheit aber musste er lernen wie jedes andere Kind auch. Neben Maria war auch Josef für ihn ein ausgezeichneter Lehrer, der Jesus in der Stille von Nazareth auf seine große Sendung vorbereitete.

Papst Franziskus schließt seine Ausführungen zum Gehorsam des heiligen Josef mit den Worten: „All diese Ereignisse zeigen: Josef war, von Gott dazu berufen, durch die Ausübung seiner Vaterschaft unmittelbar der Person und Sendung Jesu zu dienen: Auf diese Weise wirkt er in der Fülle der Zeit an dem großen Geheimnis der Erlösung mit und ist tatsächlich Diener des Heils‘“.

Wir preisen dich, Josef,

denn Gott hat dich erwählt

zum Pflegevater seines Sohnes.

Du hast Maria nicht verlassen,

sondern zu dir genommen.

Du bist mit ihr nach Bethlehem

gereist und warst Zeuge

der Geburt des Messias.

Du hast Jesus und Maria vor

der Wut des Herodes in

Sicherheit gebracht.

Du hast nach der Rückkehr in die

Heimatstadt für sie gesorgt.

Jesus war dir untertan;

er hieß des Zimmermanns Sohn.

Wir preisen dich, Josef;

du warst ein gerechter Mann.

Heiliger Josef, Nährvater Jesu,

bitte für uns! Amen

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