Statue der Gottesmutter
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Vorgeschichte

Das Leben unserer Gründerin vor der Gründung (1829-1865) Monarchie - Kaisertum Österreich (seit 1804)

Unsere Wurzeln reichen bis in das Jahr 1829, dem Geburtsjahr der Gründerin Barbara Sicharter, zurück. Die Zeit unserer Vorgeschichte endet mit dem Ringen um Barbaras Berufung und der Freigabe des Weges, den Gott für sie bereitet hatte.

Diese Lebensspanne verbringt Mutter Barbara eingebettet in ein christliches Familien- und Dorfleben. Ihr erster Zeitabschnitt weist viele politische Unruhen auf. Die Armen werden ärmer, das Bürgertum ist aufstrebend. Sie teilt diese Zeit mit vielen bekannten Persönlichkeiten, über die man in Familie und Gesellschaft auch redete. Zur Einordnung ihres Lebens in den historischen Kontext sind hier einige Personen und Ereignisse ihrer Zeit genannt:

Zeitgenossen in Politik und Gesellschaft

  • Kaiser Franz I.
  • Kaiser Ferdinand I.
  • Kaiser Franz Joseph I., Kaiserin Sisi, Erzherzog Franz Karl, Erzherzogin Sophie
  • Erzherog Johann heiratet Anna Plochl im Geburtsjahr Barbaras
  • Klemens Wenzel Lothar von Metternich übernimmt die Staatsgeschäfte
  • Die Maler Waldmüller, Schwind und Spitzweg prägten die neue Kunstrichtung im Biedermeier
  • Joseph Lanners Walzer und Ländler tanzen alle Bevölkerungsschichten
  • Johann Strauß Vater und Sohn sorgen mit dem Wiener Walzer für rauschende Ballnächte
  • Mozart und Franz Schubert prägen die Musikgeschichte
  • Johann Nestroy begeistert die Theaterwelt

Heilige Männer und Frauen in dieser Zeit

  • Klemens Maria Hofbauer war ein Jahrzehnt vor Barbaras Geburt verstorben
  • Adolf Kolping entwickelt sich im Laufe der Jahre zum „Gesellenvater“
  • Vinzenz Pallotti wirkte in Rom
  • Franz Maria Paul Libermann wirkte in Frankreich
  • Pierre Julien Eymard, Gründer der Eucharistiner
  • Johannes Maria Vianney, der Pfarrer von Ars, wirkt segensreich in Frankreich
  • Johannes Bosco wird sich um die Arbeiterjugend kümmern
  • Bruder Konrad von Parzham führt als Pfortenbruder ein heiligmäßiges Leben
  • Pfarrer Sebastian Kneipp ist mit seinen Wasserkuren in aller Munde
  • Dominikus Savio stirbt 1857
  • Sr. Catherine Labouré lässt die ersten „Wundertätigen Medaillen“ prägen – viel später wird die Vorderseite unserer Ordensmedaille das Bildnis der „Wundertätigen Medaille“ wiedergeben
  • Anna Katharina Emmerich verstarb gut fünf Jahre vor Barbaras Geburt – sie wird später Mutter Barbaras geistliches Leben prägen
  • Bernadette Soubirou wird geboren, als Barbara 15 Jahre alt war
  • Anna Maria Taigi, Franziskanertertiarin, verstirbt 1837 in Rom

Päpste

  • Pius VIII.
  • Gregor XVI.
  • seliger Pius IX. (Dogma Unbefleckte Empfängnis)

Seligsprechungen in diesem Zeitabschnitt

  • Martin de Porres (1837)
  • Maria Franziska von den fünf Wunden Christi (1843)
  • Petrus Claver (1850)
  • 40 Märtyrer von Brasilien (1854)
  • Petrus Canisius (1864)
  • Margareta Maria Alacoque (1864)

Heiligsprechungen in dieser Zeitspanne

  • Alfons Maria von Ligouri (1839)
  • Märtyrer von Nagasaki (1862)

Ereignisse diesen Jahren – Biedermeier

  • Es konnten erstmals Fotografien angefertigt werden
  • Nachkriegszeit der Napoleonkriege
  • Fürst Metternich führt die Staatsgeschäfte
  • Industrialisierung während des Vormärz (ab 1830)
  • Kaiser Franz I. stirbt 1835
  • Thronbesteigung Kaiser Ferdinand I. 1835
  • erste österreichische Dampfeisenbahn wird eröffnet (Nordbahn) 1838
  • Kabinettregierung, um der Führungsschwäche des Kaisers entgegenzuwirken
  • Hungerwinter 1847/48
  • Märzrevolution in Österreich 1848/49
  • Oktoberrevolution 1848
  • Kaiser Ferdinand I. dankt 1848 ab
  • Erzherzog Karl verzichtet 1848 auf den Thron
  • Thronbesteigung Kaiser Franz Joseph I. 1848
  • Krimkrieg (1853-54)
  • Hochzeit Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth 1854
  • 1854 Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens
  • Die Semmeringbahn wird eröffnet 1857
  • 1858 (16) Erscheinungen in Lourdes vom 11.02.-16.07: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“
  • Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth eröffnen am 01. Mai 1865 die Wiener Ringstraße

Barbaras Kindheit

Barbaras Eltern Josef und Theresia Sicharter sorgten dafür, dass ihre Kinder in einem gläubigen Umfeld aufwachsen konnten. Zwischen dem neunten und zwölften Lebensjahr besuchte die Kronegger-Wawerl,  wie Barbara genannt wurde, die Schule in Wenigzell. Diese drei Jahre reichten aus, um schreiben, rechnen und lesen zu lernen.

Nach der Schulzeit wurde Barbara, wie damals üblich, zunehmend in die Arbeiten am elterlichen Hof eingebunden, um alles zu lernen, was sie im Ehestand brauchen würde: Versorgung der Kinder, Haushaltsführung, Mitarbeit am bäuerlichen Hof.

Bernadette Soubirous

Barbara zählte gerade 14 Jahre, als im französischen Lourdes ein armes Mädchen in der Boly Mühle geboren wurde: Die Müllerstochter Bernadette Soubirous. Viele Jahre werden verstreichen, ehe Maria der jugendlichen Bernadette erscheinen wird und diese Erscheinungen von Lourdes schließlich auch in Wenigzell Gesprächsthema werden. Bis beide von Maria, der Unbefleckten Empfängnis, in den Dienst genommen werden, verbringen diese beiden Mädchen ein unscheinbares, frommes Leben.

Barbaras Jugendzeit

Das Leben am Hof bestimmt jetzt das Leben der jungen Bauerntochter. Bei Arbeit und Gebet lernte sie im familiären Umfeld den tugendhaften Umgang mit allen Altersgruppen. In diesen Jahren festigte sich ihr Charakter. Unbefangen und heiter ging sie auf ihre Mitmenschen zu. Ihr geistliches Leben wurde durch den damaligen Heimatpfarrer Eduard Domainko, ein Augustiner Chorherr aus Vorau, positiv beeinflusst und gestärkt.

Immaculata

Der „Immaculata“, der „Makellosen“ Jungfrau und Gottesmutter Maria weihten sich in den darauffolgenden Jahrzehnten dutzende Männer- und Frauenklöstern. Auch Barbara wird – nach jahrelangem Ringen um ihre Berufung und deren Ausgestaltung – sich selbst und ihre Mitschwestern ganz dem Schutz der Immaculata unterstellen und die Unbefleckte Empfängnis als das nachahmenswerteste Vorbild in der Nachfolge Christi sehen.

Das Leben als Gottesdienst

Unter dem Eindruck dieser Erkenntnis unterzog sich Barbara einer strengen Selbstprüfung und vertiefte als Antwort darauf ihr Glaubensleben. Dieser innere Reifeprozess wurde bald nach außen sichtbar und blieb auch ihrem Umfeld nicht verborgen. Die junge Frau begann, ihr ganzes Leben, ihre Arbeit und Freizeit, in einen stillen und demütigen Gottesdienst zu wandeln.

H.H. Karl Englhofer

Im Jahr 1855, dem vermutlichen Bekehrungsjahr Barbaras, übernahm der Augustiner Chorherr aus dem Stift Vorau die Kaplansstelle in Wenigzell am 22. Oktober. Schnell entfaltete der Neupriester seine seelsorglichen Fähigkeiten und formte unter den Wenigzeller Jungfrauen eine geistliche Elite, der auch Barbara und die ersten Mitschwestern angehörten.

Wachsen und reifen

Unter der geistlichen Führung von Karl Englhofer zeigte sich, wie weit Barbaras Tugendhaftigkeit bereits gereift war: Einmal wurde sie von ihrem Seelenführer öffentlich streng getadelt, weil ein paar krause Haare unter dem Kopftuch hervorragten. In Demut nahm sie den Verweis an und bedankte sich dafür.

Himmlische Bestätigung

Es wird wohl einige Zeit verstrichen sein, ehe die Botschaft des Himmels aus dem kleinen Städtchen in den Pyrenäen in den Heimatort der „Kronegger-Wawerl“ gedrungen ist. Nicht ganz dreieinhalb Jahre nach der Verkündigung des marianischen Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis hat der Himmel selbst diesen Lehrsatz durch die Botschaft der Heiligsten Jungfrau bestätigt.

Die Mutter stirbt

Mit dem Tod der Mutter wachsen Barbaras Verantwortung und Aufgaben auf dem Hof.

Eine tüchtige Frau

Tugendhaft und tüchtig packte die junge, großgewachsene und schlanke Frau, die Barbara damals war, überall dort an, wo sie gebraucht wurde. Als fleißige Bauerntochter wäre die 29-jährige eine gute Partie gewesen. Ihre  Frömmigkeit verband sie mit ihrer natürlichen, bodenständigen Denk- und Lebensweise. Harmlosen Unterhaltungen war sie in ihrer heiteren Frohnatur nicht abgeneigt und Bitten um einen Tanz wehrte sie nicht ab.

Agnes Ordenseintritt

Der Ordenseintritt ihrer Schwester Agnes bei den Barmherzigen Schwestern bedeutete für Barbara einen weiteren Lebenseinschnitt, der Barbaras Arbeitslast deutlich vermehrte, sie aber vermutlich auch nachdenklicher stimmte. Die Dreißig waren bereits überschritten und sie war noch ledig.

Quo vadis?

Für Agnes hatte sich der Weg bereits abgezeichnet, aber wohin sollte Barbaras Weg führen? Als „Landmädchen“ blieben ihr kaum mehr Möglichkeiten, als zu heiraten oder in ein Kloster zu gehen. Aber nach dem Tod der Mutter und dem Ordenseintritt ihrer Schwester wurden Barbaras helfende Hände im Haushalt mehr denn je benötigt.

Leidenszeit

Wenn Menschen vor einem Scheideweg stehen, greift der Himmel oftmals ein. Für Barbara begann am 08. Dezember 1861 ein langer Leidensweg. Sie erkrankte am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis. Von diesem Tag an war sie bettlägrig. In diesen stillen Leidensstunden erkannte sie nach und nach, welchen Plan Gott für sie bereithielt.

Die Berufung wird konkret

Mehr und mehr weckte Gott in Barbara das Verlangen, ihr Leben ganz für Ihn in Zurückgezogenheit mit gleichgesinnten Jungfrauen zu leben. Im Laufe der monatelangen Krankheit nahm der göttliche Lebensentwurf immer konkretere Züge an, bis sie ihre Berufung schließlich in ihrem vollen Ausmaß erkannte.

Dein Wille geschehe!

An dem Tag, an dem Barbara dem Willen Gottes zustimmte und ihre Berufung annahm, verschwand die rätselhafte Krankheit. Sie konnte das Bett verlassen und war schon bald kräftig und gesund genug, um am Pfingstfest am 08. Juni 1862 der heiligen Messe bewohnen zu können.

Zeit der Prüfung

Barbara kannte nun ihren außergewöhnlichen Weg, der bei ihrem geistlichen Begleiter nicht auf offene Ohren stieß. Ein Jahrelanges Ringen um die Umsetzung ihrer Berufung verlangte von Barbara ein unerschütterliches Gottvertrauen. So lernte sie, ganz auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen. Karl Englhofers prüfte Barbaras Vorhaben drei Jahre lang und kam zu keinem Entschluss. Demütig wandte sich der Chorherr, der seit 1864 als Kaplan und Novizenmeister in Vorau wirkte, an seinen Mitbruder Dechant Theobald Rosenberger und legte ihm Barbaras Wunsch zur Entscheidungsfindung vor.

Die Entscheidung

Dechant Theobald Rosenberger lud Barbara Sicharter zur persönlichen Prüfung ihres Vorhabens ein. Nachdem er ihren Lebensentwurf sorgfältig abgewogen hatte, ermutigte er die Wenigzellerin, einen Versuch zu wagen. Der Tag der Erlaubnis war der 23. Jänner 1865, das Fest Mariä Vermählung. Am selben Tag vermählte sich Barbara mit Christus, um ihm für immer zu gehören und sich seinem Werk ganz zu weihen.

Die Vorbereitungen für das Werk Gottes beginnen

Nachdem die Erlaubnis, den Plan in die Tat umsetzen zu dürfen, gegeben wurde, begaben sich Barbara und Karl Englhofer umgehend auf die Suche nach einem geeigneten Haus für die angehende Frauengemeinschaft. Im Wenigzeller Nachbarort Vorau wurde man fündig. Ein abgewirtschaftetes Gasthaus, bekannt als „Tonihäusl“, wurde angemietet und gut vier Monate nach der erteilten Erlaubnis Ende Mai 1865 bezogen.