Statue der Gottesmutter
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Markusprozession (25.04.2014)

Wie viele andere christliche Traditionen, so diente auch die Markusprozession zur Christianisierung eines heidnischen Brauches, bei dem die Römer ihren Göttern mit einer Stadtprozession huldigten, in der Hoffnung, eine gute Ernte zu erlangen. Mit einer Prozession zu Ehren Gottes wollte die Kirche den Stadtprozessionen der Heiden entgegentreten.

Die Markusprozession, quasi als zeitgleiche Gegenveranstaltung zum heidnischen Treiben, sollte den zum christlichen Glauben gelangten Menschen deutlich machen, dass es einzig Gott allein ist, der die Saat sprießen lässt und den Früchten der Erde Wachstum schenkt. In einer säkularisierten Zeit wie der unseren, sieht man sich mitunter in eine ähnliche Situation versetzt, wie sie im 4. Jahrhundert bestand, als die Markusprozessionen eingeführt wurden. Für eine zunehmend verweltlichte Gesellschaft trifft heute die Aussage von Christian Friedrich Hebbel zu:

„Viele glauben nichts, aber fürchten alles.“ Wo Gott im Leben eines Menschen fehlt, finden die heidnischen Götzen ihren Zutritt zum Dasein einzelner Personen wie auch ganzer Gesellschaften. Heute wendet man sich nicht mehr an die Götter des Altertums. Gegenwärtiger Aberglaube richtet sich an geheimnisvollere Wesen, an Geistwesen, an suspekte Engelwesen oder an unpersönliche Kräfte und Mächte, die zur Selbsterlösung führen sollen.

Heidentum ist kein Relikt vergangener Jahrhunderte, es ist in adaptierter Form mitten unter uns. Aufklärung tut Not. Nur wenige glauben noch an den Dreifaltigen Gott und noch wenigere kennen und leben die Lehre der Kirche. Viele haben zudem einen toten Glauben, weil die Werke fehlen. (vgl. Jak 2,14ff)

Das Beten in Prozessionen verbindet den Glauben mit einem Werk: Die Teilnehmer bezeugen vor den Augen der Welt ihren Glauben, ihr Vertrauen in Gottes Vatergüte. Wer glaubt muss seinen Glauben auch bezeugen. Dazu gehört oftmals Mut zum Bekenntnis. Wer an dieser Bittprozession teilnimmt, tut ein Werk der Barmherzigkeit, nämlich „die Hungernden zu speisen“. Wenn Gott auf unser Gebet hin eine gesegnete Ernte schenkt, so haben alle etwas zu essen, nicht nur jene, die gebetet haben. Umso schwindender der Glaube, um bedeutender wird das stellvertretende Gebet für diejenigen, die nicht mehr beten, die den Zugang zu Gott verloren haben.

Der heilige Markus selbst hat mit der Markusprozession recht wenig zu tun. Die heidnischen Stadtprozessionen wurden zufällig am Festtag des Heiligen abgehalten und die Kirche rief aus diesem Grund am selben Tag die Gläubigen zum Bittgang auf. So wurde die Prozession allmählich nach dem Tagesheiligen benannt. Trotzdem gilt er als Patron für gutes Wetter und für eine gute Ernte. Sein Patronat gegen Unwetter, Blitz und Hagel ist hingegen auf eine Begebenheit nach seinem erlittenen Martyrium zurückzuführen: „Markus zog der Überlieferung nach um 65 nach Alexandria und gründete dort die Koptische Kirche; als Bischof von Alexandria überfielen ihn demnach christenfeindlich gesinnte Einwohner am Altar und schleiften ihn mit einem Strick um den Hals im Jahr 68 zu Tode. Ein Unwetter hinderte die Mörder, ihn zu verbrennen; sein Leichnam blieb unberührt liegen, bis Christen ihn bestatten konnten.“ (heiligenlexikon.de)

Ab dem Markustag kann auch der Wettersegen gespendet werden.

Bitte um gedeihliches Wetter

 

Gott, allmächtiger Vater, segne uns und schenke uns gedeihliches Wetter; halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von uns fern. Segne die Felder, die Gärten und den Wald und schenke uns die Früchte der Erde. Begleite unsere Arbeit, damit wir in Dankbarkeit und Freude gebrauchen, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist. Das gewähre uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.