Statue der Gottesmutter
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1. Adventsonntag – „Wacht und betet!“ (02.12.2018)

„Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich. Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren! Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.“ Diese Worte eröffnen in der Liturgie den Advendt und erinnern uns daran, dass wir unsere Herzen zu Gott erheben sollen, denn er wird kommen in Herrlichkeit. Aufgrund des Eröffnungsverses aus dem Psalm 25 ist der erste Adventsonntag auch als „Ad te levavi“ bekannt.

Die erste Lesung aus dem Buch Jeremia erinnert an die große Verheißung, die uns gegeben wurde: „Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land. In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Jahwe ist unsere Gerechtigkeit.“

In Jesus Christus, dem Sohn Davids, ist uns dieser gerechte Spross aufgekeimt, hat der Baumstumpf Isaias neues Leben hervorbrechen lassen. Jesus ist unsere Gerechtigkeit vor Gott. Sein Opfer hat uns gerecht gemacht. Seine Lebenshingabe am Kreuz hat unsere Schuld beglichen und uns rein gewaschen. Durch ihn – und nur durch ihn –  können wir wieder vor unserem himmlischen Vater stehen.

In den Tagen des Advents erwarten wir Christus unseren Retter, der gekommen ist als kleines, hilfloses Kind in der Krippe und der wiederkommen wird, um zu richten die Lebenden und die Toten. Weil wir auf sein Kommen hoffen und das ewige Heil erwarten, beten wir im Antwortpsalm: „Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner Treue und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heiles. Auf dich hoffe ich allezeit. Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg. Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, die Gebeugten lehrt er seinen Weg. Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren. Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; er weiht sie ein in seinen Bund.“ (Ps 25)

Der erste Brief an die Thessalonicher ermahnt uns, ein redliches Leben zu führen und nach der Vollkommenheit zu streben: „Euch aber lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, wenn Jesus, unser Herr, mit allen seinen Heiligen kommt. Im übrigen, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener! Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben.“

Das Lukasevangelium ruft uns ins Gedächtnis, dass unsere Erlösung nahe ist: „Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, (so) wie (man in) eine Falle (gerät); denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.“

Jetzt ist die Zeit der Gnade

In den Botschaften von Medjugorje werden wir häufig darauf hingewiesen, dass wir in einer Zeit der Gnade leben. Auch bei Faustyna finden wir den Hinweis, dass vor dem Kommen des Herrn eine Gnadenzeit gewährt wird. Der Advent ist gewissermaßen eine Gnadenzeit in dieser Gnadenzeit. Er sollte uns eine sehr intensive Zeit der Vorbereitung auf das Kommen Jesu sein.

Wir sehen in den Nachrichten, dass sich die Welt verändert. Die Völker leben in Unruhe, Meldungen über Kriege und Attentate vermehren sich und man spürt förmlich, dass sich über unseren Häuptern etwas zusammenbraut. Das Klima spielt verrückt. Nachrichten über Erdbeben, Überschwemmungen und Sturmschäden, Meereswellen, die ganze Ortschaften verschlingen, mehren sich. Und man fragt sich unwillkürlich: „Gehen wir auf das Ende zu?“ Ja, denn wir gehen schon immer auf das Ende zu, aber keiner weiß, wann es sein wird – nichteinmal der Sohn, nur der Vater kennt die Stunde, sagte Jesus selbst.

Er rät uns, ruhig zu bleiben und unseren Blick auf Gott zu richten. Verlieren wir den Blick auf Gott, verlieren wir uns selbst und wir gehen unter, wie Petrus, als er beim Gang übers Wasser unterzugehen begann, weil er den Blick von Jesus abwandte. Es sind der Glaube und das Vertrauen in Gott, die uns retten werden. Denn Jesus bringt uns das Heil, von ihm kommt die Rettung. Aus eigener Kraft kann sich niemand retten. Wer den Anforderungen des Alltags mit eigener Kraft begegnen will, wird darin untergehen. Der Herr aber trägt uns über alles hinweg.

„Erhebt eure Häupter!“, mahnt uns Jesus. Nützen wir die Zeit des Advents, um uns neu in diese Haltung einzuüben. „Richtet die Augen auf zum Herrn und vor Freude erstrahlt“, singen wir in einem Lied. Es ist seine Liebe, sein Erbarmen, das die Freude in uns aufstrahlen lässt, weil er uns Hoffnung gibt. Fragen wir uns: Wo müssen wir in unserem Leben die Blickrichtung ändern? Wo vertrauen wir immer noch zu sehr auf uns selbst und zu wenig auf den Herrn? Wo suchen wir das Heil in uns oder in anderen Quellen und nicht im Herrn? Der Advent will uns helfen, in eine gesunde Nüchternheit zurückzukommen. Was berauscht uns? Es ist nicht immer der Alkohol oder die Droge, die einen Rauschzustand erzeugen. Auch falsche Lektüren oder das Zugedröhntsein durch vielfältigen Konsum der alten und neuen Medien, können uns berauschen oder verwirren, von Gott ablenken oder sogar trennen.

Machen wir den Advent zu einer Zeit, in der wir wieder lernen wachsam zu sein, auf sein Wort hinzuhören, in die Stille zu gehen und sein Kommen betend zu erwarten.