Statue der Gottesmutter
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1. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (08.02.2013)

Mit dem heutigen Freitag beginnen die Schmerzhafte-Mutter-Andachten, die in unserem Haus zur Tradition gehören. Jeweils ein Geheimnis vom Sieben-Schmerzen-Rosenkranz prägt jede dieser Andachten an den sieben Freitagen vor der Karwoche.

Die erste Andacht lädt zur Betrachtung des ersten Geheimnisses ein: Den du, o Jungfrau, mit Schmerzen im Tempel vor Simeon aufgeopfert hast. (Lk 2,21-40) „Bringe dar deinen Sohn, heilige Jungfrau, und weihe dem Herrn die Frucht deines Leibes (Lk 1,42). Bringe zu unser aller Versöhnung dar das heilige Opfer, das Gott gefällt. Zweifellos wird Gott dieses neue Weihegeschenk annehmen, dieses kostbare Opfer, von dem er selber gesagt hat: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,17).“ So sagte der heilige Bernhard von Clairvaux in einer Predigt und seine Gedanken weiter ausführend fügte er hinzu: „Aber dieses Opfer, Brüder, ist, wie es scheint, doch ein Opfer, das nicht wehtut: dem Herrn nur vorgestellt, ausgelöst mit Tauben und sogleich wieder mit nach Hause genommen.“

Ja, Maria hätte freudig nach Hause gehen können, wenn Jesus nicht der Messias gewesen wäre. Maria wusste, dass sie den Retter der Welt Gott darbrachte. Die Zeremonie war bestimm sehr schön und feierlich. Als der alte Simeon Jesus in den Arm nahm und Gott zu preisen begann, schien das Fest mit den Lobpreisungen über dieses Kind noch gekrönt zu werden. Maria und Josef staunten – bis zu dem Moment, an dem sich Simeon an Maria wandte. Was die heilige Jungfrau vielleicht schon seit der Empfängnis ihres Sohnes ahnte, wurde ihr nun durch die Prophezeiung des greisen Simeon zur bitteren Gewissheit: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ (LK 2, 34-35) Langsam und ohne ihm entrinnen zu können, bohrte sich das Schwert des Schmerzes in das Herz der Unbefleckten. Sie, die mit der ganzen Menschheit auf den blicken wird, „den sie durchbohrt haben“ (Joh 19,37,) wird von diesem Tag an selbst zur Durchbohrten. Der heilige Bernhard von Clairvaux sagt dazu: „Es wird der Tag kommen, da der Sohn nicht mehr im Tempel, nicht in den Armen Simeons dargestellt wird, sondern außerhalb der Stadt, an dem Querbalken des Kreuzes. Es wird der Tag kommen, da er nicht mehr mit dem Blut eines Opfertieres ausgelöst wird, sondern wo er die anderen loskauft durch sein eigenes Blut... Das wird das Abendopfer sein. Das hier ist das Morgenopfer: es geschieht in Freude. Aber jenes Opfer wird umfassender sein, dargebracht nicht zur Zeit der Geburt, sondern in der Lebensfülle.“

Maria, wie oft muss dieses Schwert dein mütterliches Herz durchbohrt haben, wenn du die Worte der Propheten betrachtet hast? „Als dann das öffentliche Wirken Jesu begann, musstest du zurücktreten, damit die neue Familie wachsen konnte,... die aus denen wachsen sollte, die sein Wort hörten und es befolgten (vgl. Lk 11, 27f). Bei all der Größe und Freude des ersten Aufbruchs von Jesu Wirken hast du doch schon in der Synagoge von Nazareth die Wahrheit des Wortes vom "Zeichen des Widerspruchs" erfahren müssen (vgl. Lk 4, 28ff). So hast du die wachsende Macht der Feindseligkeit und der Ablehnung erlebt, die sich immer mehr um Jesus zusammenbraute bis zur Stunde des Kreuzes hin, in der du den Retter der Welt, den Erben Davids, den Sohn Gottes als Gescheiterten, zum Spott Ausgestellten zwischen Verbrechern sterben sehen musstest.“ (Spe salvi § 50, Benedikt XVI.) Wie oft hast du dich an die Worte Simeons erinnert, die dich zutiefst erschüttert haben. Unzählige Schwerter hielten die Feinde Gottes für dich, die Gottesgebärerin bereit. Unzählige Schwerter, die mächtig wie ein einziges, gewaltiges Schwert dein Mutterherz durchdrangen, verwundeten – und für uns öffneten. Denn „vom Kreuz her empfingst du eine neue Sendung. Vom Kreuz her wurdest du auf neue Weise Mutter: Mutter für alle, die deinem Sohn Jesus glauben und ihm folgen wollen.“ (ebd.)