Statue der Gottesmutter
Menü

1. Andacht zur schmerzhaften Mutter (17.02.2012)

Jede dieser Andachten an den sieben Freitagen vor der Karwoche ist geprägt von einem bestimmten Rosenkranzgeheimnis. Bei der ersten Andacht vertieften wir uns in das erste Geheimnis: den du, o Jungfrau, mit Schmerzen im Tempel vor Simeon aufgeopfert hast. (Lk 2,21-40)

Die Heilige Familie war im Tempel, um das vorgeschriebene Reinigungsopfer darzubringen. Sie opferten ein Paar Turteltauben, denn für ein Lamm reichte das Geld nicht. Armut ist beschämend. Sie, die einmal Königin über Engel und Menschen sein wird, hatte nichts Großes vorzuweisen. Die Mutter des Königs der Welt brachte das Opfer armer Leute.

Nun standen sie im Tempel, um Jesus Gott zu weihen. Eine Freude für Maria und zugleich ein tiefer Schmerz. Sie gab ihr Mutterrecht ab. Ihr Kind gehörte nun Gott ganz allein.

Alle Rechte hat sie ihm übergeben. Ihr selbst blieben nur noch die Mutterpflichten, ihr Glaube und ihr Vertrauen in Gott. Sie durfte weiterhin für Jesus sorgen, aber Gott bestimmte seinen Weg. Ihr Mutterherz musste ihn loslassen, jetzt und immer wieder.

Zwischen Freude und Schmerz hin und her gerissen steht sie da, als Simeon auf Maria zugeht und in ihrem Sohn den ersehnten Retter erkennt. Ihn freudestrahlend im Arm haltend spricht er jene Worte, welche die Kirche noch heute im Stundengebet Abend für Abend an Gott richtet: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“

Diese Worte versetzten Maria und Josef in Staunen. Ihr streng gehütetes Geheimnis der Gottessohnschaft ihres Kindes war gelüftet. Gott hat den Erstgeborenen angenommen und zum ersten Mal geoffenbart – einem alten Mann, der das Ehepaar segnet und dann vom Geist erfüllt zu Maria spricht: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.“

Und dann sagt er die Worte, die Marias Herz erschauern ließen: „Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ Ihr Herz bebte und wieder war sie da, die ängstlich besorgte Frage: „Mein Sohn, was wird man dir antun?“ Maria litt bei dem Gedanken, ihren Sohn leiden zu sehen. Wie jede Mutter würde sie gerne alles Leid auf sich nehmen, um ihr Kind zu schützen.

Mütter verstehen ihren Schmerz. Und Maria versteht den Schmerz einer Mutter. Maria, die alles Leid überwunden hat, weiß, dass es vergänglich ist. Deshalb versteht sie es auch so gut, andere zu trösten.