Statue der Gottesmutter
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3. Adventsonntag (13.12.2014)

„Ich bin nicht der Messias“, bekannte der Täufer. Dieses Bekenntnis ist ein Ausdruck seiner Demut. Gerade der heutige Mensch sollte sich die Frage nach dem Messias stellen, denn viele sind versucht, sich selbst zu Gott zu machen, zum Herrn über Leben und Tod – und über die Moral. Die selbst gebastelten „Glaubenswahrheiten“, feinsäuberlich zurechtgeschnitten auf das, was man gerne leben möchte, oder Wertvorstellungen, die aus allen Religionen zusammengewürfelt werden, bezeugen jene Selbstüberhöhung, von der sich Johannes der Täufer klar abzuwenden wusste. Er wusste, wer er nicht war – und das führt immer zu einem äußerst heilsamen Seelenzustand, den man Demut nennt. Johannes war aber auch kein buckelnder Duckmauser. Vielmehr war er beseelt und bewegt von seiner Berufung, der Prophet des Messias zu sein. Als solcher kannte er seinen Auftrag und auch jene Schriftstelle, die von ihm sprach. Aus diesem Grund konnte er über sich selbst mit fester Stimme Jesajas Worte für sich in Anspruch nehmen:

„Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!“ (Joh 1,23)

Johannes, der Evangelist, berichtet über den Täufer: „Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“ (Joh 1,6-9) Ebenso preist der heilige Augustinus den messianischen Vorläufer als „bemerkenswerten Menschen, hochbegabt, hochbegnadet, hohen Ranges.“ Aber er lässt sich davon nicht blenden und ermahnt deswegen mit einem Vergleich: „Bewundere ihn, aber so wie man einen Berg bewundert: der Berg verbleibt in der Dunkelheit, solange ihn nicht das Licht umstrahlt: »Er war nicht selbst das Licht«. Halte nicht den Berg für das Licht; zerschelle nicht an ihm, da findest du keine Hilfe. Was soll man denn sonst bewundern? Den Berg, aber als Berg. Erhebe dich zu dem, der diesen Berg beleuchtet. Der Berg ragt in die Höhe, um als erster die Strahlen der Sonne aufzunehmen und sie in deine Augen weiterzuleiten.“ Johannes stellt sich nicht selbst in den Mittelpunkt. Er war nicht gekommen, um Ehre und Ansehen zu genießen. Im Gegenteil, er zog sich in die Wüste zurück, um ein Leben der Buße zu führen und sich so in „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9) zu vertiefen.

Augustinus erklärt: „Johannes selber war Finsternis, bevor er Licht empfing; er wurde erst Licht, als er angestrahlt wurde. Er wäre, wie die Anderen, Finsternis geblieben, hätte er nicht die Strahlen des Lichtes empfangen.“ Weil er sein ganzes Wesen auf Christus, die Sonne des Heils, ausgerichtet hatte, vermochte er zu bekennen: „Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.“ (Joh 1,15) Der Evangelist Johannes fasste die ganze außerordentliche Berufung dessen, den Jesus als den Größten unter den Menschen bezeichnete (vgl. Mt 11,11), in einem ganz schlichten Satz zusammen: „Johannes legte Zeugnis für ihn ab.“ (Joh 1,15) Und als Zeuge des unerschaffenen Lichtes bewegte er alle Menschen guten Willens zur Umkehr der Herzen. Nur der bekehrte Mensch kann das Licht Gottes sehen. Umkehr meint, sich von der Finsternis abzuwenden, um sich vom Licht ergreifen zu lassen, von jenem Licht, das Licht vom Licht ist, und von der Finsternis nicht erfasst werden konnte. (vgl. Joh 1,5) Umkehr bedeutet, sich dem Licht Christi zuzuwenden. Denn „in ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Joh 1,4) Beten wir darum, vom Lichte Gottes geführt und erleuchtet zu werden, damit auch wir, wie Johannes, ein Zeuge des Lichtes werden, zum Heil der ganzen Menschheit.