Statue der Gottesmutter
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Misericordia (05.08.2011)

Unser Abend der Barmherzigkeit fand heute bereits zum15. Mal statt.

Mittlerweile nehmen bis zu 150 Gläubige an diesen Abenden teil. Im Laufe der letzten Monate haben wir wahrgenommen, dass für einige Beter der etwa dreistündige Abend noch zu kurz war und sie das Bedürfnis hatten, den Abend in Stille ausklingen zu lassen. So gab es diesmal eine kleine Änderung, die wir wegen der guten Annahme auch beibehalten werden. Nach dem Einzelsegen boten wir heute erstmals die Möglichkeit zur stillen Anbetung bis 22 Uhr an. Wir waren sehr überrascht, dass dies, zumindest für die erste Zeit, von beinahe einem Drittel der Gläubigen angenommen wurde.

Auch der Beichtdienst endete erst nach 22 Uhr. Manche bringen große Sorgen mit, die sie Jesus – zum Teil mit kleinen Briefchen – vorlegen. Viele tragen schwer an ihrem Leben.

Gerade für sie war die heutige Predigt wie zugeschnitten. P. Florian Parth CM feierte mit uns die heilige Messe und leitete den Abend. In der Predigt legte er die Schriftstelle vom leichten Joch Jesu aus. Er meinte:

„Es gab auch ein Tragholz (Joch) wo zwei Tiere zusammengespannt wurden, da wurde die Last aufgeteilt. Das einzelne Tier hat nur mehr die Hälfte der Last zu tragen. Wenn ich also mit Christus zusammengespannt bin, wird es leichter.“ Und er führte weiter aus: „Bei zwei Tieren kann der Pflug auch tiefer gesetzt werden. Mit Christus gemeinsam kann ich mein Leben umgraben, es durchpflügen und alles anschauen. Ich muss es nicht mehr verdrängen. Alle Belastungen mit Christus getragen, werden leichter. Mit ihm kann ich mein Leben ansehen und aufarbeiten.“ Und gerade darum geht es beim Abend der Barmherzigkeit. Indem wir unser Leben vor Jesus tragen und es mit ihm anschauen, können wir ein Stück Heilung erfahren.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit P. Florian Parth CM

Wir sind erst wirklich da, wenn wir in den Lobpreis einstimmen, sonst sind wir nur vorsichtige Christen. Wir sollen nicht vorsichtig sein, sondern alles von ihm erwarten.

Gott teilt sich selber ganz mit. Wir brauchen eine persönliche Beziehung zu Gott, um ihn wirklich zu kennen. Bei der Menschwerdung wird Gott einer von uns, er wird uns gleich. Und er stellt uns damit ins Paradies.

Schauen wir unser Leben an: Es sind Lasten da, oft große Belastungen (vgl. Buch Genesis). Es ist nur die Sünde, die uns wirklich belastet, sonst nichts. Was auf uns liegt sind Belastungen, die durch die Schuld entstehen. Dazu sagt uns Jesus: „Nehmt mein Joch auf euch …“. Jesus ist mächtig, er ist stark genug, um unsere Lasten zu tragen und zu ertragen. Das ist die Erlösung! Gott schenkt sich selber, seine ganze Liebe.

„Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir!“ – es ist ein Bild, das uns zeigt, wie Christus uns zur Seite steht. Aber wir sagen: „Mein Joch genügt mir! Jesus, ich will nicht deines auch noch tragen.“ Viele sagen es genügt, dabei wird es aber immer schwerer.

Wenn der Sonntag nicht mehr gehalten wird, weil wir uns sagen: „Ich brauche meine Ruhe, weil ich am Samstag lange gefeiert habe, muss ich am Sonntag lange ausschlafen.“ Das ist eine selbst gemachte, erdachte Ruhe, um am Montag vom Wochenende neu belastet in die Woche zu gehen. Wir wollen uns der Lasten entledigen und sie uns fern halten. Wir denken oft, dass wir gescheiter als Gott sind und legen uns damit nur neue Lasten auf.

Was ist ein „Joch“? Früher hat man das Joch auf ein Tragtier gelegt, damit es die Last leichter tragen konnte und das Tier geschont wurde. Es geht hier um eine Wirklichkeit, wo der Einzelne geschont wird. Es gab auch ein Tragholz (Joch) wo zwei Tiere zusammengespannt wurden, da wurde die Last aufgeteilt. Das einzelne Tier hat nur mehr die Hälfte der Last zu tragen.

Wenn ich also mit Christus zusammengespannt bin, wird es leichter. Bei zwei Tieren kann der Pflug auch tiefer gesetzt werden. Mit Christus gemeinsam kann ich mein Leben umgraben, es durchpflügen und alles anschauen. Ich muss es nicht mehr verdrängen. Alle Belastungen mit Christus getragen, werden leichter. Mit ihm kann ich mein Leben ansehen und aufarbeiten.

Zu zweit muss man Schritt halten – man kann nicht wie sonst einfach drauf losgehen. Man muss Rücksicht nehmen auf den anderen. Wenn wir alleine losziehen, werden wir schnell müde. Christus passt seinen Schritt an unseren an und er führt uns. Er nimmt unsere Last auf sich. Wenn ich mit Christus gehe, wird es in meinem Leben keinen Stillstand geben, er wird mich führen und leiten.

Der Film „Die Passion“ stellt das in der Szene bei 5. Station am besten dar: Als Simon von Cyrene gezwungen wurde, das Kreuz Jesu mit zu tragen. Simon sträubte sich zuerst und trug zuletzt doch freudig das Kreuz. Simon sagte: „Warum soll ich diesem Sträfling das Kreuz tragen?“ Aber er wird gezwungen das Kreuz zu tragen. Und dann tragen sie beide das Kreuz. Es gibt die Vielen in der Menge, die Jesus verspotten und schlagen. Jesus nimmt das hin und Simon sieht das.

Wie Simon werde auch ich erst entdecken, was Jesus für uns getan hat, wenn ich mich auf ihn einlasse. In seiner Nähe erkenne ich, dass er alle Lasten trägt. Er ist der eigentliche Träger meiner Lasten. Er will mich in das Paradies führen. Wenn ich entdecke, dass Jesus wirklich meine Last trägt, werde ich bei ihm bleiben.

Wir alle wollen „Ruhe finden“, aber es geht dabei nicht meine Ruhe, sondern um die Ruhe, die mir von Jesus geschenkt ist.

Wie geht das? Am Sonntag stehe ich auf und gehe zu ihm. Das ist eine innere Pflicht, dass ich mein Leben zu ihm hintrage. Jesus sagt: „Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ Das sehen wir zum Beispiel an Mutter Theresa, die viel getragen hat und doch immer gelächelt hat.

In meinem Leben muss es um die Frage gehen: „Wie lasse ich mich mit Christus zusammenspannen, um mein Leben tiefer umzugraben?“

Ich kann mein Leben in der Beichte und im Gebet umgraben. Deshalb brauche ich eine gewisse Zeit des Gebetes, um Jesus alles anzuvertrauen. Jeder Christ soll sich bewusst Zeit nehmen zum Gebet. Das ist dann eine heilige Zeit, die ich mit Jesus alleine verbringe.