Statue der Gottesmutter
Menü

Königin, in den Himmel aufgenommen (15.08.2021)

© pixabay free

Der Anrufung: „Du Königin, in den Himmel aufgenommen“, begegnen wir in der Lauretanischen Litanei. Sie findet ihre Begründung in der Apostolischen Konstitution „Munificentissimus Deus“, in der Papst Pius XII. die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel als Dogma verkündete. Der Lehrsatz lautet: „Wir verkünden, erklären und definieren es als einen von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, dass die makellose Gottesmutter, die allzeit reine Jungfrau Maria, nach Vollendung ihrer irdischen Lebensbahn mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“ Und der Heilige Vater fügte dem Lehrsatz bei: „Wenn daher, was Gott verhüten möge, jemand vorsätzlich dies, was wir definiert haben, leugnet oder in Zweifel zieht, so soll er wissen, dass er völlig von dem göttlichen und allumfassenden Glauben abgefallen ist.“

Der heilige Petrus Canisius stellte fest: „Dass jener heiligste Leib, aus dem Christus sein Fleisch, die menschliche Natur annahm und mit seiner göttlichen Natur vereinigte, der Leib, in welchem also das Wort Fleisch, das heißt Gott Mensch wurde, den Würmern zum Fraße hingegeben worden sei, das zu denken getraue ich mich nicht, das auszusprechen fürchte ich mich. Um dies zu behaupten, müsste jemand entweder Christi Macht oder Christi Liebe zu Maria leugnen wollen. Die Schrift sagt von Henoch, er sei der Erde entrückt worden und Elias im feurigen Wagen gegen Himmel geführt worden (Eccli. 44 u. 48); sie sind also nicht gestorben, sind von Gott nur aus der Welt hinweggenommen worden und führen irgendwo ein Leben ohne Leid, ohne Fehl, ohne Beschwerde; sie bewahren ihr Leben durch göttliche Kraft. Warum sollen wir also bei Maria zweifeln, dass, wenn sie auch gestorben ist, durch göttliche Kraft wieder zum Leben kam? Maria muss man alles zuerkennen, was irgendeinem Freund und Diener Gottes zuteil wurde.“

„Dem Herrn entschlafen“

… ist eine Phrase, die vor allem früher gerne verwendet wurde, wenn jemand gestorben ist. Die Ostkirche feiert die Aufnahme Mariens bis heute unter dem Titel „Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin“. Petrus Canisius sagt: „Die griechische Kirche singt schon seit Jahrhunderten am Feste der Himmelfahrt Mariä: „Die Heerscharen der Engel schützten den Leib der Jungfrau mit ihren Flügeln und trugen ihn in den Himmel als die lebendige Bundeslade des Herrn.““ Und Canisius wirft die Frage auf: „Wie hätte aber die griechische Kirche dieses Fest unter so großem Zulauf des Volkes und mit solchen Gebeten und Gesängen feiern können, wenn ihr Glaube nicht in der Überlieferung der vorausgegangenen Jahrhunderte begründet gewesen wäre?“

Das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel ist gleichsam auch eine Bestätigung ihrer Unbefleckten Empfängnis. So, wie ihre Erlösung von der Erbsünde vorweggenommen wurde, so wurde auch ihre Auferstehung vorweggenommen. Nachdem sie ihr irdisches Leben vollendet hat, wurde sie in den Himmel aufgenommen, an die Seite ihres Sohne erhoben und ihm gleichgestellt.

Neben Jesus, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, ist Maria der einzige Mensch, der in dieser verklärten Einheit von Leib und Seele in der Gegenwart Gottes lebt.

Dieses Leben an der Seite Christi dürfen auch wir erwarten, wenn wir ihm treu bleiben. Was Maria jetzt schon genießen darf, ist noch unsere große Hoffnung, die wir erlangen werden, wenn unser Leben vollendet sein wird. Vollendung des Lebens ist aber nicht gleichzusetzen mit unserem Sterben. Viele sterben unvollendet. Für jene hält Gottes Gerechtigkeit gleichermaßen wie seine Barmherzigkeit das sogenannte Fegefeuer bereit, das als ein Zustand der Reinigung zu verstehen ist. Der Mensch erfährt darin die Gnade, von allem Bösen vollständig gereinigt zu werden, sodass in ihm nur noch die geläuterte Liebe übrig bleibt. Diesen Zustand der vollständig geläuterten Liebe nennen wir Heiligkeit. Wer vollkommen heilig ist, gelangt in den Himmel und ist dann fähig, Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen.

© pixabay free

Die leibliche Aufnahme Mariä in den Himmel Entnommen aus dem 47. Kapitel aus: Maria, die unvergleichliche Jungfrau und hochheilige Gottesgebärerin

Petrus Canisius zitiert Durandus, der sagte: „Zu Staub werden ist die allgemeine Strafe der Erbsünde und besteht darin, dass die menschliche Natur sich selbst überlassen wird, denn in diesem Falle muss der Leib von selbst zu Staub werden. Bei Maria aber wurde eine Ausnahme gemacht, weil Christi Leib auch nicht der Verwesung anheimfiel nach dem Worte des Propheten im Ps. 15: ‚Du wirst deinen Heiligen die Verwesung nicht schauen lassen‘, sein Leib ist aber aus dem Leibe der Jungfrau genommen, dieser durfte mithin auch nicht verwesen.“

„Auch Richard von St. Victor lehrt so. Bernhard aber beschreibt die Freude aller Himmelsbewohner, die sie hatten, als sie die Stimme Marias hörten, ihr Antlitz schauten, ihre Gegenwart genießen konnten, also glaubte er an ihre leibliche Auferstehung.

Ebenso Augustin: „Christus, der sie auf Erden mehr als alle andern liebte durch Verleihung von Gnaden, ehrte sie auch nach dem Tode mehr als alle andern, indem er sie nicht den Würmern, dem Staub und der Fäulnis überließ, sie, die den geboren hat, der ihr und aller Menschen Erlöser ist.

Amadeus: „Weil sie Christus mehr liebte als alle andern, deswegen sieht sie ihn auch besser, sieht ihn nicht bloß als Gott mit den Augen des Geistes, sondern auch als Menschen mit den Augen des Leibes.“ Nicephorus: „Sie wurde zwar begraben, aber dann ins Paradies versetzt als Baum des Lebens. Wie, das weiß Gott, der dies getan.“

© pixabay free

Michael Glykas: „Sie war den allgemeinen Gesetzen der Natur unterworfen, starb und wurde begraben, ist aber dann lebendig vom Grabe auferstanden wie Christus; nur die Linnen, in denen sie begraben wurde, fanden sich vor.“ Andreas von Jerusalem, Erzbischof von Kreta: „Weil sie den Urheber des Lebens geboren hat, wurde sie auch dorthin versetzt, wo die Quelle des ewigen Lebens war, wo nichts flüchtig und vorübergehend ist, wo es keine Beschwerden und Leiden dieses Lebens, keinen unangenehmen Wechsel der Dinge mehr gibt.“

Der hl. Germanus, Patriarch von Konstantinopel: „Der Leib der Jungfrau wurde von den Toten auferweckt und wurde ganz geistig, unsterblich, unverweslich. Es ist ein menschlicher Leib, aber ein solcher, der zum unsterblichen Leben gelangte, absolut voll Leben, der nicht mehr sterben kann, denn er war das Gefäß, das Gott enthielt.“

Johannes Damascenus bezeugt, „sie sei am dritten Tage auferstanden und zu ihrem Sohne aufgenommen worden. Als Tochter der alten Eva ist sie zwar gestorben, wie auch Christus, obwohl das Leben selber, den Tod nicht von sich gewiesen hat, allein weil Mutter des lebendigen Gottes, wurde sie zu ihm aufgenommen.“ Seine Predigt über Marias Aufnahme in den Himmel nahm die Kirche in das Brevier des Festes auf.

Juvenal, Erzbischof von Jersalem, ist ein gewichtigerer Zeuge als alle andern, weil er in allem, was die Kirche von Jerusalem betrifft, durchaus glaubwürdig ist. Vor dem Kaiser Marcian und der Kaiserin Pulcheria erklärte er auf dem Konzil von Chalcedon, er wisse es aus der langjährigen und wahrhaften Überlieferung der Vorfahren, dass die Apostel drei Tage beim Grabe der Mutter Gottes blieben und als sie es aufmachten, sei ihr Leib nicht mehr dort gewesen, sondern nur die Leintücher, ebenso wie es bei der Auferstehung Christi war. Kaiser Leo bezeugte auch dasselbe in einer Rede. Alle diese bezeugen die Auferstehung und die Aufnahme Mariä in den Himmel dem Leibe nach. Athanasius sagt, „Maria sitze zur Rechten ihres Sohnes, des ewigen Königs, im Himmel und zwar auch leiblich, nämlich mit unsterblichem und unverweslichem Leibe. Sie ist also bereits selig im Himmel nicht bloß der Seele nach, sondern auch im Leibe und herrscht dort mit Christus. Das sei gemeint unter dem Kleide der Königin, die zu seiner Rechten sitzt, nämlich ihr Leib angetan mit Unsterblichkeit, Unverweslichkeit Glanz und Herrlichkeit.“