Statue der Gottesmutter
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18. YOUCAT-Abend (14.07.2014)

„Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge, die sie schon hundertmal gehört haben, als eine Wahrheit, die ihnen völlig neu ist.“ Dieses Wort das Schriftstellers Alfred Polgar gewinnt in gewisser Weise auch für den katholischen Glauben an Bedeutung. Vielerorts wird der Glaube heute verfälscht oder verwässert propagiert. Wer die Wahrheit, die Lehre der Kirche, nicht kennt und darin nicht sattelfest ist, kann in einzelnen Glaubensfragen leicht „aus dem Sattel gehoben werden“.

Unsere YOUCAT-Abende wollen dazu beitragen, dass jeder die Möglichkeit hat, den Glauben von der Wurzel her kennenzulernen oder zu vertiefen. Pfarrer em. Johann Schuster referierte heute zur Frage 34 im Jugendkatechismus, der durchaus auch von älteren Generationen gerne zur Hand genommen wird, weil er den Glauben in einer einfachen, zeitgerechten Sprache vermittelt. Eine Mitschrift vom heutigen Vortrag stellen wir nachfolgend als kleinen Impuls zum Weiterdenken gerne zur Verfügung.

YC 34: Was muss man tun, wenn man Gott erkannt hat?

Viele Leute glauben, dass sie Gott schon erkannt haben, aber ich muss feststellen, dass vielen die Einsicht fehlt. Deswegen möchte ich zuerst das Entstehen von Einsicht bzw. wie man zur Einsicht kommt, erklären. Dazu gehe ich als Beispiel auf das Buch der Sprichwörter ein. Im Prolog (Spr 1,1-7) heißt es, „Gottesfurcht ist Anfang der Erkenntnis, nur Toren verachten Weisheit und Zucht.“ Wenn die Gottesfurcht der Anfang der Weisheit ist, dann geht es zuerst darum, diese Gottesfurcht zu erlangen – im Hören auf die Eltern und auf Gott.

Das ganze 2. Kapitel ist im Hebräischen ein einziger Satz. Kunstvoll gefügt, mit dem Schema wenn-dann und beschreibt zwei Wege: den Weg des Lebens und des Todes. „WENN du auf meine Lehre HÖRST und nach Weisheit strebst DANN wirst du Gottesfurcht begreifen, DANN wirst du wahre Frömmigkeit erlangen, DANN wirst du das rechte Verhalten von innen her erkennen.“

Die Voraussetzung zur Erlangung der wahren Frömmigkeit wird in Vers 5-8 näher beschrieben und liegt im Begreifen der Gottesfurcht und Finden der Gotteserkenntnis.

Zusammengefasst heißt das: Wer innerlich hört, der wird Weisheit und Gotteserkenntnis finden, denn diese sind Gaben des Heiligen Geistes. „Dann begreifst du, was Recht und Gerechtigkeit ist, Redlichkeit und jedes gute Verhalten, denn Weisheit zieht ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt deine Seele. Besonnenheit wacht über dir und Einsicht behütet dich (9-11).“ Wenn wir diesen Weg des Hörens und der Weisheit nicht gehen, dann verlassen wir den rechten Weg und gehen den Weg des Todes.

Dieses rechte Streben, das Herz der Einsicht zuzuneigen (Herz meint hier die innerste Mitte der Person – der Sitz von Entscheidungen und Einstellungen), vertieft meine religiöse Einsicht und Haltung. Das heißt, es liegt an mir, aktiv zu suchen, damit mir Gott mit seiner Gnade und Einsicht entgegenkommen kann. Im Neuen Testament heißt es bei Jesus „Wer sucht, der findet“. Ich frage mich immer wieder, weshalb manche Personen, die schon lange den religiösen Weg gehen, noch nicht zur Einsicht gekommen sind. Dazu heißt es in der Schrift „Nur wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht.“ Das heißt, nur wenn man das Wort Gottes wahrhaftig lebt, hilft uns diese Praxis, zu lebensförderlichen Handlungen und Entscheidungen zu gelangen. An diesem rechten Weg findet man zunehmend Geschmack (Vgl. Spr 2,10). Diese Orientierung bewahrt uns vor der gefährlichen Verführung auf Abwege.

Ich möchte hier aus dem lesenswerten Buch von Grialou „Ich will Gott schauen“ Johannes vom Kreuz und Teresa von Avila zitieren. Johannes vom Kreuz: „Das Verstehen der Seele nennen wir auch ein Sehen der Seele.“

Thesesa von Avila: „Diese göttliche Wahrheit, die mir von Gott zu verstehen gegeben wurde, erweckte in mir eine neue Ehrfurcht vor Gott. Die göttliche Wahrheit ist die Wahrheit in sich selbst, ohne Anfang und Ende, erfahrene Wahrheit.“ Der Herr hat Theresa die Beschaffenheit der Seele im Stand der Gnade gezeigt. „Ich sah, wie die Heiligste Dreifaltigkeit bei ihr weilt und wie die Seele aus dieser Gegenwart Macht empfängt, die ganze Erde zu beherrschen.“ Das heißt, von einer gottverbundenen Seele geht Vollmacht aus, zum Beispiel: das Wort Gottes vollmächtig zu verkünden. Weiters zeigte der Herr ihr die Beschaffenheit der Seele, die sich im Stand der Todsünde befindet. Sie ist ganz kraftlos – „ich sah einen vollständig gebundenen und gefesselten Menschen, die Augen verhüllt, der weder sehen, noch hören, noch gehen kann und in dichte Finsternis gehüllt ist.“ Teresa hatte Mitleid mit diesen Seelen und begann für sie zu beten.

Für unser christliches Leben sehe ich es als wesentlich an, vom wörtlichen Gebet in das kontemplative Gebet zu wachsen und so zu einer immer tieferen Gottesbeziehung zu gelangen. Dazu ist es erforderlich, sich vom Heiligen Geist täglich führen zu lassen, der in uns betet und uns zum „Schauen Gottes“ führen wird.