Statue der Gottesmutter
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2. Adventsonntag (07.12.2014)

Am zweiten Sonntag im Advent ist der Fokus ganz auf den Prophetendienst Johannes des Täufers gerichtet. „Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden“, berichtet der Evangelist Markus. (MK 1,2-4)

Das Schriftwort vertiefend, verdeutlicht Franz von Sales den Ruf zur Umkehr, der allen Menschen aller Zeiten gilt: „Der heilige Johannes der Täufer lehrt es uns: »Tut Buße«, so sagt er, »tragt diese Berge von Stolz ab und füllt diese Schluchten von Lauheit und Kleinmut auf, denn das Heil ist nahe«. Diese Schluchten sind nichts anderes als Bangigkeit, die uns den Mut verlieren lässt, wenn sie zu groß wird. Das Starren auf große begangen Fehler bringt Verunsicherung und Ängstlichkeit mit sich, die uns niedergeschlagen machen.

Das sind die Schluchten, die mit Vertrauen und Hoffnung aufgefüllt werden müssen für die Ankunft unseres Herrn." Der heilige Kirchenlehrer benennt die Berge und Hügel mit den Namen „Überheblichkeit, Stolz und Hochschätzung der eigenen Person“. Es sind die Schuldenberge, die wir gegen Gott, uns selbst und unsere Mitmenschen angehäuft haben, die „ein großes Hindernis für das Kommen des Herrn“ darstellen. Auf seinen Predigtreisen hat der Herr viele Berge bewandert. Die von Gott geschaffenen Gebirge und Hügel waren für Christus kein Hindernis, zu den Menschen zu gelangen. Aber die von Menschen geschaffenen Berge versperren ihm den Weg zu unseren Herzen. Eine Seele, die Gott begegnet, wird durchdrungen von seinem klaren Blick: „Er demütigt und erniedrigt nämlich die Hochmütigen, dringt vor bis auf den Grund des Herzens und legt den Stolz frei, der sich dort verbirgt: »Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.« Es ist, als würde er sagen: »Korrigiert alle eure verbogenen Absichten, tut Buße und nehmt euch nur das vor, was Gott gefällt.« Das muss das Ziel sein, das wir alle anzusteuern haben.

Ebnet die Wege, tötet ab eure Leidenschaften, Vorlieben und Abneigungen, damit ihr eure Launen in den Griff bekommt. Wie erstrebenswert sind doch Gelassenheit und Ausgeglichenheit!“, mahnt der heilige Franz von Sales eindringlich. Wer Gott begegnet ist und eine tiefgreifende Bekehrung erlebt hat, weiß, dass durch die Gnade ganze Berge der Sünde innerhalb kürzester Zeit einstürzen und Täler und Schluchten auffüllen können. Die Anfangsgnade ist immer groß, aber Gott nimmt uns nicht alles ab. Die Hügel bleiben auch nach der Bekehrung noch bestehen oder bauen sich von Zeit zu Zeit wieder auf. Sie zu begradigen bleibt unsere lebenslange Arbeit, denn diese sanften Hügel sind nicht so zerbrechlich, wie die großen Berge. Sie sind hartnäckig, weil sie häufig an schlechte Gewohnheiten gebunden sind. Um sie dennoch abzutragen, helfen nur die fünf „B“ einer guten Beichte: besinnen, bereuen, bessern, bekennen = beichten, büßen. Das Gute ist, dass wir in diesem Kampf gegen die Sünde nicht allein sind, Gott selbst will uns durch seine rettende Gnade darin unterstützen. Der Advent ist die bevorzugte Zeit, um die Hügel unserer Gewohnheitssünden abzutragen. Aber wir dürfen nicht vergessen: Advent, die Zeit des Wartens auf die Ankunft des Herrn, erstreckt sich nicht nur auf drei bis vier Wochen im Jahr, Advent dehnt sich auf unser ganzes Leben aus, an dessen Ende die Wiederkunft Christi steht. Möge es uns mit Gottes Hilfe gelingen, dass bis zu seinem Kommen in unserer Todesstunde, unsere Berge und Hügel geebnet sind.