Statue der Gottesmutter
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2. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (07.03.2014)

Ein Kindheitserlebnis Jesu ist bei der 2. Andacht zur Schmerzhaften Mutter der zentrale Betrachtungspunkt. Beschrieben ist dieses Ereignis im Matthäusevangelium:

„Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ (Mt 2,13-15)

Ein arabisches Sprichwort besagt, „zu dem, der nach Erkenntnis strebt, beugen die Engel ihre Flügel.“

Der gerechte Josef strebte als Nährvater des Sohnes Gottes wohl nach höchster Erkenntnis, um Jesus zu beschützen und zu umsorgen. In Anbetracht seiner Verantwortung und seiner Rolle im Erlösungsplan Gottes war Josef stets wachsam auf den Fingerzeig Gottes. „Besonnenheit wacht über dir und Einsicht behütet dich.“ (Spr 2,11) Gott selbst wachte über der Heiligen Familie und sandte seinen Engel, um diese aus einer großen Gefahr zu retten. Der wachsame Josef vertraute, gehorchte und zögerte keinen Augenblick. Ebenso war Maria trotz Angst, Schmerz und Sorge in dieses Gottvertrauen eingebettet. In aller Eile packten sie ihre wenigen Habseligkeiten und flohen in jenes Land, das der Engel Josef genannt hatte.

Welcher Schmerz bewegte das Herz Mariens, die ihr Kind, die Hoffnung der Menschheit, fest in ihren Armen hielt?

Es ist das Wesen einer Mutter, dem Kind allen Schmerz abnehmen zu wollen. Maria sah jetzt ihren kleinen Sohn verfolgt und das von Simeon prophezeite Schwert bohrte sich bereits jetzt ein Stück weit in ihr Herz. Heute kann sie Jesus vor dem Tod retten, aber sie ahnt, eines Tages wird sie es nicht mehr tun können. Aber sie lehnte sich gegen Gottes Wirken nicht auf, denn ihr war bewusst: „Gutes und Böses, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen vom Herrn.“ (Sir 11,14) Die Zukunft, der die kleine Familie nun entgegeneilte, war nicht rosig. Fremd und ohne Wohnsitz mussten sie eine neue Existenz aufbauen, ohne Freunde und in der Gewissheit, die neu errungene Heimat wieder zu verlassen, sobald der Engel kam, um ihnen einen neuen Auftrag zu überbringen. Geduldiges Warten in einem fernen Land mit fremder Sprache war für die Flüchtlingsfamilie angesagt. Hoffnung mischte sich in dieses Warten, denn aus Ägypten wird er seinen Sohn rufen. (Vgl. Mt 2,15)

Dann und wann führt Gott auch uns aus dem Gewohnten heraus, in Situationen hinein, die uns ängstigen, verunsichern. Manche neue Lebenssituation kann auch für uns ein fremdes Ägypten sein, das uns in eine größere Armut wirft, zugleich aber vor Schlimmerem bewahrt. Wie die Heilige Familie dürfen wir dann vertrauen, dass Gott uns ebenso als Söhne und Töchter aus „Ägypten“ rufen wird, damit wir in seinen Plänen jenen Platz einnehmen können, für den er uns geschaffen hat. Jesus, Maria und Josef sind uns den Weg glaubend und liebend vorausgegangen, wir dürfen ihren Schritten folgen, um auf diese Weise sicher an unser ewiges Ziel zu gelangen.