Statue der Gottesmutter
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3. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (14.03.2014)

Bei der heutigen 3. Schmerzhaftenmutterandacht treffen wir auf Maria, die im Gewühl einer österlichen Pilgerreise ihren Sohn auf dem Heimweg verloren hatte. Man kann sich das Entsetzen der Gottesmutter vorstellen, als ihr gewahr wurde, Gottes Sohn verloren zu haben.

Der Verlust ihres göttlichen Kindes lässt das von Simeon geweissagte Schwert, Metapher seelischer Schmerzen, erneut in ihr Herz dringen. Unmittelbar nachdem Maria und Josef den ihnen anvertrauten Gottessohn verloren wussten, begannen sie ihn zu suchen. Und hier erging es ihnen nicht anders als allen anderen: Sie suchten Jesus, fanden ihn aber nicht, weil sie ihn an falschen Orten suchten. Sie dachten als Eltern und griffen nach jeder menschlich naheliegenden Lösung. Aber ihr Denken kreiste eben nur um menschliches Handeln. Sie fragten bei Bekannten und Verwandten nach, bei denen er aber nicht auffindbar war. Maria und Josef mussten erfahren, dass Gottes Wege anders sind.

Sie mussten feststellen, dass Jesus kein kleines Kind mehr war, sondern so weit gereift war, dass er geistlich gesehen volljährig geworden war. Sie fanden ihn nicht in der Welt. Er war bei seinem Vater im Tempel geblieben. Bangen Herzens gingen sie nach Jerusalem zurück – eine Tagesreise lang. Dort fanden sie ihn, mitten unter den Lehrern sitzend, als sei es selbstverständlich. Mit Weisheit stellte er Fragen und gab Aufsehen erregende Antworten. Nach der ersten Freude und Erleichterung des Wiederfindens, entfuhr Maria der Vorwurf: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.“ (LK 2,48) Maria war noch ganz im menschlichen Denken gefangen. Sie war Mutter mit Fleisch und Blut. Jesus aber wollte sie mit seiner Frage über diesen Horizont hinausführen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49)

In einer anderen Übersetzung wird das fast schon provokativ anmutende „Warum“ deutlicher. Dort lautet Jesu Frage so: „Was ist der Grund dafür, dass ihr mich gesucht habt?“ Welche Gründe haben das mütterliche Herz Mariens bewogen, sich auf die Suche zu machen? Menschliche, mütterliche Gründe oder geistliche, göttliche Gründe? Der jugendliche Jesus selbst hat mit seinem Verweilen im Tempel den ersten Schritt der Abnabelung gesetzt. Er wusste, wem er gehörte: Seinem Vater im Himmel. Deshalb blieb er im Gotteshaus, im Haus seines Vaters, denn schon damals brannte in ihm das Psalmwort: „Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag ich im Herzen.“ (Ps 40,9) Er blieb gleichzeitig auch mit einer tiefen Sehnsucht im Tempel zurück: „Lehre mich, deinen Willen zu tun; denn du bist mein Gott.“ (Ps 143,10) Obwohl Jesus nichts anderes tat, als seine Eigenverantwortung im geistlichen Leben wahrzunehmen, um an Weisheit zuzunehmen, konnte Maria nicht verstehen, warum Jesus so gehandelt hatte. Deshalb bewahrte sie alles in ihrem Herzen, denn fürs Erste saß ihr der Schrecken noch in allen Gliedern.

Auch uns ergeht es manchmal genauso. Wir verlieren Menschen und verstehen nicht, warum. Wie Maria müssen wir dann unseren Blick nach oben wenden, um die Dimension des Göttlichen zu erkennen. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass wir Gott aus den Augen verlieren. Maria, die unsern Schmerz zutiefst versteht, kann uns in diesen Nöten eine Helferin und Trösterin sein. Sie wird uns an der Hand nehmen und ohne Umwege zu ihm zurückführen. Was sie selbst schmerzlich erlernt hat, wird die Gottesmutter auch uns lehren: Den Blick von der menschlichen Denkweise auf die geistliche zu erheben.