Statue der Gottesmutter
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3. Fastensonntag (08.03.2015)

Wir lieben den sanften Jesus, der „gütig und von Herzen demütig ist“. Wir wollen einen barmherzigen Jesus, der uns freundlich zulächelt und uns mit Gnaden überhäuft. Diese Vorstellung allein ist ein verfälschtes, unvollkommenes Bild, das wir uns jedoch gerne von Gott zeichnen. Wohl ist die Barmherzigkeit Gottes durch nichts auszuloten und unerschöpflich. Aber das heißt nicht, dass Jesus „nicht auch anders kann“, wie man im Volksmund gerne sagt. Wenn es Not tut, dann schreitet Jesus auch in erschreckender Weise ein.

Die Grenzen seiner Güte sind erreicht, wenn er sieht, wie das Haus des Vaters oder der Vater selbst entehrt wird. Hier erleben wir denselben barmherzigen Jesus, dessen Herz in der Liebe zum Vater entbrannt ist. Aber jetzt ist der Geduldsfaden gerissen, Jesus schlägt um sich und treibt die Händler aus dem Tempel. Übrig bleibt ein Bild der Verwüstung. Diesen Jesus wollen wir nicht. Wir schieben ihn besser schnell beiseite, er ist uns unangenehm.

Wir haben ihn lieber sanft und still... als einen Gott, zu dem wir jederzeit kommen dürfen, um uns zu verzärteln. Aber das ist nicht Gott. Das ist lediglich ein Bild, das wir uns von ihm machen. „Du sollst dir kein Gottesbild machen.“ (Ex 20,4), hören wir Gott selbst sprechen, als er die zehn Gebote bekannt gab. Gott ist zu groß, als dass er sich in ein Bild einfangen ließe und der Mensch ist zu unfähig, Gott in seiner Ganzheit zu erkennen, geschweige denn, ihn so darzustellen. Jesu Ausschreiten im Tempel ist, auch wenn es nicht so anmutet, ein Werk seiner Barmherzigkeit. Lange schon hat er das Volk gelehrt, aber es hat nicht gehört. Mit eindringlicher Geste verschafft sich Jesus nun Gehör, um die verstockten Sünder zur Umkehr zu bewegen. Um ihnen einen Denkanstoß zu geben und damit einen Prozess der inneren Erneuerung in Gang zu bringen.

Jesu Handeln erinnert an die drohenden Worte so mancher Eltern: „Du spielst dich so lange, bis mir die Geduld reißt!“ Auch wir spielen oft vor Gottes Angesicht, fordern ihn mit unserer Lebensweise heraus, und wundern uns, wenn er dann plötzlich eingreift. Gott ist immer barmherzig, aber wir dürfen ihn darin nicht auf eine bestimmte Sichtweise festlegen. Wir müssen ihm zu unserem eigenen Heil erlauben, auch mal anders mit uns zu verfahren. „Wen Gott liebt, den züchtigt er.“, heißt es. Im Bildnis des Barmherzigen Jesus nach Sr. Faustyna tritt Jesus den Sündern freundlich entgegen, um ihnen die Hand zu reichen. Was aber, wenn sie seine Hand nicht ergreifen? Dann greift seine Barmherzigkeit auf eine Weise in ihr Leben ein, das selbst den verstocktesten Sünder wachrütteln sollte. Menschen, die eine tief greifende Bekehrung erlebt haben, berichten häufig von solchen Erfahrungen – und sind im Nachhinein sehr dankbar dafür. Bitten wir Jesus, den Tempel unseres Herzens zu reinigen und alles daraus zu verjagen, was Gott nicht zur Ehre gereicht.