Statue der Gottesmutter
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3. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (02.03.2012)

Zentrales Ereignis der 3. Andacht zur Schmerzhaften Mutter ist das Rosenkranzgeheimnis „Den du, o Jungfrau, verloren und mit Schmerzen gesucht hast.“

Jesus wuchs in einer tiefgläubigen Familie auf. Ein jüdischer Junge ist ab dem 13. Lebensjahr verpflichtet, die Gebote und Vorschriften des jüdischen Gesetzes zu beachten. Alle jüdischen Männer, ausgenommen Greise und Kranke, hatten zu den drei jüdischen Hauptfesten, Pascha, Pfingsten und Laubhüttenfest, im Tempel zu erscheinen. Sofern sie nicht mehr als eine Tagesreise weit vom Tempel entfernt wohnten, waren sie dazu streng verpflichtet. Für den Fußmarsch von Galiläa nach Jerusalem brauchte man mindestens drei Tage. In der Bibel erfahren wir, dass die Heilige Familie diesen weiten Weg dennoch jedes Jahr zum Paschafest auf sich nahm. Lukas berichtet über dieses Ereignis:

„Als er (Jesus) zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.“ (Lk 2, 42-44)

Jesus war nicht bei seinen Eltern. Wir sehen, dass Maria und Josef ihren Sohn nicht ängstlich umklammerten. Sie vertrauten Jesus und ließen ihrem Kind einen gewissen Freiraum. Doch diesmal war es anders. Ihr Vertrauen wurde bitter enttäuscht. Jesus war nirgends zu finden. Keiner hatte ihn gesehen. Den Eltern stockte der Atem. Sie haben ihr Kind verloren und was noch schlimmer war: Sie hatten Gottes Sohn verloren, ihr höchstes Gut. Welche Herzensängste sie bedrückten und wie viele Selbstvorwürfe sie quälten können wir vermutlich nicht einmal richtig erahnen. Die meisten Eltern sind sich der großen Aufgabe und Verantwortung bewusst, die sie für ein Kind übernehmen. Maria und Josef wurde zudem eine noch viel gewichtiger Verpflichtung übertragen: Sie trugen nicht nur die Sorge um ein Kind aus Fleisch und Blut. Ihnen war die Sorge für den Messias, den Sohn Gottes, anvertraut worden, der die Hoffnung und die Rettung der gesamten Menschheit war. Was, wenn dem Messias, dem Gesalbten des Herrn, etwas zugestoßen war? Gott selbst hatte ihnen in seinem Sohn das Heil der Welt anvertraut. Welch unermessliche Verantwortung lastete doch auf diesen Eltern, die in tiefstem Schmerz drei Tage lang nach Jesus suchten. Drei Tage Passion für den heiligen Josef, der als Haupt der Familie die größte Verantwortung um dieses Kind zu tragen hatte.

Jesus hingegen, der nun kein Knabe mehr war, sondern dem Gesetz nach ein volljähriger Jude war, saß während dieser Zeit bei den Gelehrten im Tempel, redete mit ihnen und wurde von diesen für sein Verständnis bestaunt. (Vgl. Lk 2,45 ff) So unbekümmert trafen seine Eltern Jesus an. Und Maria reagierte wie jede andere Mutter auch: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.“ (Lk 2,48) Jesu Antwort klingt auf den ersten Blick etwas frech: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Aber er war sich seiner Sendung bewusst. Er setzte damit ein Signal, dass neue Zeiten angebrochen waren. Er verkündete seinen Eltern das, was sie eigentlich von Anfang an schon wussten: Gott ist sein wahrer Vater. Die Antwort brachte ihm das Unverständnis seiner Eltern ein. Aber die Wahrheit hat ihren Preis und geht ihren Weg. Nach dem durchlebten Schmerz nahm das Leben wieder seinen gewohnten Lauf: Jesus war gehorsam und Maria bewahrte alles in ihrem Herzen. So kann auch uns der Schmerz wachsen und reifen lassen.