Statue der Gottesmutter
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35. Abend der Barmherzigkeit (03.05.2013)

Misericordia heißt es nun schon seit drei vollen Jahren bei uns am Abend jedes Herz-Jesu-Freitags. Der Abend der Barmherzigkeit wäre für uns und viele Gläubige aus der näheren und weiteren Umgebung nicht mehr wegzudenken. Durch den heutigen Abend führte uns Pfarrer Mag. Johann Schuster, der in der Predigt definierte, was einen Jünger Jesu ausmacht. Zusammengefasst meinte er:

Jünger sein heißt:

1) Hinter Jesus herzugehen und mit Jesus verbunden zu sein.
2) Die Erwählung anzunehmen.
3) In Christus zu  sein und den Meister ganz in sich zu haben.
4) Jeden Tag sein Kreuz auf sich zu nehmen und in Demut hinter Jesus herzutragen.
5) Sich vom Geist Gottes bewegen zu lassen.
6) Einander die Füße zu waschen.
7) Mit Jesus zu leiden, mit ihm den kleinen demütigen Weg der kleinen Therese zu gehen.
8) Demut haben, um Verzeihung zu bitten und den anderen höher einzuschätzen als sich selber.
9) Alles zu ertragen um Christi Willen.

Im Gegenzug stellte Pfarrer Schuster fest: „Wer noch Feinde hat, ist noch kein Jünger Jesu. … Wer glaubt, Steine werfen zu müssen, ist noch sehr weit weg von Christus.“ In seinem Schlusswort formulierte er nochmals sehr treffend das Wesensmerkmal des Jüngers Jesu: „Der Jünger hat in sich das Herz des Meisters, das weit offen steht für alle, die in Not sind; ein Herz, das nicht verbittert ist ob der Schläge. Der höchste Akt der Liebe ist die Vergebung bis zur Vollendung. Dorthin bewegt sich der Jünger Jesu und nimmt durch sein Zeugnis viele mit auf diesem Weg.“ Wer sich an Jesus orientiert kommt also um die Barmherzigkeit nicht umhin. Am Besten und am Leichtesten lernen wir die Barmherzigkeit, indem wir uns von Gott reichlich damit beschenken lassen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Johann Schuster

Was macht einen Getauften zu einem Jünger Jesu? Der Papst sagt, es gibt sogar Kardinäle, die keine Jünger sind. Denn Jünger sein heißt: Hinter Jesus herzugehen und mit Jesus verbunden zu sein. Jesus Christus sagte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“ (Joh 15,16) Jünger sein heißt: Die Erwählung anzunehmen. Was hindert uns daran? Manche glauben, wenn sie sich selbst suchen, dann werden sie Gott finden. Sie suchen ihr Glück, aber sie merken dann, dass sie es nicht finden.

Sich im geistlichen Bereich verführen zu lassen heißt, eigene Wege zu gehen. Diese Menschen werden dann so unnatürlich fromm, dass wir sie letztendlich nicht mehr ertragen können.

Tomislav Ivancic sagt: „Am schwersten zu bekehren ist der, der in der Frömmigkeit erstarrt, versteinert ist.“

Andere suchen das Wissen, die Befriedigung der geistlichen Neugier. Manche glauben, wenn sie nur viele Opfer bringen, dann sind sie Jünger Jesu. Aber wenn wir traurig, düster und erstarrt beten, werden wir keinen Hund vom Ofen hervorholen!

Ein Jünger ist der, der ganz im Meister ist und der Meister ganz in ihm ist.

Ich darf die Liebe nicht in der Erfüllung meiner Wünsche suchen.

Das Gute tut auch ein Atheist – das ist Ethik, Philosophie. Wenn Sie viel tun, Bedeutendes tun, dann sind Sie noch nicht Jünger Jesu. Denn Jesus hat nicht gesagt, dass wir viel tun müssen, er hat gesagt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Lk 9,23) Jünger Jesu zu sein heißt: Jeden Tag sein Kreuz auf sich zu nehmen und in Demut hinter Jesus herzutragen.

Jeder will etwas bewegen, aber nicht der Jünger bewegt, sondern der Geist Gottes bewegt!

Mutter Teresa wurde einmal gefragt: Was muss ich ändern? Den Papst, die Strukturen, die Kirche, die Bischöfe, …? Mutter Teresa sagte: „Ich und Du.“ Wir müssen das Kreuz und die Leiden an und in der Kirche annehmen, um nicht zu verbittern.

Es gibt so viele gerechte Fromme, die verbittern. Jesus sagt uns: Wer mein Jünger sein will, der versöhne sich. Wer noch Feinde hat, ist noch kein Jünger Jesu. Jesus sagt: Vergebt den Feinden! Was möchte Christus von mir? Dass ich lebe!

Jesus sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6) Den Weg Jesu zu gehen bedeutet: Auf die Stimme des Meisters zu hören – und auf die Stimmlage zu achten! An der Stimme erkennen wir, ob es Jesus ist oder der Täuscher. Nicht jede Eingebung ist von Jesus.

Bei Jesus gibt es keine Ehrentitel zu vergeben. Von  der roten Farbe der Kleidung her ist ein Kardinal dazu gerufen, Zeugnis zu geben mit seinem Blut für die Ehre Christi. Das ist die Ehre eines Christen, wenn er sein Blut für Gott hingibt.

Jünger Jesu sein heißt: Einander die Füße zu waschen. Wer glaubt, Steine werfen zu müssen, ist noch sehr weit weg von Christus.

Paulus hat über seine eigene Situation nicht geklagt, sondern gesagt: Freut euch, für Jesus leiden zu dürfen!

Jünger sein heißt: Mit Jesus zu leiden, mit ihm zu gehen, den kleinen demütigen Weg der kleinen Therese zu gehen. Jünger sein heißt: Demut haben, um Verzeihung bitten, den anderen höher einschätzen als sich selber, alles zu ertragen um Christi Willen. Der Jünger steht nicht über dem Meister! Der Meister ist der Herr auch deines Lebens!

Nur Gerechtigkeit zu leben ist eine Fehlform. Wer nur aus seiner Gerechtigkeit leben will, der rühmt sich selber. Was hat Jesus gesagt? Nur der Vater ist gut, wer kann sagen, dass er gerecht ist? Die gerechten Frommen sind Leistungsbeter, die dann meinen, Probleme einfach wegbeten zu können. Wenn es in der Ehe Probleme gibt, dann soll man sie nicht wegbeten versuchen. Man muss dem Problem ins Auge schauen und nicht ins Gebet flüchten! Es gibt heute viele fromme Flüchtlinge!

Der Jünger hat in sich das Herz des Meisters, das weit offen steht für alle, die in Not sind; ein Herz, das nicht verbittert ist ob der Schläge.

Der höchste Akt der Liebe ist die Vergebung bis zur Vollendung. Dorthin bewegt sich der Jünger Jesu und nimmt durch sein Zeugnis viele mit auf diesem Weg.