Statue der Gottesmutter
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4. Adventsonntag (21.12.2014)

„Großer Gott, wir loben dich! Herr, wir preisen deine Stärke!“ Dieses Lied, das jeden feierlichen Gottesdienst zu krönen scheint, ist zur bekennenden Hymne für das christliche Volk geworden. Die Größe Gottes wird an vielen Stellen in der Bibel hervorgehoben und in den Psalmen vielfach besungen. Wer versucht, sich die Größe Gottes bewusst zu machen, wird vor Ehrfurcht verstummen. Niemand vermag ihn in seinem ganzen Wesen zu erfassen. Kurz vor dem Heiligen Abend werden wir nochmals in das Brautgemach der Jungfrau von Nazareth geführt, um dem Zwiegespräch zwischen ihr und dem Engel zu lauschen.

Wir hören Gabriel sagen: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“

In diesen Worten begegnen wir erneut der Größe des Höchsten, dessen Kraft die begnadete Jungfrau überschatten wird. Staunend darf man den Atem anhalten und jeder wird sich wie Maria fragen: Wie soll das geschehen? Wie kann sich der unendliche Gott so klein machen, dass er in Maria gefasst werden kann? Wie kann der, der alles erschuf, in seinem auserwählten Geschöpf Gestalt annehmen? Es ist ein Geheimnis. Das Wunder der Menschwerdung, das intimste Handeln Gottes an der Menschheit, vollzog sich in der Verborgenheit des reinsten Brautgemachs.

Der heilige Bernhard besingt förmlich die Verliebtheit Gottes in seine Auserwählte, welche er später mit dem ehrenvollen Titel „Frau“ ansprechen wird: „Ist nicht Maria dieser Schatz Gottes? Gottes Herz folgt ihr überall hin. Sein Auge wacht über sie, er wendet den Blick nicht von seiner demütigen Magd.“ In ihr findet er das reinste Geschöpf, ganz ihm hingegeben und voll der Gnade. „Und was für eine Gnade!“, ruft Bernhard aus. Begeistert verkündet er: „Eine umfassende, einzigartige, einmalige Gnade… umso einmaliger, als sie allen Menschen gilt… Eine einzigartige Gnade, denn du allein, Maria, hast die Fülle, die alles umfassende Gnade, da alles, was Gott geschaffen hat, teilhat an dieser Fülle: »Du bist gesegnet unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes« (Lk 1,42). Die Frucht deines Leibes gehört nicht nur dir, sondern durch deine Vermittlung den Seelen aller Menschen… In dir allein hat sich dieser reiche König geschlagen gegeben, hat sich dieser große Herr gedemütigt, hat sich dieser unendliche Gott klein gemacht. Er hat sich unter die Engel erniedrigt (Hebr 2,7); Als wahrer Gott und Sohn Gottes hat er Fleisch angenommen. Aber wozu? Um uns alle mit seiner Armut reich zu machen, uns mit seiner Erniedrigung zu erheben, uns größer zu machen, indem er klein wurde, uns an Gott zu binden, indem er Mensch geworden ist, damit wir beginnen, mit ihm eines Geistes zu sein (2 Kor 8,9; 1 Kor 6,17).“

In dieser Nacht, als das Wort Gottes herniederstieg, um in Maria Fleisch anzunehmen, wurde die Gottesmutter der erste Tabernakel. Denken wir daran, dass in jeder Kommunion derselbe Christus in unser Herz hinabsteigt und wir damit zu einem lebendigen Tabernakel werden. Maria, die Jesus neun Monate unter ihrem Herzen trug, wird uns im Umgang mit dem Empfang des Allerheiligsten die beste Lehrerin sein. Bitten wir sie vor jedem Kommunionempfang, unser Herz und unsere Gesinnung für diesen großen Augenblick zu bereiten und laden wir sie ein, mit uns Jesus in unserem Herzen anzubeten.