Statue der Gottesmutter
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4. Fastensonntag (30.03.2014)

„Laetare – Freue dich!“, schallt es uns am heutigen 4. Fastensonntag entgegen.

Äußeres liturgisches Zeichen ist die Farbe Rosa. In der Mitte der Fastenzeit angekommen, erinnert uns die Kirche daran, dass das Osterfest immer näher rückt und die Zeit des Leidens und der Buße vorübergeht. Nicht das Leid, sondern die Freude, der Jubel, werden den Sieg davontragen. Der Freude begegnen wir auch im heutigen Evangelium.

Jesus heilt einen Blinden und schenkt ihm sein Augenlicht wieder. „Er, der das Erdenrund geschaffen hat, öffnete jetzt das Rund der blinden Augen… Der Töpfer, der uns gemacht hat (Gen 2,6; Jes 64,7), sah diese leeren Augen… er machte mit dem Speichel einen Teig und bestrich damit den Blinden: so formte er die Augen des Blinden.

Der Mensch ist aus Ton geformt, aus einer Salbe von feuchter Erde…; die Materie, die zunächst dazu diente, Augen zu bilden, hat diese dann geheilt. Was ist das größere Wunder: den Sonnenball zu schaffen oder die Augen des Blindgeborenen neu zu erschaffen? Der Herr auf seinem Thron brachte die Sonne zum Erstrahlen. In ihrem Lauf warf sie ihr Licht auf die Erde und ließ den Blinden sehend werden. Das Licht ist gekommen, ohne dass man es erbat, und der Blinde wurde von seiner Krankheit, an der er von Geburt an litt, befreit, ohne dass er darum hätte inständig bitten müssen.“ (Dem heiligen Flugentius von Ruspe zugeschrieben)

Der Mensch, der mit der Sünde behaftet ist, kann Gott nicht wahrhaft erkennen. Sein Sehen ist getrübt. Und Jesus verlangt: „Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach!“ Der Evangelist hat uns überliefert, dass Schiloach übersetzt bedeutet: Der Gesandte. Jesus selbst ist der Gesandte, er ist der Teich, dessen Wasser uns reinigt. „Sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.“ (Off 7,14) Er ist jener, der uns beim Vater rechtfertigt, durch das Blut, das er in heroischer Liebe für uns vergossen hat. So erlangen wir im Sakrament der Versöhnung (Beichte) das Licht der Seele wieder. Er nimmt die Schatten der Sünde von uns, „dann wird das Licht süß sein und den Augen wird es wohl tun, die Sonne zu sehen.“ (Koh 11,7) Christus ist die Sonne, die uns leuchtet, die uns durch seinen Anblick erleuchtet und unser Inneres hell macht.

Flugentius greift auf den Beginn der Menschheit zurück: „Der erste Mensch war als Sehender geschaffen; aber er fand sich als Blinder wieder, nachdem er von der Schlange weggegangen war. Dieser Blinde begann wiedergeboren zu werden, als er zu glauben begann… Der Blindgeborene saß da… ohne irgendeinen Arzt um eine Salbe zur Heilung seiner Augen zu bitten… Da kommt der Schöpfer des Alls und lässt im Spiegel [in Christus] sein Antlitz aufleuchten. Er sieht das Elend des Blinden, der da kauert und um Almosen bettelt. Welches Wunder der Macht Gottes! Sie heilt, was sie sieht, sie macht licht, was sie heimsucht.“

Der Mann im Gleichnis wurde blind geboren, ohne Verschulden seiner Eltern oder seiner selbst. Die Krankheit diente einem höheren Zweck: „Das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.“ (Joh 9,3), hören wir Jesus sagen. Christus ist der Spiegel, der Abglanz des Vaters, der kam, um dem Volk Israel, und später der ganzen Menschheit, die Augen zu öffnen. Der Vergleich, dass der Mensch „aus Ton geformt“ und „aus einer Salbe von feuchter Erde“ wieder geheilt wurde, ist ein Gleichnis für die Neuschöpfung des Menschen: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ (2 Korr 5,17) Dazu ist Jesus in die Welt gekommen: Um uns neu zu schaffen, damit wir mit neuen Augen das Antlitz Gottes schauen dürfen.

In der Finsternis hingegen ist auch ein Gesunder nur ein Blinder. Es ist die Sünde, die uns blind macht für die Liebe Gottes. In der Sünde trennen wir uns von Gott, der Licht ist und in dem keine Finsternis ist. (Vgl.1 Joh 1,5) Johannes erwähnt in seinem ersten Brief: „Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis. Er geht in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht.“ Die Finsternis, all das, was nicht göttlich und damit lichtvoll ist, macht uns blind.

Manchmal lässt Gott auch unverschuldet Blindheit über uns kommen, um unseren Glauben und unsere Liebe zu prüfen und sich letztendlich an uns durch sein Wirken zu verherrlichen. Man denke hier an Ijob, der sagen konnte: „In seinem Licht ich durch das Dunkel ging.“ (Ijob 29,3) Menschen, die von Gott in dieser Weise geprüft werden, können das Licht nicht sehen, indem sie, ohne es wahrzunehmen, dennoch sicher stehen und wandeln. Selbst Jesus wurde von dieser Prüfung nicht verschont was in seinem Ruf: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ zum Ausdruck kommt. Gott aber wendet zu gegebener Zeit das Schicksal dieser Menschen, damit sie dann voll Freude sagen können: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.“ (Ps 36,10)