Statue der Gottesmutter
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Vierter Fastensonntag (18.03.2012)

In der Mitte der Fastenzeit steht der vierte Fastensonntag, der nach dem Beginn des lateinischen Eröffnungsgesanges Lætáre genannt wird: „Lætáre, Ierúsalem, et convéntum fácite…“ – „Freu dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr …“.

Der fröhliche, tröstliche Charakter dieses Sonntags kann sich auch in der liturgischen Farbe ausdrücken, indem das Violett der Fastenzeit durch das schon durchscheinende österliche Weiß zu Rosa aufgehellt wird. Johannes verkündet in seinem Evangelium: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,14f)

Papst Benedikt, damals noch Kardinal Ratzinger, ging 1981 in einer Fastenpredigt auf die Parallele zwischen Adam und Christus ein: „Der außerordentlich gehaltvolle Text spielt eindeutig auf den Fall Adams an. Jesus Christus betritt den Weg, auf dem Adam gegangen ist. Im Gegensatz zu Adam ist er wirklich „wie Gott“ (vgl. Gen 3,5). Aber wie Gott zu sein, Gott gleich zu sein, das bedeutet „Sohn zu sein“, also reine Beziehung: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun“ (Joh 5,19).  Deshalb hält er, der wirklich Gott gleich ist, nicht krampfhaft an seiner Unabhängigkeit fest, an der Uneingeschränktheit seiner Macht und seines Wollens. Weil er den Weg in umgekehrter Richtung geht, wird er der völlig Abhängige, der Diener. Weil er nicht den Weg der Macht geht, sondern den Weg der Liebe, kann er bis zur Sünde des Adam hinabsteigen, bis zum Tod, und da die Wahrheit aufrichten, das Leben schenken.“

Kardinal Ratzinger verwies auf den Neuanfang des menschlichen Lebens durch Christus, der der neue Adam geworden war: „Das Kreuz, der Ort seines Gehorsams, wird so zum wahren Lebensbaum. Christus wird zum Gegenbild der Schlange, wie Johannes in seinem Evangelium schreibt. Von diesem Baum ergeht nicht das Wort der Versuchung, sondern das Wort der rettenden Liebe, des Gehorsams, durch das Gott selbst Gehorsam angenommen hat und uns so seinen Gehorsam als Betätigungsfeld der Freiheit anbietet. In seiner Passion hat Christus sozusagen das lodernde Flammenschwert von uns abgewendet (Gen 3,24), er ist durchs Feuer gegangen und hat das Kreuz als wahre tragende Achse der Welt aufgerichtet.  Deshalb ist die Eucharistie, als Vergegenwärtigung des Kreuzes, der Baum des Lebens, der immer in unserer Mitte bleibt und uns einlädt, die Früchte des wahren Lebens zu empfangen.“