Statue der Gottesmutter
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5. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (28.03.2014)

Die 5. Andacht zur Schmerzhaften Mutter führt uns direkt unter das Kreuz Jesu. Mit Maria stehen wir auf Golgotha und erleben den Todeskampf Jesu mit. Bis hin zu seinem letzten Atemzug bleibt er seiner Sendung treu und verkündet vom Kreuz herab das Evangelium, die Frohe Botschaft. Sterbend erteilt der Meister uns noch die Lehre von der Liebe Gottes zu uns.

In den sieben Worten, die er vom Kreuz herab zu uns spricht, lehrt er uns, wie sich ein Jünger Jesu verhalten soll.

Mit dem ersten Wort: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34), gibt uns Jesus ein anschauliches Beispiel für die Vergebung, zu der wir immer bereit sein sollen. Vergeben, wie er vergibt, bedeutet, auch für jene zu beten, die uns Leid zufügen, damit auch sie gerettet werden.

Die zweite Lehre, die der Herr am Kreuz ausspricht: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43), besteht darin, den Menschen Hoffnung zu geben, ihnen den Weg zum Paradies zu eröffnen und in ausweglosen Situationen beizustehen.

Im dritten Wort: „Frau, siehe, dein Sohn!“ und: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26-27), sagt uns der Herr, dass seine Jünger Kinder Mariens sein sollen. Wir und seine Mutter, sind das Vermächtnis Christi, das er in und unter der Mutterschaft Mariens vereint sehen will.

Mit dem vierten Wort: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34; Mt 27,46), bereitete Jesus uns auf jene mystische Gottverlassenheit vor, die man als Jünger Jesu sühnend, das heißt schuldlos für andere getragen, erleben kann. Ohne sich Gott gegenüber aufzulehnen, gibt uns Jesus ein Beispiel, wie wir dieses Leid in Liebe für jene aufopfern können, die Gott noch nicht gefunden haben.

In dieser Verlassenheit verschließt sich Jesus nicht, sondern er weitet sein Herz und ruft aus: „Mich dürstet.“ (Joh 19,28) Egal wie aussichtslos die Situation ist, ein Jünger Jesu darf seine Berufung niemals vergessen. Er muss Anteil haben am Durst des Herrn nach den Seelen, die verloren zu gehen drohen.

Im sechsten Wort: „Es ist vollbracht.“ (Joh 19,30), erinnert uns Jesus, dass seine Jünger ein großes Ziel haben müssen, auf das sie hinleben: den Willen des Vaters zu tun, sein Werk zu vollenden. Als Jesus sah, dass alles getan war und sein Leben sich dem Ende zuneigte, sprach er sein letztes Wort:

„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46) Damit zeigte uns Jesus, dass wir immer unserem Vater im Himmel vertrauen dürfen, dass er sich um uns sorgt, wenn unser Weg nicht mehr weitergeht. Es ist der Vater, der uns einen neuen Weg eröffnet. Dazu braucht er unser Vertrauen, unsere Hingabe an seine väterliche Vorsehung, die im Letzten, im Tod, in der Öffnung des Himmels bestehen wird.

Maria steht als erste Jüngerin unter dem Kreuz

Sie prägt sich seine Worte tief ins Herz ein. Und noch mehr, sie lebt seine Worte wie ein Echo. Als Jesus für seine Peiniger betete, betete Maria mit ihm um Vergebung der Schuld jener, die ihren Sohn töteten. Maria ist zu jeder Zeit die Mutter der Hoffnung, sie hat uns durch die Annahme der Gottesmutterschaft den Weg ins Paradies geöffnet. Indem sie unter dem Kreuz auf das Geheiß Jesu hin, alle Menschen, stellvertretend in Johannes, als Mutter annimmt, erfüllt sie die letzte große Bitte ihres Sohnes. Maria hat die Dimension ihres Auftrages begriffen und sofort umgesetzt, indem sie Johannes, stellvertretend für alle, an Sohnesstatt angenommen hatte. Mit Jesus zusammen hat sich wohl auch Maria angesichts des unbeschreiblichen Leides, das ihr in den letzten Stunden widerfahren war, von Gott verlassen gefühlt. Wie in allem ist sie auch hier die Erste, die ihm in diesem Leid nachfolgt. Mit Jesus dürstet die heilige Jungfrau nach dem Heil der Seelen, nach dem Heil der ganzen Menschheit, deren Mutter sie nun ist. Mit Jesus gemeinsam vollbringt Maria den Willen des Vaters, sie opfert ihren Sohn für das Heil der Menschen. Den Willen Gottes getan zu haben, ist der tröstende Friede, den Maria unter dem Kreuz, trotz des tiefen Schmerzes, erfährt. Maria setzt unter dem Kreuz jenen Weg fort, den sie Zeit ihres Lebens immer in Treue gegangen ist: den Weg des Vertrauens in die Fürsorge des himmlischen Vaters. Deshalb verliert sie unter dem Kreuz nicht den Kopf, sie lässt sich in Leid und Schmerz nicht gehen, sondern bleibt aufrecht darunter stehen.

In keinem Augenblick verliert sie ihre Aufgabe als Miterlöserin aus den Augen. Sie lebt für Gott und die Menschen, auch dann, als sie sich von Gott verlassen fühlte und sich von den Menschen gequält wusste. Es ist die unbedingte Liebe Mariens zum Dreifaltigen Gott, in der sie in ihrer schwersten Prüfung standhaft bleiben kann. Maria gibt uns gerade in dieser Situation ein nachahmenswertes Exempel. Sie vermag es, für uns einzutreten als Mutter und Leidensgenossin. Mit Maria unter dem Kreuz stehend dürfen wir sie um die rechte Liebe zu ihrem Sohn bitten: „Lass, o Mutter, Quell der Liebe, lass die Flut der heil’gen Triebe, strömen in mein Herz herab! Lass in Liebe mich entbrennen, ganz für den in Liebe brennen, der für mich sein Leben gab.“ (Aus Stabat mater)