Statue der Gottesmutter
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5. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (16.03.2012)

Bei der heutigen Andacht stehen wir mit der Gottesmutter auf Golgota unter dem Kreuz ihres Sohnes. Jesus und Maria sind den Kreuzweg gegangen. Jeder hat auf seine Weise gelitten.

Das Haupt mit einer Dornenkrone umwunden besteigt der König der Juden seinen Thron. Der Zimmermannssohn, der als armer Prediger durch ganz Palästina gewandert war, vollbringt sein letztes Liebeswerk am Holz des Kreuzes.

Bangen Herzens wohnt Maria der Kreuzigung bei. Jeder Hammerschlag traf mit Wucht auch ihr Mutterherz.

„Den du, o Jungfrau, am schmählichen Kreuze sterben gesehen hast.“ So beten wir im Rosenkranz.

Oft ist es nicht leicht, bei Sterbenden auszuharren, den Todeskampf anzusehen; ohnmächtig, hilflos. Die Vorahnung, dass das eigene Ende vielleicht ebenso ein Kampf sein wird, bahnt sich einen Weg in die Gedanken.

Dennoch, alle Aufmerksamkeit gilt jetzt dem, der sich auf dem Weg zum Vater macht. Maria ist ganz bei ihrem Sohn, der kein Sterbebett hat, auf dem sie ihm durch ihre Pflege etwas Erleichterung bringen kann. Nein, Jesus hängt über ihr am Kreuz und geht einem langsamen und schmerzhaften Erstickungstod entgegen. Sie kann ihm nicht die Hand halten und den Schweiß von der Stirn wischen. Sie kann nur da sein. Und sie weiß, dass ihr Dasein sein einziger Trost ist. Sie bleibt, harrt aus und tröstet ihn durch ihre Stärke. Um ihres Sohnes willen bricht sie nicht zusammen. Ja, die Liebe lässt den Menschen stark sein.

Doch auch Jesus, dessen Lebenskräfte immer mehr schwinden, ist stark durch seine allumfassende Liebe. Er kennt kein Selbstmitleid. Er bejammert nicht sein Schicksal und sein schlimmes Ende. Er denkt an die, die er liebt. Sein Herz ist bewegt von der Sorge um jene, die ihm am nächsten stehen. Er ringt um die letzten Worte an seine Mutter: „Frau, siehe dein Sohn!“ Und wie zur Bestätigung seiner Worte sagt er zu seinem Lieblingsjünger Johannes: „Siehe, deine Mutter!“ Jesus weiß sie nun versorgt und in diesem Auftrag weiß er auch die ganze Menschheit versorgt. Maria und Johannes, die Mutter und der Priester sind sein Vermächtnis an uns. In ihnen hat er uns alles gegeben, um den Weg in den Himmel gehen zu können.

Wann immer Maria einer Seele gegenüber steht, wird sie die Worte Jesu vom Kreuz herab hören: „Frau, siehe dein Sohn, deine Tochter!“ Sie weiß, dass wir ihr Erbe sind: Der letzte Wille ihres Sohnes. Ihre universale Mutterliebe ist eine Frucht des Kreuzestodes Jesu.

Christi Mutter steht betend auch unter unserem Kreuz und hilft uns auszuharren bis auch wir mit Jesus sagen können: „Es ist vollbracht!“ Maria, du Mutter der Sterbenden, bitte für uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.