Statue der Gottesmutter
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5. Fastensonntag – Judica (17.03.2013)

„Judica me, Deus.“

„Richte mich, o Gott.“ Wiederum gibt der Eröffnungsvers dem 5. Fastensonntag seinen Namen. Die Einheitsübersetzung übersetzt den eben zitierten Psalm 43,1 so: „Verschaff mir Recht, o Gott, und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!“

Im Tagesevangelium begegnen wir einer Ehebrecherin, die nach dem Gesetz des Mose gesteinigt werden soll. (Joh 8,1-11) Die Schriftgelehrten und Pharisäer bringen sie zu Jesus, um ihm abermals eine Falle zu stellen. Jesus antwortete mit Schweigen und begann mit dem Finger auf die Erde zu schreiben. Was er schrieb ist nicht überliefert. Seine Gegner blieben hartnäckig und drängten auf eine Antwort. Jesus ließ sich aber nicht auf lange, sinnlose Diskussionen ein. Er suchte keinen Streit.

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“, war seine knappe Antwort, die als ein indirekter Aufruf zur Barmherzigkeit zu verstehen ist. Und er verlieh seinem Wort zusätzlichen Ausdruck, indem er erneut auf die Erde schrieb. Die Vermutung liegt nahe, dass Jesus die Sünden derer, die als Richter gegen die Ehebrecherin auftraten, in die Erde schrieb. Keiner konnte von sich behaupten, dass er ohne Sünde war. Jeder musste sich eingestehen, dass er selbst ebenso der Barmherzigkeit Gottes bedurfte. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als schweigend und beschämt wegzugehen.

Mal ehrlich: Wie oft sind nicht auch wir versucht, über andere zu richten; uns für besser zu halten, als die „großen Sünder“. Wie gerne schneidert sich der Mensch doch seine Unschuldsweste zurecht, um darunter die eigene Schuld zu verbergen. „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.“, sagte Jesus im Lukasevangelium. (Lk 6,37)

Jesus blieb letztendlich mit der Ehebrecherin alleine zurück. Sie stand immer noch in der Mitte wie an einem unsichtbaren Pranger, um das Urteil dessen zu erwarten, der nicht gegangen war. Jesus hasst zwar die Sünde, aber er liebt die Sünder – so sehr, dass er für jeden einzelnen, wie auch für diese Ehebrecherin, sein Leben hingeben wird. Und er bleibt. Er lässt auch uns nicht allein, wenn uns die Schuld oder falsche Urteile niederdrücken. Er bleibt, um uns die Hand zu reichen und aus der Sünde herauszuziehen.

Schweigend harren beide aus: Die Sünderin und ihr Erlöser. Dann bricht Jesus nochmals das Schweigen und spricht sein zweites Wort, um das Schweigen der Verurteilten zu brechen: „Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?“ Sie antwortete: „Keiner, Herr.“  Da sagte Jesus zu ihr: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Wie die Sünderin dürfen auch wir mit seinem Erbarmen rechnen, weil er uns liebt. Am Kreuz hat Jesus sein Blut für uns vergossen, um uns in seinem kostbaren Blute rein zu waschen. Gottes Barmherzigkeit ist für jeden da. Wir brauchen nicht einmal darum zu bitten, er kommt uns zuvor und hält sie uns entgegen. Wir brauchen nur Ja zu sagen. Die Sache mit der Barmherzigkeit hat aber einen Haken: Wir müssen vergeben, damit auch uns vergeben werden kann. Nur so kommen wir los von der Sünde, denn wer nicht vergibt, der trägt die Liebe zu seinem Nächsten nicht insich und blockiert die Gnade, die Gott beiden schenken möchte. Wenn uns die Vergebung aber schwer fällt, vielleicht sogar unmöglich erscheint, dann dürfen wir Gott um seine Gnade bitten, damit wir zur Vergebung fähig werden.