Statue der Gottesmutter
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5. Ostersonntag – Liebt einander (28.04.2013)

Jesus verkündet im heutigen Evangelium: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“

Das „Markenzeichen“ eines Jüngers Jesu ist also die sich schenkende Liebe nach dem Vorbild des Meisters. Der Kirchenlehrer Augustinus verdeutlicht, wie die Liebe der Jünger Jesu aussehen soll: „Sie lieben einander wie »die Götter« (vgl. Ps. 81,6) und »Söhne des Höchsten« (vgl. Lk 6,35). Um Brüder seines einzigen Sohnes zu sein, lieben sie einander mit der Liebe, mit der dieser sie geliebt hat, um sie zu dem Ziel zu führen, das ihrem Begehren entspricht, wo ihre Sehnsucht mit Gaben gesättigt wird, wenn Gott »alles in allem« (1 Kor 15,28) ist... Wer seinem Nächsten mit reiner und geistlicher Liebe zugetan ist, wen anderes liebte er in ihm, wenn nicht Gott?“

Die christliche Liebe geht über das rein Menschliche hinaus

Sie überschreitet die Grenze der Humanität und bricht auf Gott hin durch. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“, hören wir Jesus im Matthäusevangelium sagen (Mt 25,40), der dadurch zum Ausdruck bringt, dass er sich mit jeder einzelnen Person identifiziert, insbesondere mit den Armen, den Verachteten und den von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Ein andermal fragte der Herr: „Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?“ (Mt 5,46-48)

Die Liebe eines Jüngers ist die Liebe eines Menschen, der bereits selbst von der überströmenden Liebe Gottes ergriffen wurde. Er ist sich bewusst, dass Gott ihn zuerst geliebt hat (1 Joh 4,19) und aus der Erfahrung dieser erbarmenden Zuwendung Gottes heraus, ist er befähigt, seinem Nächsten die erlebte Barmherzigkeit weiter zu schenken. „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10,35), fordert Jesus uns im Gleichnis vom barmherzigen Samariter auf. Jesus war der barmherzige Samariter, der uns von der Sünde halbtot auf den Straßen dieser Welt vorgefunden hat. Er hat die Wunden unserer schuldbeladenen Seele gereinigt mit Wein; er hat sie gesalbt mit reinem Öl, um sie anschließend zu verbinden. Jesus hat mit seinem Leben bezahlt, die Rechnung beglichen, damit wir wieder heil werden und am Leben bleiben. Den reinigenden Wein finden wir im Sakrament des Leibes und Blutes Jesu wieder. Das heilende Öl gibt uns Jesu im Sakrament der Krankensalbung. Im Sakrament der Beichte verbindet Jesus nicht nur unsere Wunden, die wir uns durch ein Leben in der Sünde selbst zugefügt haben, vielmehr verbindet er uns auch wieder mit dem Vater.

„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“

Jesus hat nicht nur in dienender Liebe den Aposteln die Füße gewaschen, er ist noch viel weiter gegangen: Er hat sein Leben für seine Freunde gegeben. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“, beteuert uns der Herr. (Joh 15,13) Einander zu lieben wie Jesus uns geliebt hat, bedeutet in seiner letzten Konsequenz: Sich für den anderen hinzugeben, aufzuopfern, damit er gerettet ist. Weil die Liebe des Meisters eine sühnende Liebe ist, ist auch das Leben des Jüngers ein Leben der Sühne, deren Zeichen Erbarmen und Opfer sind. Die christliche Liebe entspringt somit der Liebe Gottes und antwortet auf diese Liebe mit aufrichtiger Gottesliebe. Und weil er Gott liebt, liebt er den Nächsten, den Bruder, der mit ihm auf dem Weg ist, in demütiger Liebe. „Und diese Liebe ist es, die der Herr von der rein natürlichen Zuneigung getrennt wissen will, wenn er hinzufügt: »Wie ich euch geliebt habe.«“, erklärt der heilige Augustinus und beschließt diesen Gedanken mit der Feststellung: „Darum nämlich hat er uns geliebt: damit wir unsererseits einander lieben.“