Statue der Gottesmutter
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55. Herz-Jesu-Freitag (04.04.2014)

„Die Liebe ist die Mitte von allem.“, schreibt Hildegard von Bingen. Die Liebe ist die Mitte „im Menschen wie im Wirken Gottes. Und von der Mitte her breitet sie sich aus wie eine Flamme. Wer sich die Liebe ganz zu Eigen macht, der wird in keiner Richtung fehlgehen. Denn die Liebe ist in der Mitte von allem. Sie übertreibt und vernachlässigt nichts, sie weicht nicht aus und verliert nichts. Sie ist und bleibt der Kern unseres Daseins. Sie ist die Seele und das Auge. Sie rundet den Lauf der Welt und verwirklicht das Gute.“ (ebd.)

Das entflammte Herz Jesu ist ein sprechendes Symbol für diese Liebe, welche die Mitte von allem ist. Die Liebe ist das Zentrum allen göttlichen Wirkens, weil er selbst wesenhaft die Liebe ist. Sich dem Herzen Jesu zu nähern bedeutet demnach, in die Liebe Gottes vorzudringen und letztendlich, sich von ihr berühren und erfassen zu lassen. Der auf diese Weise von Gott erfasste Mensch wird selbst von jener sich verschenkenden Liebe erfüllt.

Die Liebe, die ja Gott ist, wohnt im Herzen des Menschen. Die menschliche Liebe, ein Abbild der göttlichen Liebe, wird von Gott selbst gespeist. Das Herz Jesu ist Bote der Liebe Gottes. Gleich wie seine Wunden an Händen und Füßen, kündet uns das verwundete Herz Christi von der Liebe eines Gottes, der sein Leben gering achtete, damit uns das ewige Heil nicht versagt bleibt. Lukas 6,36 ist ein Wort, das dem Herzen des Sohnes entströmte: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ Am Vater wie auch am Sohn sehen wir, dass die Liebe verwundet, um zu heilen. Das ist das Geheimnis der Liebe, das Geheimnis unseres Gottes, der sich selbst entäußerte, um jenen grauenvollen Kreuzestod zu sterben, damit wir das Leben haben.

Der Dichter Christian Friedrich Hebbel stellte einmal fest: „Die Liebe ist der Kern des Menschen. … Nur durch die Liebe kann der Mensch von sich selbst befreit werden.“ Da Gott selbst die Liebe ist, kann man in Abwandlung des Zitates sagen: „Gott ist der Kern des Menschen.“ In Christus sehen wir auch den zweiten Teil des Zitates erfüllt und im Philipperbrief bestätigt: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,6-8) Im Zeichen seines verwundeten und aus Liebe entflammten Herzen bietet uns Jesus seine Barmherzigkeit an. Und er ruft uns zu:

„Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15,9)

In seiner Liebe zu bleiben ist gleichzustellen mit ganz in ihm zu bleiben, in seinem Herzen zu bleiben, einzutauchen in das Wesen Gottes, damit er ebenso in uns bleiben kann. Damit er die Liebe unseres Herzen sein kann. Gerade dann, wenn wir selbst in Not geraten, ist die Liebe Jesu unsere Rettung. Wie verzweifelt man auch sein mag, Gott rettet immer. Er fängt uns auf. Hebbel spricht in sehr dramatischen Worten über seine Gottesbeziehung: „Mein Gebet ist ein Untertauchen in Gott; es ist nur eine andere Art von Selbstmord. Ich springe in den Ewigen hinein wie ein Verzweifelter in ein tiefes Wasser.“ Dieses vertrauensvolle, hoffende sich in Gott hineinwerfen ist tatsächlich ein Sterben, ein loslassen von sich selbst. Wie ein Schwimmer darauf vertrauen muss, dass das Wasser die Fähigkeit besitzt, ihn zu tragen, so müssen auch wir unsere Ängste überwinden und loslassen, um „in das Meer seiner Barmherzigkeit einzutauchen“. (vgl. Worte Jesu an Sr. Faustyna) Wer schwimmen will, muss den Beckenrand loslassen und gewissermaßen den Boden unter den Füßen verlieren. Wer in die Barmherzigkeit Gottes eintauchen will, der muss alle irdischen Sicherheiten zurücklassen, um die Freiheit in der Liebe Gottes erfahren zu können.

Im Herzen Jesu finden wir dieses Meer der Barmherzigkeit. Sein Herz steht uns immer offen. So auch am nächsten Herz-Jesu-Freitag, am 2. Mai 2014. Wir laden wieder ein, mit uns zu beten und dem Herzen Jesu für alle erhaltenen Gnaden und Wohltaten zu danken.