Statue der Gottesmutter
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6. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (15.03.2013)

In der vorletzten Andacht zur Schmerzhaften Mutter erwartet uns das Bild der Pieta.

Der lange und qualvolle Kreuzweg hat sein Ende gefunden auf dem Schoß der Mutter. Von unaussprechlichem Schmerz ergriffen wiegt Maria den Leichnam ihres Sohnes auf ihren Knien.

Einst saß er als fröhliches Kind auf ihrem Schoß und bereitete ihrem Mutterherzen unsagbare Freuden. Damals war das lächelnde Kindergesicht Marias Paradies. Heute erblickt sie hinter einem Schleier von Tränen das ausgemergelte Gesicht eines Menschen, der alle nur denkbaren seelischen und körperlichen Leiden ertragen hat.

Jahrhunderte später wird Therese von Lisieux schreiben: „Dein Antlitz allein ist meine Heimat. Es ist meine lächelnde Weide, meine Sonne, so sanft, jeden Tag.“

Einst war sein Antlitz auch Marias Heimat, doch jetzt ist es zerschunden, von Dornen, Schlägen und Stürzen entstellt. Aber ein friedvolles, entwaffnendes Lächeln spielt selbst im Tod noch um seinen Mund als Ausdruck seiner verzeihenden Liebe. Das Turiner Grabtuch bleibt bis in unsere Tage ein glaubwürdiger Zeuge für seine Vergebung, die er sterbend am Kreuz ausgesprochen hat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34)

Wie oft haben wir selbst Jesus schon gekreuzigt? Wie oft durften wir seine verzeihenden Worte hören? In jeder Beichte rechtfertigt er uns beim Vater mit jenen Worten, die er für jeden von uns erneut wiederholt: „Vater, vergib ihr, denn sie wusste nicht, was sie getan hat.“ Oder „Vater vergib ihm, denn er wusste nicht, was er getan hat.“ Jesus wird für unsere Schuld immer einen Grund zur Vergebung finden und für uns beim Vater mit seinem verwundeten Herzen eintreten, denn seine Liebe ist ohne Maß.

Maria, die Jesu Worte unter dem Kreuz vernommen hatte, tat es ihm gleich, gerade jetzt, wo sie ihn in ihren Armen hielt. Auch Maria hat uns vergeben und tritt für uns beim Vater ein: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Sie konnte uns vergeben, weil sie Gott liebte und ihr Herz groß genug war, um uns alle in ihrem Herzen den selben Platz einzuräumen, den sie für den jungfräulichen Johannes hatte, den Jesus ihr kurz vor seinem Tod an Kindes statt gegeben hatte. In Johannes wurde ihr zugleich die ganze Menschheit zum Vermächtnis ihres Sohnes, das wusste Maria, denn sie verstand Jesu Geste. Ihre Vergebung war die Voraussetzung, um die Peiniger ihres Kindes und ihres Gottes, an ihr Herz drücken zu können. In ihrem toten Kind wiegte sie die Sünder der ganzen Welt und aller Zeiten auf ihrem Schoß, um ihnen, die aufgrund der Sünde tot sind, das Leben zu schenken durch ihren unbezwingbaren Glauben an die Auferstehung, die Jesus in der Hingabe seines Lebens für viele errungen hat.

Das Vertrauen in Gott lässt den Menschen an das Unglaubliche glauben. Den Tod vor Augen glaubt Maria, dass es nicht das Ende ist. Sie vertraute auf Gottes Wort und Verheißung. Glaube und Vertrauen bedingen einander. Man könnte sagen, Maria ist der personifizierte Glaube. Sie ist die absolut Vertrauende, in der sich auch nicht der geringste Hauch des Zweifels festsetzen konnte. Sie ist die neue Eva, die allen Versuchungen des Teufels ihr Ohr und ihr Herz verschlossen hatte. Sie ist der „verschlossene Garten, der versiegelte Quell“ (Hld 4,12), den kein anderer als Gott selbst je betreten hat. Hier unter dem Kreuz, mit ihrem göttlichen Sohn an ihrem Herzen, musste sich ihr Glaube bewähren in der wohl härtesten Prüfung, die je ein Mensch bestehen musste. Maria, du Glaube der Sterbenden, bitte für all jene, die im Begriff sind, in der Sünde zu sterben. Maria, du Vertrauen der Sterbenden, erbarme dich jener, die ins Haus des Vaters aufbrechen. Erbitte ihnen den Glauben an die Auferstehung und das Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit.

Gebet zur schmerzhaften Gottesmutter Maria

O Mutter Jesu, durch deine unermesslichen Schmerzen beim Leiden und Sterben deines göttlichen Sohnes Jesu und um der bitteren Tränen willen, die du vergossen hast, bitte ich dich, opfere den heiligen, mit Wunden und Blut bedeckten Leib unseres göttlichen Erlösers in Vereinigung mit deinen Schmerzen und Tränen dem himmlischen Vater auf, zur Rettung der Seelen, und um die Gnade zu erlangen, um die ich dich anflehe.

(eccl. appri.) – Imprimatur München 13.08.58 GV Nr.7607