Statue der Gottesmutter
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6. Andacht zur Schmerzhaften Mutter (23.03.2012)

Heute schauen wir auf Maria, die ihren Sohn vom Kreuze herab in ihren Schoß aufgenommen hat. Die Mutter hält ihr totes Kind in den Armen. Einst trug sie Jesus unter ihrem Herzen, ihn, der von sich sagte: „Ich bin das Leben!“

Aber sein Leben hatte er ausgehaucht, der zerschundene und gemarterte Leib liegt ausgeblutet im Schoß der Mutter. Noch einmal kann sie ihr Kind umarmen, festhalten. Unzählige Male wiegte sie ihren Sohn in den Schlaf als er noch klein war. Und jetzt hält sie ihn ein letztes Mal schmerzhaft wiegend in ihren Armen. Es ist sein letzter, langer Schlaf.

Er ist nicht mehr unter den Lebenden sondern bei den Entschlafenen. Er ist tot. Und sein Tod war ein realer Tod. Maria hatte gesehen, wie Blut und Wasser aus seinem Herzen flossen; er war schon tot, bevor der Soldat ihm die Seite durchbohrte. Seine Augen waren gebrochen, sein Leib erkaltet.

Aber Maria, die Mutter aller Glaubenden, musste sich gegen diese Realität stellen. Für sie begann eine lange dunkle Nacht des Glaubens. Sie hielt sich Jesu Worte vor Augen: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Sie erinnerte sich, wie er Tote zum Leben erweckte und wie seine Peiniger ihm noch vor ein paar Stunden spottend zuriefen: „Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!“ (Mt 27,40) Noch dröhnte der Spott der Menge in den Ohren der Schmerzensmutter: „Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist doch der König von Israel!“ (Mt 27,42) Ja, er ist der ersehnte und zugleich so verkannte König der Juden.

Das weiß Maria mehr als alle anderen. Und deshalb glaubt sie an die Macht der Auferstehung, in einem Moment, in dem alles verloren scheint. Sie glaubt dem Wort Gottes, das von sich sagte: „Ich bin die Wahrheit!“ Nein, Gott enttäuscht nicht. Gott sprach und es ward. Gott hat immer Wort gehalten. Er wird auch jetzt Wort halten, denn er sprach von seiner Auferstehung und er wird auferstehen.

Mit seiner Auferstehung wird es eine neue Schöpfung geben, eine mit Gott versöhnte Schöpfung, denn „Altes ist vergangen und Neues ist geworden.“ Schon ist er hinabgestiegen in das Reich der Toten, um die im Herrn entschlafenen zum Ewigen Leben zu führen. Noch ist finstere Nacht, doch Christus hat seinen Siegeszug bereits begonnen.

Maria, du Mutter aller Glaubenden, du hast auch für uns geglaubt in der finstersten Nacht deines Lebens. Du hast auch für uns alle Versuchungen zum Zweifel und zur Verzweiflung abgewehrt. Hilf uns zu glauben, wenn wir von Zweifeln und Ängsten bedroht sind. Gib uns Anteil an deinem unerschütterlichen Glauben an Gottes Sieg in den Kämpfen unseres Lebens.