Statue der Gottesmutter
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Abend der Barmherzigkeit – 1. Live-Übertragung (05.02.2016)

Wie schon angekündigt, wird in diesem Jahr der Barmherzigkeit, der Abend der Barmherzigkeit live von Radio Maria ausgestrahlt oder aufgezeichnet. CDs  der jeweiligen Veranstaltungen können bei Radio Maria nachbestellt werden. Für uns war es ein spannender Abend, da wir uns in die große Gebetsgemeinschaft der Radiohörer eingebunden wussten. Überschattet war der Abend von den vielen Erkrankungen in unserer Gemeinschaft als auch beim Team von Radio Maria. Aber Gott hat in seiner Barmherzigkeit für alles gesorgt – auch für einen „Ersatzpriester“. Wir danken Pfarrer Schuster für sein spontanes Einspringen.

Gott „ist in deinem Herzen“, meinte er in der Predigt und ergänzte: „Er ist dir näher, als du es bist, in seiner Barmherzigkeit, in seiner Güte, in seiner Liebe. Die Kunst ist nur, ihn wahr zu nehmen. Sich nicht auf das Weise und Mächtige zu stützen, im irdischen Sinn. Das ist die Voraussetzung, sagt uns der 1. Korinther Brief heute: Seht auf eure Berufung! Und was ist unsere Berufung? Das zu tun, was Gott uns aufgetragen hat. Das, was er euch sagt, das tut und lebt!“ Zu Beginn der Predigt wies er darauf hin, dass wir Gottes Erbarmen brauchen und besonders in der Beichte wahrnehmen können, denn „dann dürfen wir wissen, dass Gott auf unsere Niedrigkeit schaut, uns anschaut, voll Liebe, und wir dann die Kraft haben, auch unsere Niedrigkeit, unsere Schattenseiten, anzuschauen. Mit den barmherzigen Augen Gottes – und das ist sehr entscheidend. Dann gelingt eine gute, aufrichtige Beichte.“

In wenigen Tagen beginnt die Fastenzeit, und damit die Zeit der Umkehr. Auch in der Fastenzeit findet der Abend der Barmherzigkeit statt. Das nächste Mal am 04. März 2016. Diesmal wird der Abend der Barmherzigkeit nicht übertragen. Aber er wird von Radio Maria aufgezeichnet, die CD können Sie dann bei Radio Maria bestellen. Noch ein Hinweis: ab März werden die kommenden Abende der Barmherzigkeit jeweils unter ein bestimmtes Thema gestellt. Wir beten an diesen Abenden jeweils um Heilung für einen bestimmten Zeitabschnitt im Mutterschoß.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Pfarrer Johann Schuster

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer von Radio Maria!

Wir sind auf das Erbarmen Gottes angewiesen und wenn wir dieses Erbarmen Gottes in der Beichte wahrnehmen, dann dürfen wir wissen, dass Gott auf unsere Niedrigkeit schaut, uns anschaut, voll Liebe, und wir dann die Kraft haben, auch unsere Niedrigkeit, unsere Schattenseiten, anzuschauen. Mit den barmherzigen Augen Gottes – und das ist sehr entscheidend. Dann gelingt eine gute, aufrichtige Beichte. Wir glauben immer, und ich höre das öfter als Beichtvater, dass man sich rechtfertigen muss für die Sünde. Wir brauchen uns nicht rechtfertigen, wir haben gesündigt, wir bitten um Erbarmen.

Unser Ich, das geschwächt ist von der Erbsünde, meint sich rechtfertigen zu müssen, weil wir nicht wissen und erfahren haben, dass Gott uns schon in Jesus Christus gerechtfertigt hat. Weil wir diese Erlösung, diese barmherzige Liebe in Jesus Christus noch nicht angenommen haben, zumindest in den Bereichen unseres Lebens, wo wir wegschauen, die wir verstecken vor Gott und vor den Menschen, auch oft vor uns selber. Ein Jugendlicher hat vor kurzem gesagt: „Ich kann mich selber nicht annehmen.“ Das können aber viele Erwachsene auch nicht – zum Trost an die Jugend. Aber ohne diesen ersten Schritt der Annahme, so wie ich bin, bleibt mir keine Gestaltungsmöglichkeit für mein Leben.

Gott liebt mich ja so wie ich bin, mit meinen Sünden, mit meinen Fehlern, mit meinen Schwächen, mit meinen Störungen. So wie ich bin, liebt er mich. Er kennt ja alles. Er liebt ja kein Ideal, wie ich es mir vorstelle und wie ich sein sollte, dass man dann eh nicht erreichen kann und dann immer frustriert ist. Er liebt mich so, wie ich bin. Auf deine Niedrigkeit schaut er. Und wenn ich die zwei Apostel der Beichtväter heute erwähnt habe, dann hat uns Papst Franziskus eine gute Lehre gegeben. Der eine, Pater Pio, im Süden Italiens und der andere, mehr in der nördlichen Hälfte Italiens, beide Kapuziner. Der eine (Pater Pio), viel leidend an Verleumdungen auch seitens Roms und „lieber“ Mitbrüder. Beim anderen weiß ich es nicht so genau, aber er wird sicherlich auch nicht ohne Verleumdungen ausgekommen sein. Und trotzdem sind sie heilig geworden. Trotzdem!

Woran hängt denn unsere Heiligkeit? Die hängt nicht an der Mutter Oberin oder am Bischof, nein. Sie kann uns helfen, noch mehr Heilig zu werden, wenn sie eine Reibbürste ist, aber sonst hängt die Heiligkeit an Christus. Und wie Pater Pio zig Jahre keine Beichten hören durfte oder keine Heilige Messen feiern durfte, als ihm das Wesentlichste genommen wurde, hat er trotzdem, trotz dieser furchtbaren Entscheidungen der Oberen und Römer – um es vorsichtig zu sagen ohne mir die Zunge zu verbrennen – den Gehorsam und die Heiligkeit geübt. Einem Priester, dem alles genommen wird, was ihm wertvoll war. Das ist eine starke Prüfung. Aber es gab dann auch einen Papst, der ihn heiliggesprochen hat. So ist die Kirche ein großes Gefüge und sie denkt wirklich in Jahrhunderten.

Die Heiligkeit hängt nur von der Nähe zu Jesus ab und die kannst du haben im Gefängnis, weil deine Seele nie gefangen ist. Wo du auch bist. Manche glauben, ich müsste jetzt auch in San Giovanni Rotondo sein oder dort sein oder in Rom jetzt bei den Feierlichkeiten. Ich war auch voriges Jahr unten, aber es muss nicht sein. Die Heiligkeit ist dort, Gott ist dort, wo du bist. Er ist in deinem Herzen. Er ist dir näher, als du es bist. In seiner Barmherzigkeit, in seiner Güte, in seiner Liebe. Die Kunst ist nur, ihn wahr zu nehmen. Sich nicht auf das Weise und Mächtige zu stützen, im irdischen Sinn. Das ist die Voraussetzung, sagt uns der 1. Korinther Brief heute. „Seht auf eure Berufung.“ Und was ist unsere Berufung? Das zu tun, was Gott uns aufgetragen hat. Das, was er euch sagt, das tut und lebt!

Zwischen eurem Wort und eurem Leben soll nicht so eine riesige Diskrepanz sein. Das ist die Berufung und je mehr wir unsere Berufung leben, desto mehr sind wir bei Gott. Desto mehr kann Christus in uns wachsen. Aber die barmherzige Liebe Christi! Nicht die fanatische, wie „Willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein“. Nein, das ist die Gefahr der Religion. Aber Christus liebt den größten Sünder vielleicht am meisten und schenkt ihm am meisten Gnade. Warum? Damit er Mut hat umzukehren, in die Mitte Gottes wieder zu gehen, ins Erbarmen Gottes zu gehen. Bei jeder Beichte können wir das Einüben. Aber da in Österreich die Meisten keine Sünden haben, brauchen sie auch nicht die Beichte und kennen auch nicht die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes.

Das ist ein großer Mangel. Dieser Mangel schreit. In den zerbrochenen Ehen… jetzt wieder wurde in Deutschland ein Franziskanerkloster aufgelöst, in Hartberg wird demnächst ein Kloster aufgelöst, der Mangel schreit. Der Mangel in den Familien, die Kinder schreien voll Not, finden keinen Weg. Das Herz sehnt sich nach angekommen Sein, nach Erfüllung, nach Leben, aber dieses Ankommen geht nur, wenn ich als Geschöpf Gottes beim Schöpfer ankomme. Er in mir und ich in ihm. So ähnlich sagt es Paulus.

Gott in mir und ich in Gott, das ist unsere Berufung

Dann stützen wir uns nicht nur auf das Zeitliche und hängen an den irdischen Gütern und Mächten und Gewalten, sondern dann dürfen wir uns rühmen, wenn wir uns schon rühmen wollen, dann rühmen wir uns des Herrn, sagt Paulus. Darum gilt dem Herrn, nicht dem Esel der ihn trägt, der Ruhm. Das ist ein Unterschied. Manchmal glaubt der Esel, der Ruhm gilt ihm. Ein Irrtum! Dem auf ihm sitzenden Herrn, für den gilt der Ruhm beim Einzug nach Jerusalem. Und so auch für unser Leben. Und so gibt es als Christen keine Verlierer, nur Gewinner. Verlierer sind wir nur dann, sagt Paulus, wenn wir unser Leben selber retten wollen. Das geht einfach nicht. Auch nicht durch 100 Rosenkränze am Tag kann ich mein Leben retten. Verstehen sie? Ich kann diese Rettung nur annehmen. Was nicht heißt, dass einige Rosenkränze zu beten nicht heilvoll sein kann und rettend wirken kann. Aber nicht mein Gebet rettet mich, sondern Gott rettet mich. Wenn ich mich ihm überlasse, kann er mich retten aus meiner Not, aus meiner Bruchstückhaftigkeit  meines Daseins. Aus meiner Verzweiflung, aus meiner Verirrung. Er ist immer unterwegs wie ein guter Hirte um die Schafe, die sich verfangen haben, zu bergen, zu halten, zu schützen. Das ist Jesus! Das ist sein Herz! Und wenn du dieses Herz suchst, dann wird sich dieses Herz dir offenbaren. Wie er es den Heiligen getan hat. Dann wird dieses Herz Jesu in dir lebendig. Eine Quelle neuen Lebens für die, zu denen Gott dich schickt, die im Dunkel und Todesschatten sitzen. Und das sind genug Menschen, die verzweifelt sind.

Viele Jugendliche kenn ich, die verzweifelt nicht wissend, was oben und unten ist. Zerbrochenen Herzens, keinen Lebensmut, sie wollen sich umbringen usw., weil sie keinen Sinn erkennen in ihrem Leben. Gott ist der Sinn des Lebens. Kein Schritt mit ihm ist vergebens. Kein Ringen mit ihm ist vergebens und wenn wir, so wie wir es heute im Lukasevangelium gehört haben, uns selber verleugnen das heißt, uns nicht mit Gewalt selbst verwirklichen wollen, uns stur durchsetzen wollen durch die Wand, obwohl die Tür offen ist und dann jammern, weil wir uns den Kopf anschlagen. Besser ist es, das Kreuz Christi auf sich zu nehmen und geduldig mit ihm diesen Weg nach Jerusalem zu gehen, der Spur des Herzens zu folgen. Und da ist nicht der Kopf entscheidend, sondern das kontemplative Gebet, das betrachtende Gebet, das zur Ruhe kommen beim Herrn.

„Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in dir oh Gott“

Dieses Ruhen in Gott gibt uns dann die Kraft mit unserer Niedrigkeit sich zu versöhnen. Wenn sogar Gott sich mit unserer Niedrigkeit versöhnt, dann dürfen auch wir uns hoffentlich mit unserer Niedrigkeit versöhnen und annehmen und die Erfahrung machen, dass uns Gott trotzdem liebt. Das heißt nicht, dass wir nicht beichten sollen und nicht umkehren und bereuen, aber die Erfahrung zu machen:

„Ich bin ein geliebtes Kind Gottes“

Das gibt Mut und Kraft. Dieses Kreuz Christi ist ja nicht nur ein Kreuz das drückt, sondern es ist auch ein Zeichen des Heiles für mich selber. Wenn der Gekreuzigte, sagt Paulus, in mir gegenwärtig ist, dann dürfen auch meine Wunden in meinem Leben vor dem Gekreuzigten bestehen. Bei manchen, wie Pater Pio, sogar sichtbar. Wenn wir das annehmen, dann  brauchen wir nicht die ganze Welt gewinnen. Wie ich schon eingangs gesagt habe, 15.000 waren gestern bei einer Reliquie von Pater Pio und heute oder morgen vermutet man noch mehr im Petersdom. Dort wo Gott ist, ist eine anziehende Kraft der Liebe. Die Menschen haben Sehnsucht nach Heiligkeit. Sehnsucht nach Gott. Beten wir füreinander, dass diese Sehnsucht in uns niemals erlischt. Amen