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Abend der Barmherzigkeit (01.02.2013)

Der heutige Abend der Barmherzigkeit stand unter der Leitung von Pfarrer Mag. Johann Schuster, der diesen Abend ganz unter das Thema des rechten Betens gestellt hat: „Wir sollen keine Leistungsbeter sein, die denken, wenn sie fünf Rosenkränze gebetet haben, dann haben sie ihr Gebet erfüllt. Ich habe nichts gegen den Rosenkranz und das mündliche Gebet, aber das ist nicht das Wichtigste im Gebet.“ Pfarrer Schuster nannte die Grundvoraussetzung für das Gebet und meinte: „Das sehen wir schon bei den kleinen Kindern. Kinder, die nicht hören können, können auch nicht gut reden. Kinder müssen hören, um reden zu können, das Sprechwerkzeug allein genügt nicht.

Wir müssen also lernen, offen zu sein und zu hören. Wenn du ins Gebet gehst, stelle dich vor Gott hin, setze dich vor Gott hin – jeder hat so seine Gebetshaltung – tritt also vor Gott hin in der Stille und werde still. Und übe das Tag für Tag.“

Und er gab den Rat: „Komm nicht zu Gott mit Gebetszetteln bewaffnet und mit Rosenkränzen bestückt, werde einfach still vor ihm. Denn Gott spricht in die Stille hinein, nicht in unser Reden. Gott spricht nicht im Sturm sondern im Säuseln des Windes. Gott macht sich bemerkbar, wenn wir uns auf ihn einlassen.“ Es ist sehr erfreulich, dass immer mehr das Angebot der stillen Anbetung im Anschluss an den Abend der Barmherzigkeit annehmen, um in der Stille noch bei Jesus zu verweilen und in seiner Liebe zu bleiben.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Johann Schuster

Ich möchte heute ein Thema ansprechen, das sehr wichtig ist. Besonders den Jugendlichen und Kindern möchte ich sagen: „Lieber Jugendlicher, liebes Kind, wenn du das praktizierst, was ich dir jetzt sage, dann wirst du dir viele Probleme im Leben ersparen.“

P. Clemens Pilar stellte bei einem Einkehrtag die Frage: Wie werde ich Schüler Gottes? Als Schüler meinen wir oft, wir müssen eine Leistung erbringen, damit wir von Gott geliebt werden. Christen denken aber nicht so. Wir bleiben immer Schüler und wir Erwachsenen sollen immer lernen, damit wir jung bleiben. Also, wie werde ich Schüler Gottes? Früher war das so, dass ein Rabbiner von seinen Schülern ausgesucht wurde. Und diese Schüler schlossen sich dann dem Rabbi an und blieben bei ihm. Bei Jesus war das umgekehrt: Jesus beruft seine Jünger und Apostel, die dann bei ihm bleiben.

Nächste Frage: Was ist die Grundvoraussetzung im Gebet? Viele glauben, wenn sie viele mündliche Gebete sprechen, dann sind sie vollkommen im Gebet. Das sind dann jene, die zur Beichte kommen und sagen: „Ich komme mit dem Gebetsleben nicht klar, ich schaffe das alles nicht.“ Sie kommen mit ihrem Gebet nicht zurecht, weil sie zu viele Gebetszettel haben. Wenn ich ihnen dann sage: „Dann lassen Sie den einen oder anderen Gebetszettel weg.“, dann fahren sie auf: „Weglassen?! Das ist unmöglich! Ich hab es ja versprochen!“ Was also ist die Grundvoraussetzung für echtes Gebet? Im Gebet ist das Hören wichtig. Eines Tages kam eine Frau auf mich zu und sagte empört: „Herr Pfarrer, wie können Sie so was Falsches sagen!?“, worauf ich sie fragte, wie ihr Gebet ausschaut. Sie gab zur Antwort: „Ich rede eine halbe Stunde zu Jesus und dann gehe ich wieder.“ Ich habe sie dann gefragt: „Machen sie das auch mit ihrem Mann so? Eine halbe Stunde auf ihn einreden und dann gehen? Dann muss er aber sehr frustriert sein, wenn er nicht zu Wort kommt.“

Wir sollen keine Leistungsbeter sein, die denken, wenn sie fünf Rosenkränze gebetet haben, dann haben sie ihr Gebet erfüllt. Ich habe nichts gegen den Rosenkranz und das mündliche Gebet, aber das ist nicht das Wichtigste im Gebet. Jesus sagte: „Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Mt 6,6)

Was heißt das: „Geh in deine Kammer?“ Was meint Jesus damit? Es bedeutet nicht, dass wir uns irgendwo verriegeln. Jesus meint: Geh in die Kammer deines Herzens! Geh in dein Inneres, verlass den Lärm dieser Welt. Jesus selbst hat das so gemacht, er „zog sich zurück“. Aber er hat sich nicht aus Frust zurückgezogen, sondern um im Inneren mit dem Vater zu sein. Nicht reden sondern hören ist zuerst wichtig. Das sehen wir schon bei den kleinen Kindern. Kinder, die nicht hören können, können auch nicht gut reden. Kinder müssen hören, um reden zu können, das Sprechwerkzeug allein genügt nicht.

Wir müssen also lernen, offen zu sein und zu hören. Wenn du ins Gebet gehst, stelle dich vor Gott hin, setze dich vor Gott hin – jeder hat so seine Gebetshaltung – tritt also vor Gott hin in der Stille und werde still. Und übe das Tag für Tag. Eine Stunde lang, sagt P. Clemens Pilar. Komm nicht zu Gott mit Gebetszetteln bewaffnet und mit Rosenkränzen bestückt, werde einfach still vor ihm. Denn Gott spricht in die Stille hinein, nicht in unser Reden. Gott spricht nicht im Sturm sondern im Säuseln des Windes. Gott macht sich bemerkbar, wenn wir uns auf ihn einlassen.

Beim Beten brauchen wir keine Leistung erbringen, wir müssen nichts tun. Du brauchst nur in der Stille bleiben, bis du zur Ruhe kommst, sodass Gott dich ansprechen kann. Du wirst keine äußere Stimme hören, die sagt: Mach das und das. Seine Stimme hören wir in unserem Herzen. Aber vielleicht hören wir gar nichts. Es kann sein, dass wir eine Stunde nur in seiner Liebe eingehüllt sind. Das ist erlösendes, heilendes Beten. Aber wir denken immer: „Gott ist so arm, ich muss für ihn etwas tun!“ Aber: Wir brauchen ihn, nicht er uns!

Beim Beten können wir gewiss sein: Unser Gott ist da und er ist ansprechbar. Das Problem ist nur, dass wir das oft nicht wahrnehmen. Der Grund dafür ist der innere und äußere Lärm, der uns ständig umgibt. Ich möchte an Sie die Einladung aussprechen: Haben Sie den Mut, die Stille zu üben.

Meine Ausführungen möchte ich mit den Aussagen eines Heiligen belegen.Der heilige Pfarrer von Ars hat einen Bauern beobachtet. Der Bauer hatte nichts mitgehabt, keinen Gebetszettel, keine Rosenkranz. Er ist einfach eine Stunde vor dem Allerheiligsten gesessen. Vianney fragte ihn: „Was tust du denn?“ Er hätte denken können: Du sprichst keine Gebete, du betest sozusagen nicht.

Der Bauer sagte: „Er schaut mich an und ich schaue ihn an.“ Sehen Sie, da ist kein Wort von reden. Im liebenden Austausch mit Gott, kontemplativ leben. Beten kann jeder, dazu braucht man keine theologische Ausbildung.

Wenn du keine wirkliche Gottesbeziehung und Gotteserfahrung hast, dann kannst du auch nicht gut beichten und Eucharistie feiern. Deshalb müssen wir bereit sein, ihn an uns heranzulassen. Diese Bereitung ist wichtig.

Maria lebte in der Stille des Hauses von Nazareth. Maria hatte vertrauten Umgang mit Gott und den Engeln. Daher ist sie auch nicht erschrocken, als der Erzengel Gabriel zu ihr kam. Nicht wegen des Engels war sie erschrocken, denn sie war den Umgang mit ihm gewohnt, sondern über die Anrede war sie erschrocken: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ (Lk 1,26 ff) Gott spricht immer zuerst!

P. Tomislav Ivančić sagte: „Die Frommen sind am schwersten zu bekehren!“ Denn sie sind oft eingefahren in ein System, sie sind nicht offen für Gott. Sie fahren wie ein Zug auf den Geleisen. Wenn du keine Gotteserfahrung hast, so ist die Frage nicht: „Wo ist Gott?“, sondern: „Wo bist du?“ Er hat uns schon lang gesucht, noch bevor wir ihn zu suchen begonnen haben.

Das 1×1 der Gottesbeziehung ist: Hören auf Gott! Zu singen und dazu die Hände erheben, im Lobpreis in die Hände zu klatschen, das ist gut, aber zuerst müssen wir in die Stille gehen, Gott wahrnehmen, bis er uns berührt.

Manche haben die Gabe der Herzensschau. Wir brauchen viele verschiedene Gaben. In einem Evangelisationszentrum in Deutschland habe ich viele kennengelernt, die verschiedene Gaben haben. Eine Frau hat bei vielen gesehen, wie sie Gott erfahren haben. Bei einem Gespräch sagte sie einmal zu mir: „Mich aber hat Gott noch nie berührt.“ Ich antwortete ihr: „Heute wird er sie berühren.“ Dann legte ich ihr die Hände auf und betete für sie. Nach dem Gebet ist sie still hinausgegangen. Gott hat es getan, er hat sie berührt.

Eines müssen wir wissen: Ohne Schüler Jesu zu sein, kann ich nicht Christ sein. Ohne Schüler Jesus zu sein, kann ich nur fromm sein, nicht mehr, aber ich kann kein Christ sein.

Carlo Caretto gibt uns einen Ratschlag: Ein Minimum für das geistliche Leben – hören wir genau hin: ein Minimum sagt er – ein Minimum für das geistliche Leben ist es, eine Stunde pro Tag zu beten, einen Tag pro Monat und eine 1 Woche pro Jahr offen zu sein für seine Liebe. Darunter geht es nicht! Und du wirst die Veränderung des Herzens nicht erleben.

Also, offen zu sein für Gott: eine Stunde pro Tag, einen Tag pro Monat und eine Woche pro Jahr. Wer das macht, braucht sich um nichts mehr Sorgen zu machen, sondern Gott ist dann für dich da als Vater und Mutter und Jesus Christus ist dein Lehrer. Wenn wir aber den ganzen Tag Radio hören oder den Fernseher laufen haben, geht das nicht. So können wir keine Beziehung zu Gott haben und auch keine Freude in unserem Leben. Durch die Liebe Gottes kommt die Freude! Sich lieben zu lassen von Gott, aus seiner schenkenden Liebe zu schöpfen, damit seine Gnade, die in uns überfließt, die Menschen berührt.