Statue der Gottesmutter
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Abend der Barmherzigkeit (07.02.2014)

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Und so ruft er uns zu sich und wir wissen, er ist ganz da, er ist gegenwärtig im Wort Gottes und in der Eucharistie. Er ruft uns und will, dass wir bei ihm sind. Er will, dass wir Zeit mit ihm verbringen. Jesus ist verlassen, Jesus ist traurig, weil so wenige Menschen diesen Ruf hören: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Der heutige Abend der Barmherzigkeit mit Kaplan Guido Martirani lief wieder sehr stimmungsvoll nach dem gewohnten Programm ab.

Beim nächsten Abend der Barmherzigkeit am 7. März 2014 wird es eine Änderung im Ablauf geben. Grund dafür ist die Anwesenheit einer Reliqiue der heiligen Sr. Faustyna Kowalska, die Jesus selbst als „Sekretärin der Barmherzigkeit“ bezeichnete.

P. Andreas Skoblicki  wird den nächsten Abend der Barmherzigkeit leiten.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Kaplan Guido Martirani

Liebe Gläubige! So sind wir wieder hier, um die Nähe Jesu, die Nähe Gottes, zu erfahren. Jesus ist bei uns und er möchte uns berühren. Er spricht mit uns durch diese Gegenwart im Wort Gottes und will jeden einzelnen von uns berühren. Und wir dürfen nicht faul und träge sein im Lesen und Betrachten des Wortes Gottes. Wir wollen diesen Auftrag ernst nehmen und sagen: „Ja, die Heilige Schrift, das Wort Gottes, es lebt!“ Es ist kein totes Wort, es ist kein Wort der Menschen, es ist das Wort Gottes! Und wo das Wort Gottes ist, dort ist die Gegenwart Gottes. Wir können die Bibel öffnen – bei uns zu hause – und sie lesen, betrachten. Allein das öffnen der Bibel und das Betrachten des Wortes in einer Gebetsecke bei uns zu hause hat schon eine Wirkung, eine kostbare Wirkung. Gott ist da! Aber Gott ruft: „Komm zu mir und lies doch! Ich hab dir so vieles zu sagen! So viel Gutes zu sagen, so viel Weisheit zu sagen! Komm zu mir!“ Stellt euch vor: Diese Bibel zu hause, die offen liegt und Gott selbst, der da heraus spricht und sagt: „Komm und lies bitte! Ich bin da! Ich warte auf dich!“ Das ist der Kuss Gottes, die Begegnung Gottes. Gott will uns mehrmals am Tag küssen, einen heiligen Kuss geben durch dieses Wort Gottes. Denn für uns ist das Wort Gottes Nahrung: „Nicht nur vom Brot lebt der Mensch“, lesen wir, sondern vom Wort Gottes. Das ist die Hauptnahrung für uns, das ist große, wichtige Nahrung für uns. Und oft haben wir dann Aha-Erlebnisse: Ah, so ist Gott, er ist ja ganz anders, als wir Menschen oft denken.

Wie am heutigen Tag bei der Votivmesse zum Heiligsten Herzen Jesu, wo Jesus spricht: „Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen hast.“ Er hat es den Weisen und Klugen verborgen – sie erkennen etwas nicht, was andere erkennen. „…den Unmündigen aber offenbart hast.“ Also Unmündigen, den Armen und Schwachen, den Auserwählten, will Gott etwas offenbaren, etwas Besonderes geben. Unglaublich ist dieses Gebet von Jesus: Er dankt dem Vater, dass er uns, den Armen und Unmündigen etwas gibt, und den anderen eben verbirgt. Das ist die Gerechtigkeit Jesu, die sich mit der Liebe Jesu vereint. Denn es gibt Menschen, die ärmer sind, es sind Menschen, die eben mehr mitgemacht haben in ihrem Leben, vielleicht verspottet worden sind, die einfach arm sind oder einfach nicht die Möglichkeit gehabt haben, weise zu werden. Denen will Gott eben in seiner Gerechtigkeit etwas Besonderes geben. Das heißt nicht, dass die anderen nichts bekommen, aber denen gibt Gott etwas ganz Besonderes: Seine Weisheit. Und so will er uns erziehen und vieles sagen, innerlich aufbauen und erneuern. Er will, dass wir ihn erkennen.

Und dann sagt Jesus: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Und so ruft er uns zu sich und wir wissen, er ist ganz da, er ist gegenwärtig im Wort Gottes und in der Eucharistie. Er ruft uns und will, dass wir bei ihm sind. Er will, dass wir Zeit mit ihm verbringen. Jesus ist verlassen, Jesus ist traurig, weil so wenige Menschen diesen Ruf hören: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Und das ist unser Glaube. Wir wollen daran glauben, dass es Jesus ist, der uns aufrichten kann, der uns helfen kann, der uns seine Nahrung durch seine Gegenwart geben kann, der uns das geben kann, was uns kein Mensch und kein Geschöpf geben kann. Jesus kann alles! Jesus ist da und er ruft uns! Jesus hat uns hier her gerufen, weil er uns liebt, weil er uns wieder etwas schenken möchte, weil er uns wieder etwas sagen möchte. Wir wollen unseren Glauben erneuern lassen, unsere Sehnsucht erneuern lassen. Wir wollen zulassen, dass Gott uns rüttelt und schüttelt in dieser Zeit der Gnade, in der wir unsere Herzen öffnen wollen. Es ist eine Zeit der Gnade und Gnade ist etwas, das man umsonst bekommt – aus dem Herzen Jesu. Wer will diese Gnade bekommen? Jesus, schenk uns diese Gnade! Jesus, du selbst bist unsere Gnade, Halleluja! Jesus will, dass wir uns ihm öffnen, dass wir Ja sagen zu ihm, denn er will uns beschenken, weil wir die sind, die Sehnsucht nach ihm haben. Wir sind das Elend, ja, aber das berufene Elend, die armen Menschen, die Jesus in seine Nähe holen möchte. Wir wollen uns mit dieser Liebe beschenken lassen, die nur er geben kann. Wir sind und leben in dieser Begrenztheit. Wir merken, dass ohne der Gnade Gottes wir begrenzt sind. Aber die Gnade ist uns geschenkt. Die Gnade will Gott uns immer wieder schenken. Dieses große Geschenk will Jesus uns geben – immer wieder neu.

Jesus will, dass wir eine Familie werden, dass wir einander Gutes tun, dass wir einander Barmherzigkeit erweisen. Er will, dass hier keine Streitigkeit ist, kein Neid, kein böser Gedanke. Er will, dass wir die Liebe lernen, denn wir brauchen die Liebe. Der neben uns, der braucht unsere Liebe. Gott will uns die Vollkommenheit schenken. So wie der Vater, der die Sonne strahlen lässt über den Guten und Bösen, so wollen auch wir selbstlos alle die uns begegnen lieben. Gutes tun, Gutes wünschen, segnen, keine verwünschen! Bitte, verwünschen wir keinen, sondern lieben wir die Menschen! Egal wer uns begegnet, lieben wir die Menschen, segnen wir sie, beten wir für sie. Und wenn irgendwer über den Nächsten in unsere Umgebung schimpft, oder auch wir selbst, dann müssen wir sofort erkennen, dass es die List des Teufels ist, denn wir wollen einander lieben! Wir wollen die lieben, die gehasst werden. Wir wollen auch die unmöglichsten Menschen lieben! Wir alle brauchend die Liebe. Auch wir Priester brauchen die Liebe, wie ich voriges Mal gesagt habe. Und wir sind oft die unmöglichsten Menschen, wirklich unmöglich – ja, ich kenne mich gut! Aber wenn uns die Gläubigen mit Liebe entgegenkommen, da schmelzen dann die Herzen, das ist wohltuend. Nur mit der Liebe können wir frei werden, wenn wir den Menschen wirklich annehmen, und zwar so, wie er ist! Wir dürfen nicht sagen: Ja einen Teil von diesem Menschen nehme ich schon an, aber das nicht. Weil dort weiß ich, dort erkenne ich, (denn ich bin ja fast wie Gott), dass er sich ändern muss. Nein, wir sind nicht wie Gott! Zum Glück sind wir nicht wie Gott! Denn Gott liebt seine armen Kinder. In der Liebe dürfen wir sein wie Gott, OK, aber nur in der Liebe, in der Güte, im Frieden. Aber das Gericht übergeben wir unserm Herrgott. Und wir werden einmal staunen, wer alles im Himmel sein wird! Und wir werden sagen: Du bist da? Das gibt es ja nicht! Dass ich in den Himmel komme, ja natürlich, ich war ja so fromm! Aber dass du auch hier bist? Bist nicht du der … von …? Was machst du eigentlich hier? Ich habe dich ja immer verurteilt … Lassen wir Gott das Urteil! Gott weiß, wieso einer vielleicht den falschen Weg eingeschlagen hat. Vielleicht wurde er falsch beraten, falsch erzogen oder es wurde in der Kindheit schon etwas fehlgeleitet. Man weiß es nicht. Gott schon. Und das macht die Liebe aus. Die Liebe ist alles.

Das ist das Rezept Gottes: Wer Liebe gibt, der bekommt Liebe. Umso mehr man Liebe gibt, umso mehr bekommt man sie. Deswegen: Ich entscheide mich alle zu lieben, auch den unmöglichsten Menschen, und wir werden uns im Willen Gottes befinden. Und Gott wird eins sein mit uns. Gott wird unser Freund sein, weil wir in seinem Willen sind. Werden wir hingegen nur ein bisschen im Willen Gottes sein, und ein bisschen der Ankläger und Richter sein, dann sind wir nicht in Gott. Also, wenn wir nicht aufhören mit den Anklagen in der Kirche, in der Familie, bei unseren Nachbarn, dann werden wir keinen von der Botschaft des Glaubens überzeugen. Keinen! Wieso hat dieser Papst jetzt so viele Zuhörer? Weil er ein Papst der Liebe ist, der alle liebt, der die Kirche liebt, der alle umarmt und aufs Wesentliche geht: auf Jesus Christus. Und Jesus Christus ist die Liebe! Er ist diese einfache Liebe. Der Papst will keinen Klerikalismus – weder auf der einen Seite noch auf der anderen. Der Priester ist der Diener, er ist beauftragt, zu lieben. Er ist beauftragt, im Namen Jesu Gutes zu tun, das Volk zu speisen, auszuteilen das Brot – und alle werden vom beim Brot des Lebens, der heiligen Eucharistie, in der sich Gott ganz gibt – jedem einzelnen! Es könnt einer sagen: Ja der Priester bekommt ja das größere Stück von der Hostie! Und ich bekomme nur ein kleineres. Er könnte ja sagen: Ich will auch einen großen Jesus haben! Aber wir wissen, dass auch im kleinen Stückchen der ganze Christus ist. Denn wenn sich Christus gibt, dann gibt er sich ganz. Und er macht keinen Unterschied, er gibt sich ganz. Er gibt seine Liebe ganz, seine Erlösung ganz. Und das macht er durch dieses Brot, durch sich selbst. Diese Speise der Liebe bekommen wir in bei jeder Kommunion von Jesus selbst. Er selbst gibt uns diese Speise. Er gibt sich selbst.

Und er will uns erlösen in der Beichte, das ist unglaublich. Wir müssen bekennen: Ich habe falsch gehandelt – nicht die anderen immer anklagen. Die arme Maria Magdalena! Ja, wir stehen alle gleich mit dem Stein in der Hand und sagen: Ja, die hat gesündigt! Aber was hat Jesus gesagt? Sie hat gesündigt, ja, aber diese Anklage ist nicht die Haltung, die Gott wünscht! Und das ist schön. Ich bete sehr oft, auch in den Pfarreien wo ich tätig bin, das Schuldbekenntnis: „Durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld…“ Weil es wichtig ist zu erkennen: Ich habe da einen Fehler gemacht. Ich habe den Menschen nicht vergeben. Ich habe den Menschen nicht geliebt. Was hat Jesus alles mitgemacht? Und was betete er am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Er hat noch immer alle geliebt. Er hat nicht nur alle geliebt, sondern er hat sogar seinen Schmerz, sein Leiden, für uns hingegeben. Schmerz und Leid Jesu wird dadurch zu unserer Rettung und Erlösung. Er hat keinen verurteilt. Das ist Jesus. Jesus ist der, der sein Herz öffnet für alle. Jesus ist der, der sich freut, umso mehr Menschen zu ihm kommen. Und in diesen Kampf wollen wir eintreten, in diesen Kampf für die Seelen. Wir wollen wie Jesus die Menschen lieben. Wir wollen verzeihen wie Jesus und hoffen, dass die Menschen anfangen, die Kirche zu lieben. Wir wollen lieben, vergeben und den Menschen nur Gutes tun. Und wir wollen allen Menschen nur Gutes wünschen. Wehe, wir wünschen auch nur einem nichts Gutes! Das ist auch Beichtmaterie, wenn wir zur nächsten Beichte gehen: Ich habe zu wenig geliebt! Ich habe zu wenig verziehen! Viele kommen und sagen: Meine Kinder sind schwierig, mein Ehemann ist schwierig, meine Ehefrau ist schwierig, mein Pfarrer ist der Schwierigste, … Ja, wie verblendet sind wir denn? Und du selbst, frage ich dann den Beichtenden? Aber diese Frage kommt oft gar nicht an. Und du selbst? Das merken wir nicht, dass wir hier verblendet sind, dass wir im Einfluss des Geist des Bösen sind, dem Geist des Anklägers. Das wollen wir aber nicht mehr. Wir wollen stattdessen lieben und versuchen, die anderen wahrzunehmen und anzunehmen und zu lieben. Wie geht es meinem Nächsten zu hause? Wie geht es meinem Nachbarn wirklich? Gehe ich hin? Frage ich nach? Wie geht es meiner Ehefrau/meinem Ehemann wirklich? Frage ich nach? Wie geht es meinen Kindern wirklich? Wie geht es meinem Pfarrer? Mache ich etwas Gutes für ihn, frage ich nach? Ist mir der andere wirklich ein Anliegen?

Das ist der Wille Gottes: Gutes zu tun in beiden Richtungen – zu den Menschen hin und natürlich auch zu Gott hin. Denn auch Gott braucht unsere Nähe, auch Gott braucht unsere Liebe, auch Gott sehnt sich nach uns. Gott will sich uns offenbaren, besonders bei der heiligen Messe. Er will sich selbst schenken – er sehnt sich nach uns! Er hat eine Riesensehnsucht nach uns! Aber es kommt keiner zu ihm! Es bleibt keiner bei ihm, wenigstens für eine Zeit lang. Nehmen wir uns doch Zeit für ihn im Allerheiligsten Sakrament oder in der Heiligen Schrift. Er will uns ja nur lieben und seine Liebe ausschütten!