Statue der Gottesmutter
Menü

Abend der Barmherzigkeit (04.07.2014)

Der heutige Abend der Barmherzigkeit schien unter das Motto „Es darf auch gelacht werden!“ gestellt zu sein. Pfarrer Martirani sprach in der Predigt besonders die Kinder an, deren heiteres Lachen alle ansteckte. „Die wahre Frömmigkeit fördert Gemeinschaft.“, stellte Pfarrer Martirani fest und erläuterte dazu: „Das Überfromme fördert die Gemeinschaft nicht. Das ist zu verwerfen, denn das ist nur reine Selbstsucht.“ Die ganze Predigt war geradezu eine Aufforderung, wieder den Mut zu haben, dem Wort Jesu zu folgen und wie die Kinder zu werden:

„Denn Kinder haben noch den Mut, zu Mama oder Papa zu gehen und um Versöhnung zu bitten. Kinder haben überhaupt noch den Mut, Mama und Papa zu bitten, wenn sie etwas haben wollen. Kinder sind frei, Kinder sind oft zornig, Kinder weinen, Kinder sind auch frech – und das ist gut so; ja, da schaut ihr jetzt, aber es ist gut so! Bei dem Wort frech wird sich mancher vielleicht denken: Jetzt kommt er mit dem Zeigefinger! Nein, es ist gut so. Es ist oft besser, man sagt: „Du hast echt ein deppertes Gesicht!“ oder „Du bist wirklich ein …!“  Es ist besser. Weil der andere schreckt sich dann ein bisserl, aber dann tut sich etwas. So darf es aber nicht bleiben! Was machen die Kinder dann? Sie spielen wieder miteinander, weil sie das vorher auch gemacht haben; das gehört dazu. Wichtig ist, dass man dann wieder gemeinsam spielt.“ Denn das ständige „»lieb und nett sein« berühre die Herzen nicht, schlussfolgerte Pfarrer Martirani.

In der Beichte dürfen wir wie kleine Kinder zu Gott kommen und ihn um Verzeihung bitten. So finden wir wieder an Gottes Vaterherz zurück. Alles Trennende fällt in der Beichte von uns ab. Deshalb hat das Bußsakrament von Anfang an einen wichtigen Platz beim Abend der Barmherzigkeit, der am nächsten Herz-Jesu-Freitag, am 1. August 2014, bereits zum 50. Mal stattfinden wird. Aus diesem Anlass wird das Programm etwas geändert sein, denn wir dürfen uns wieder über die Anwesenheit der Reliquie der heiligen Sr. Faustyna freuen, die Jesus selbst als seine „Sekretärin der Barmherzigkeit“ betitelt hat.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Pfarrer Mag. Guido Martirani

Halleluja! Jesus lebt! Und das ist schön. Ich arbeite jetzt viel mit Kindern zusammen bei den Schulschlussgottesdiensten. Und mir ist aufgefallen, Kinder haben wirklich etwas Besonderes. Ich sage nur: „Jesus lebt!“, und sie freuen sich sofort; sie strahlen sofort. Sie haben etwas Besonderes. Ich habe gesagt: „Jesus lebt!“ und habe die Hände erhoben – und alle Kinder haben auch die Hände erhoben. Und jetzt schauen wir, ob wir das auch so können: „Jesus lebt!“ – Ja! Das ist schön.

Wir sind in den Augen Gottes wirklich diese kleinen Kinder, die er zu sich sammelt, immer wieder neu. Die kleinen Kinder Gottes, das sind wir. Und es ist etwas ganz, ganz Besonderes, Kind Gottes zu sein, ein Auserwählter Gottes zu sein. Und er will immer wieder neu diese Kindschaft erneuern – auch wenn wir schon erwachsen oder älter sind. Jesus will, dass wir Kind werden, seine Kinder; und dass wir uns versöhnen lassen und dass wir uns verwöhnen lassen von diesem Vater im Himmel. Denn Kinder haben noch den Mut, zu Mama oder Papa zu gehen und um Versöhnung zu bitten. Kinder haben überhaupt noch den Mut, Mama und Papa zu bitten, wenn sie etwas haben wollen.

Kinder sind frei, Kinder sind oft zornig, Kinder weinen, Kinder sind auch frech – und das ist gut so; ja, da schaut ihr jetzt, aber es ist gut so! Bei dem Wort frech wird sich mancher vielleicht denken: Jetzt kommt er mit dem Zeigefinger! Nein, es ist gut so. Es ist oft besser, man sagt: „Du hast echt ein deppertes Gesicht!“ oder „Du bist wirklich ein …!“  Es ist besser. Weil der andere schreckt sich dann ein bisserl, aber dann tut sich etwas. So darf es aber nicht bleiben! Was machen die Kinder dann? Sie spielen wieder miteinander, weil sie das vorher auch gemacht haben; das gehört dazu. Wichtig ist, dass man dann wieder gemeinsam spielt.

Wir müssen raus von diesem „wir sind ja die guten Christen, und wir müssen immer lieb und nett sein, und so … Das ist nix! Das „lieb und nett“, ist das etwas wert? Wir kennen solche Leute: umso lieber umso netter – aber es berührt nicht! Aber wenn einer spontan ist und richtig lebt, wie ein Kind lebt, das berührt. Das ist gut! Das berührt die Herzen. Wir müssen wirklich wieder wie Kinder werden. Es ist unsere Sehnsucht, wie Kinder zu sein. Und wir müssen das Kindsein auch ein wenig herauslassen.

Ich mache zum Beispiel auch bei den Heiligen Messen, wenn ich merke, dass alles so steif ist, dann mache ich ganz etwas Verrücktes zwischendrin, das ist wichtig. Weil, das reißt die Menschen auf, das öffnet sie. Wir müssen leben, wir sollen die Freude an der Liebe haben, die Freude an der Gemeinschaft haben. Die Freude haben, Menschen zu sein, so wie wir sind. Freude, Menschen zu sein – und wenn wir mal grantig sind, sind wir eben grantig, wenn wir Ängste haben, dann haben wir eben einmal Ängste …

Das war voriges Jahr beim Jungscharlager das Schönste: den Kindern Angst zu machen. „So etwas habt ihr gemacht?“, wurden wir gefragt. Ich habe es eh gebeichtet… Und am Schluss haben wir die Kinder gefragt: „Was war denn das Coolste, das Schönste?“ Und sie haben gesagt: „Wie du uns Angst gemacht hast in der Nacht!“ Ja, das war das Coolste! Die ganze Zeit habe ich mich bemüht lieb zu sein und nett zu sein, ja, ganz ein braver Priester zu sein – nix, das war nicht cool. Aber das „Buahhhhhh…“, das war der Höhepunkt. Das ist das Leben.

Stellt euch vor, eure Familie oder auch die Klostergemeinschaft: Ihr schaut mal bei der Tür hinein und macht „Buahhhh…“ Das lockert auf. Hin und wieder halt, nicht immer. Aber das lockert auf, das tut gut, das ist Medizin. Wieso ist es Medizin? Weil es Gemeinschaft fördert. Das Überfromme fördert die Gemeinschaft nicht. Das ist zu verwerfen, denn das ist nur reine Selbstsucht. Die wahre Frömmigkeit fördert Gemeinschaft. Und dann, in diesem Zustand, wenn man Freude hat am Leben, können wir zu Jesus gehen und erkennen, wie tief seine Liebe ist und dass er uns liebt als Menschen so wie wir sind. Auch dann, wenn wir mal etwas anstellen und etwas Schlechtes machen, aber Menschen sind, die Gott als Vater haben und Maria als Mutter haben, dann ist das Leben schön.

Das Verzeihen ist wichtig – nicht der Perfektionismus in der Frömmigkeit – wir sind brave Christen und beten und sühnen und ich weiß nicht was noch alles … Und sobald dich einer ein bisschen „schlägt“: „Was hast du getan?!“ und wenn dir einer ein gutes Wurstsemmerl wegnimmt: „Du hast mir das Semmerl genommen! Du warst es! Du, du, du …“ Die Gemeinschaft annehmen, das ist die wahre Buße, die wahre Sühne. Das ist es! Und die Kinder wissen das.

Auch im Jungscharlager kann man das beobachten, wenn einem etwas weggenommen oder versteckt wird. Die Kinder fragen gleich: „Wer hat mir das weggenommen, wo ist es, wer hat mir diesen Streich gespielt?“ Aber sie können sofort vergeben. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt Jesus. Und in der Gemeinschaft sind wir wie Kinder. Wir müssen wie Kinder werden: ein bisserl streiten, wieder versöhnen, den ersten Schritt machen: „Du, i mog di! Das kriegen wir schon wieder hin!“ Und wenn es wirklich einmal nicht geht, dann geht man halt zu Gott hin und sagt: „Jesus, komm, hilf mir da; vielleicht bin ich jetzt mit diesem Streich zu weit gegangen.“ Dann braucht man Versöhnung. Da merkt man, das war zwar sehr lustig, aber dann bin ich zu weit gegangen. Oder man hat etwas Gutes zu essen: „Ah, ich esse alles alleine!“, und dann sieht man, dass die anderen nichts bekommen haben; aber vorher habe ich es schön gehabt: „Ich esse diese Torte jetzt ganz alleine!“ Das ist ja schön gewesen, aber dann müssen wir zu Jesus sagen: „Da bin ich ein bisschen zu weit gegangen.“ – Nur ein bisschen natürlich … aber wenigstens eine Hälfte hätte ich den anderen lassen sollen.

Aber es ist schön, dass man dann einen Ort der Versöhnung hat: Das ist Jesus, das sind seine Sakramente; das sind die Beichtpriester – wir haben heute zwei Priester, wo man hingehen kann, und der Priester umarmt uns und sagt: „Gott vergibt dir.“ Und dann merkt man: Diese Erlösung! Und dann geht man wieder hinaus und sagt: Jetzt darf ich den nächsten Streich machen! – aber nicht mehr so groß wie den Vorigen, bei dem ich zu weit gegangen bin. Wir müssen versöhnt sein mit Gott! Und zu dieser Versöhnung führt uns die Mama, die Gottesmutter. Ihr wollen wir uns wieder anvertrauen und weihen – ihrem Herzen, ihrer Flamme der Liebe; denn sie führt uns zu Jesus, zum Erlöser. Sie führt uns zu Gott. Und Gott schenkt uns die Liebe, sein Erbarmen, die Tröstungen, die wir brauchen – und heute Abend besonders: seine Gegenwart, seine Liebe, seine Erlösung, seine Tröstung; und wenn wir zur Beichte gehen, heilt er uns: die Wunden, die wir haben, aber auch die Wunden, die wir zugefügt haben. Aber er bittet uns dann: Freut euch über das Leben! Amen.