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Abend der Barmherzigkeit (06.02.2015)

„Das Herz Gottes steht offen für dich und mich.“, unter dieses Motto stellte Pfarrer Schuster den heutigen Abend der Barmherzigkeit. „Und dieses Herz Gottes steht uns so offen, dass dieses Herz sogar in uns leben, lieben, schlagen, leiden möchte. Das ist das Geheimnis des Christseins. So wie Paulus es ausdrückt: »Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.«“

In der Predigt meinte er, dass der Liedtext „Ein Priesterherz ist Jesu Herz “ für jeden Getauften und Gefirmten“ gelte, „denn wir sind Abbild Gottes. … Jemand hat in der Näher der Mutter Teresa gespürt: Die betet wie ein Kraftwerk, da geht Power aus ihrem Herzen aus. Kraft, Vollmacht!“ Die beste Kindererziehung liege darin, führte er weiter aus, dass die Kinder „leben dürfen, die Liebe erfahren, das Herz Gottes berühren dürfen, bei dir! Wo sollen sie es sonst berühren? Bei dir! Durch dich! Wenn dich das Kind berührt, dann soll es spüren, es berührt jetzt Christus.“

Denn „Jesu Herz schlägt für uns. Und unser Herz darf in diesem göttlichen Rhythmus im Heiligen Geist schlagen. Das ist kein Herzstolpern oder Rhythmusstörungen, nein, das ist ein eigener Rhythmus. Ein Rhythmus der aus der Liebe, dem Leben, aus der Kraft und der Vollmacht Gottes kommt.“ Pfarrer Schuster legte uns ein Gebet ans Herz, das er selber gerne betet: „Herr, mach mein Herz weit wie deines. Voller Erbarmen, voller Mitleid, voller Güte.“ Darum können Sie gemeinsam mit uns wieder ganz besonders beim nächsten Abend der Barmherzigkeit beten, der am 06. März 2015 stattfinden wird. Kommen Sie, sich auf den Rhythmus des göttlichen Herzschlags erneut einzustimmen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Em. Pfarrer Johann Schuster

Liebe ehrwürdige Schwestern, liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Herz Gottes steht offen für dich und mich. Das ist die Grundbotschaft, die das heutige Fest uns entgegen bringt. Und dieses Herz Gottes steht uns so offen, dass dieses Herz sogar in uns leben, lieben, schlagen, leiden möchte. Das ist das Geheimnis des Christseins. So wie Paulus es ausdrückt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Das ist entscheidend.

Wir feiern heute den Gedenktag der japanischen Martyrer Paul Micki und Gefährten. Der eine, ich glaube es war der Paul, der hat noch vom Kreuz herab gepredigt. Als er gekreuzigt wurde! Es ist wichtig, dass ihr versteht, dass diese Evangelisatoren, diese Missionare eine Power gehabt haben. Was für eine Auferstehungskraft Christi die Laien schon hatten. Es ist wichtig zu wissen: Du und ich, wir sind hier unvertretbar gefragt. Ich sage nicht, dass ihr alle vom Kreuz herab predigen müsst. Aber, wir denken daran, die vielen Leiden, die ja auch uns begegnen, die Schwierigkeiten, die Mühen, die sollen uns nicht hindern, an der Sorge um Christi Leib. Unsere eigenen Sorgen sollen uns nicht hindern, das Herz zu öffnen und diesen Jesus Christus weiter zu geben. Das ist die Schwäche des Christentums: Wir geben ihn nicht weiter! Oder wir erkennen vielleicht sogar nicht, wie er mit uns geht, er in uns lebt, wie er mit uns liebt und durch uns lebt und liebt.

Sie kennen das Wort von Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Es ist schön, in ein Gesicht zu schauen, wo dieses liebende Herz zum Ausdruck kommt. Meistens ist es getönt und abgedunkelt durch Sorgen und Schwächen. Aber doch, hie und da erlebt man es, dass ein reifer Mensch – meistens sind es die Frauen, die Männer haben da einen Nachteil: Sie können zwar gut predigen, aber die Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, das gelingt vielen Frauen besser. Das erkennt jeder.

Ich habe einen Jugendlichen jetzt vor kurzem bei mir gehabt, und der hat an einer Frau sofort erkannt: Diese Frau liebt, die strahlt, die liebt. Die Kinder passen gut auf und die Jugendlichen auf uns (Erwachsene). Die schauen, ob sie dieses Herz entdecken, bei dir, bei den Eltern. Und wenn das Gesicht dann so schmerzverzerrt und vergrämt und verbissen ist, sich ein Lächeln abringt… die durchschauen uns. Ein 14-jähriger hat mir einmal gesagt: Na ja, mit dem Papa, da kann ich nicht reden. Der ist so … mit der Mama kann ich noch ein bisserl reden…“ Er hat sofort die Nuancen erkannt, und konnte wie ein Seismograf liefern, wie die Eltern zu ihm stehen. Und er hat ein gutes Auge.

Die Liebe Gottes drängt uns, sagt der Apostel Paulus. Und diese drängende Liebe sollen wir leben. Die müssen wir nicht selber machen, weil dann wird es ein Krampf. Es gibt so viele verkrampfte Christen. Und gerade die Eltern sind hier in Gefahr, in diesen Krampf zu fallen. Wenn das Herz krampft, dann kommt das Herzstolpern. Wenn das Herz stolpert, dann ist der Herzinfarkt nicht mehr weit usw. Unser Herz soll in Christus ruhen. „Unruhig“, sagt der heilige Augustinus, „bis mein Herz in dir ruht.“ Und dieses Herz Gottes soll in mir leben. Es gilt nicht nur, was wir in diesem schönen Lied singen:

„Ein Priesterherz ist Jesu Herz.“

Das gilt für jeden Getauften und Gefirmten, denn wir sind Abbild Gottes. Nicht Abbild der Sorgen Gottes oder der Nöte Gottes. Sondern Abbild Gottes! Der ein Herz „weit hat wie ein Bergwerk“, hat einmal jemand gesungen. Und jemand hat in der Nähe der Mutter Teresa gespürt: Die betet wie ein Kraftwerk, da geht Power aus ihrem Herzen aus. Kraft, Vollmacht! Nicht weil wir so gut sind, nicht weil wir so brav sind – ich bin weder gut noch brav. Und die Kinder brauchen es auch nicht sein. Es steht nirgends im Evangelium, dass sie gut und brav sein müssen. Aber sie sollen leben dürfen, die Liebe erfahren, das Herz Gottes berühren dürfen, bei dir! Wo sollen sie es sonst berühren? Bei dir! Durch dich! Wenn dich das Kind berührt, dann soll es spüren, es berührt jetzt Christus. Diesen Glauben zu leben, wird das Kind zum Jugendlichen heranreifen lassen, der gefestigt und stark genug ist, in den Schwierigkeiten zu bestehen.

Was machen wir? Wir kümmern uns um die Sorgen – da könnte etwas passieren, und dort muss man schauen, das muss man verhindern – und mein Gott, was da so alles Gefährliches in der Welt ist und durch den Computer und alles Mögliche heranschwirrt… Ja, wenn ich stark bin in Christus, dann kann der Mist schon heranschwirren, denn dann wird er gleich wieder wegschwirren. Das hängt von der Kraft ab, von der Kraft meiner Liebe! Dann brauche ich doch diesen Mist nicht. Der ist nur dann eine wirkliche Gefahr, wenn ich sehr bedürftig bin, wenn ich schwach bin, wenn ich abhängig bin; wenn ich keinen Glauben habe und wenig in der Liebe gefestigt bin. Ich weiß, Kindererziehung ist schwer. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder mit Menschen zu tun, wo ich merke, die Eltern tun sich schwer. Vor allem, wenn sie sie christlich erziehen wollen. Da tun sie sich noch einmal so schwer, weil das so schwierig ist in der heutigen Gesellschaft. Aber ich habe vor kurzem in einem spirituellen Buch gelesen, das Lehren, das Dozieren, das Belehren, kommt im Lateinischen mehr im Sinn von „einsichtig machen“. Ich brauche mein Kind nicht hunderttausendmal über meine Weisheit, Sorgen und Ängste belehren, sondern ich brauche es nur durch mein Leben einsichtig machen, was Leben ist; wer das Leben ist! Und da geht es zuerst in der Familie darum, wie ich lebe, wie ich liebe. Nicht, wie ich rede.

Bei einem 15-jährigen ist das Reden schon vorbei. Da wirkt nur mehr das Leben: Fühle ich mich geliebt, gehalten in meiner Situation? Fühle ich mich verstanden, oder muss ich bei den Eltern aufpassen? Der Papa hört mir ja gar nicht zu… die Mama leiert immer das Gleiche… Ich höre ja diese Leiden der Kinder. Und da sagte ich dann einmal einer Mutter, wie wir so gesprochen haben: „Ja, wir waren ja auch einmal jung! Und ich kann mich nicht erinnern, dass ich immer so brav gewesen wäre, wie ihr Sohn!“ Verstehen Sie? Es geht nicht um das Bravsein. Es geht darum: Die Kinder und Jugendlichen bekommen Schwierigkeiten, wenn sie nicht leben können. Wenn sie das Leben nicht erfahren haben, wenn sie die Liebe, diesen Halt und diese Kraft der Liebe Gottes nicht erleben können. Das ist entscheidend. Ob sie jetzt viel wissen oder wenig wissen, das ist nicht entscheidend. Wir glauben immer, das viele Wissen, das macht frei. Ja – das macht Kopfweh! Viel Wissen macht Kopfweh! Ich sage nicht, ihr sollt in der Schule nicht lernen! Aber ihr sollt einsichtig lernen. Einsicht kriegen! Was nützt dir das ganze Wissen, wie es im Buch steht, wie Leben geht und wie Erziehung geht, aber du kannst es nicht, weil du keine Einsicht hast?! Du brauchst kein Buch, um zu lernen, wie Leben geht. Und oft sind da die Lehrer sehr gefährdet, denn sie wollen es besonders gut machen – und die Kinder leiden dann besonders darunter…

Jesu Herz ist in dir und in mir!

Das gibt schon eine gewisse Gelassenheit. Natürlich provozieren Jugendliche; natürlich versuchen sie ihr Leben, ihr eigenes Ich zu formen und sich durch das Leben zu winden. Natürlich überschießt ein Jugendlicher, aber, wenn wir zurückdenken: Bei uns, da war ja auch so manches Überschießen. Da waren wir ja auch nicht gerade die Braven, die Frommen und die, die nur für die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Eltern und Geschwistern gelebt haben. Wir haben es ja auch erst gelernt, sind gewachsen. Und am besten lernt man von Jesus. Wenn ich ein dickes Problem habe, wo ich aus eigener Kraft nicht weiterkomme, und das habe ich der Mutter auch geraten und dem Sohn auch gesagt, dann gehe ich Jesus ganz lästig und direkt an. Das kann jeder. Lästig sein, glaube ich, können alle, wenn sie wollen.

Und der heilige Pfarrer von Ars sagt, bei Gott darf man lästig sein. Bei der M. Oberin oder beim Chef weiß ich es nicht, aber bei Gott darf man lästig sein. Aber bei Jesus dürfen wir das. Und das vermittle ich den Kindern und Jugendlichen: Du darfst lästig sein. Du darfst dich bei Gott aussprechen. Du darfst auch einmal schimpfen. „Darf ich bei Gott auch zornig sein?“ Selbstverständlich, habe ich gesagt, du darfst bei Gott auch einmal zornig sein, wenn etwas daneben geht. Ich darf sein, wie ich bin, das hat Jesus gesagt. Er hat die Jünger auch so genommen, wie sie waren. Das waren nicht gleich Martyrer vom Babysessel aus. Das ist alles erst gewachsen. Und wie werde ich Martyrer? Indem ich bezeuge. Ich brauche nur Zeuge sein für den, der in mir lebt. Und wenn ich so einsichtig werde, weil ich in der Schule Jesu stehe und er mein Herz in der Liebe weiten darf, dann kann ich auch den anderen in der Not sagen, wie es vielleicht geht, wo wir anstehen, wo etwas in Bewegung kommen kann, wie etwas verändert werden kann, wie kann mein Herz mehr Halt finden und wie kann meine Unruhe in das Herz Gottes übergeleitet werden. Und wenn wir uns dann sammeln können, und vor Gott einmal Dasein dürfen – zum Beispiel in der Anbetung, da gelingt es mir am besten oder jeder nach seinen Möglichkeiten – dann bin ich da. Und wisst ihr, was der Name Gottes ist? Ich bin da! Und der ich da war, der ich da sein werde. Das ist der Name Gottes. Und unser Name ist auch vor diesem Gott: Maria, Franz oder Johann, ich bin jetzt da, Gott, ich bin da. Und dann darf ich diese Gegenwart spüren.

Und glauben Sie mir, wie oft ich das erlebe, wenn ich so Einzelgespräche führe und nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, auch bei Erwachsenen. Jetzt war einmal eine ältere Frau da. Die Altersfrage ist nicht entscheidend. Bei Kindern und Jugendlichen geht es halt oft schneller, weil sie noch nicht so viel verbogen wurden – ich sage das mal vorsichtig – von der Sünde, von der Gesellschaft und von den Sorgen. Aber wenn wir durch diese Not durchdringen und durch diese Sorgen… und ich merke dann, der Mensch geht hinaus und kann wieder lachen, aus dem Herzen befreit lachen, dann danke ich Gott, dass seine Gnade durch mich wirken durfte. Immer gelingt das nicht. Aber je mehr ich versuche, selber in Christus zu sein, desto besser gelingt es. Und desto weniger schwierig ist es, dem Menschen und im Menschen Gott zu begegnen. Ich muss sagen, die Begegnung von Ich und Du, die berührt mich. Ein Mensch, der Gott ausstrahlt, der berührt mich. Oder er macht mich zumindest betroffen. Oder er ruft in meinem Gewissen etwas wach. Wir brauchen nur zu wissen, das Leben, das Jesus uns gesagt hat. Und das meine ich, wäre das Lehren, das Dozere, das Einsichtigmachen: Dass sie Einsicht bekommen in ihr Leben, dass die Kinder Einsicht bekommen, wie der Vater und die Mutter miteinander umgehen, dass hier Liebe ist, die Liebe Gottes. Dass sie selber erfahren und spüren: Auch in meinen Schwierigkeiten werde ich nicht nur kontrolliert und bestraft und weiß ich was … und dann bin ich frustriert und komme mit der Mutter nicht zurecht … sondern, ich bin trotz allem geliebt. Und dieser Paul Micki hat das schön ausgedrückt. Wenn man am Kreuz hängt, dann weiß man, es geht dem Ende des Lebens zu. Und er hat weiterverkündigt, als hinge er gar nicht am Kreuz. Er hat weiter das getan, was er bis jetzt getan hat. Und ich denke, das ist dann ein Zeichen dafür, wie weit wir in Gott sind. Wie weit wir in ihm sind. Und wenn, und so stelle ich mir den Himmel vor, wenn wir da so im Herzen Gottes ruhen, das ist dann das Hineingehen in die Fülle. Ohne Bedrängnis, ohne Unterbrechung. Das ist ein nahtloser Übergang. Nicht ein Vorher und Nachher, wie wir uns das vielleicht früher vorgestellt haben. Dieser Gott spricht uns wirklich persönlich an. Ich habe einen 15-jährigen gefragt und er hat gesagt: „Ja, ich habe das noch nicht gespürt.“ Ja das glaube ich dir, habe ich gesagt, aber Gott spricht dich trotzdem an. Und er hat dann gesagt: „Ja, ein oder zwei Mal kann ich mich erinnern, da hat er mich berührt.“ Einsichtig machen. Und die Eltern und die Lehrer hätten da große Chancen, das wach zu holen, ins Bewusstsein zu holen, was eigentlich in einem Kind schon da sein kann und ist. Und ich meine, das gilt auch für die Ordensgemeinschaft.

Wenn ich in einer Ordensgemeinschaft lebe, dann muss das wachgerufen werden, was mir Gott mitgegeben hat, was mir entspricht; auch die Gotteserfahrungen, auch die Liebeserfahrungen in der Begegnung mit Gott. Berührung mit der Ewigkeit, mit Gott selber. Und ich sage immer zu den Jugendlichen, wenn sie mit mir unterwegs sind: Sie müssen Gott erfahren, ganz konkret erfahren. Erst dann kommt dieses unruhige Herz zur Ruhe. Es ist dann gefestigt genug, um sich dann weit aufzumachen; weit sich für Gott zu öffnen, für die Gabe Gottes, für den Heiligen Geist. Und aus dieser Weite heraus, und das merke ich, dass dann der Mensch gesünder wird. Automatisch gesünder wird, reifer wird und mit dem Leben besser umgehen kann,auch mit sich selbst besser umgehen kann.

Jesu Herz schlägt für uns.

Und unser Herz darf in diesem göttlichen Rhythmus im Heiligen Geist schlagen. Das ist kein Herzstolpern oder Rhythmusstörungen, nein, das ist ein eigener Rhythmus. Ein Rhythmus der aus der Liebe, dem Leben, aus der Kraft und der Vollmacht Gottes kommt. Und das sagt ja Jesus zu den Jüngern, als er sie beauftragt: Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Warum bin ich dann machtlos? Wenn Jesus sagt, mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden? Weil ich das Vertrauen nicht habe, dass Jesu Macht in mir ist. Das ist das Problem der Ohnmacht. Und das merken schon Kinder, die Ohnmacht. Und wenn ich in dieser Ohnmacht die Erfahrung mache, dass durch diese Ohnmacht hindurch Gott mich rausholen kann, dann beginnt das interessante Leben mit Gott, die Liebe mit Gott. Und Sie und Ihre Familie werden lebendiger werden. Es wird zwar Schwierigkeiten geben, es wird auch Streit geben. Es wird auch einmal lauter werden, aber das macht alles nichts. Weil das Kind im Grunde weiß: Ich bin geliebt, wie ich mich auch verhalte. Und das ist dann das Zeichen, dass es die Gottesliebe gut in sein Leben hinein nehmen kann und integrieren kann und aus dieser Kraft leben, reifen und wachsen kann. Und diese Liebe, die strömt dann über. Es ist kein Belehren des Kopfes, sondern, ich werde einsichtig, wie groß und barmherzig dieser Gott ist. Wie groß seine Liebe ist, für mich! Und wie kleinlich ich bin. Und dann bitt ich immer: Herr, mach mein Herz weit wie deines. Voller Erbarmen, voller Mitleid, voller Güte. Denn mit Strenge allein erreicht man nichts. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Wenn man mit Pubertierenden sehr streng ist, erreicht man gar nichts. Denn der macht dann zu und sagt weiter: Mir geht es eh gut. Und er sagt nichts. Und wenn er nichts sagt, dann kann ich mit ihm nicht arbeiten. Aber wenn ich ihn freundlich anschaue, wenn ich versuche, ihn zu verstehen und zuzuhören… Das ist wichtig: Mit dem Herzen zuzuhören und mitzufühlen mit ihm. Und dann rückt er raus mit seinen Nöten und dann kann ich beten und ihm zeigen, wie er zu Jesus gehen kann. Nämlich so wie er ist und nicht so, wie ihn die Mutter oder der Vater haben wollen. Und dann kommt Gott in seinem Leben vor. Und dann wird er reif und wird dem Internet und allen anderen Versuchungen widersagen können.

Schauen wir zuerst auf Gott. Er gibt das Übrige dazu. Wenn Sie zuerst auf die Not des Kindes schauen, auf seine Fehler, dann werden Sie mit den Fehlern und der Not konfrontiert sein. Aber wenn Sie zuerst auf Jesus schauen, und mit Jesu Augen den Mitbruder, die Mitschwester oder das Kind anschauen, dann geschieht Beziehung. Dann kann sich der andere öffnen, auch wenn er schwierig ist. Ich bin auch schwierig und ich habe es auch mit schwierigen Menschen zu tun. Wie komme ich da weiter? Manchmal spüre ich auch die Ohnmacht. Was soll ich jetzt tun? Der geht mir schon so am Hammer und das ist schon so arg, ich kann mich nicht mehr halten, weil da gar nichts geschieht.

Und dann habe ich mir gesagt: Johann, machst es einmal anders. Diese Frau, mit der hast du Schwierigkeiten, die geht dir am Hammer – du schenkst ihr jetzt etwas. Und ich habe mir gedacht: Was könnte ich ihr schenken? Ein paar CD’s vom letzten Einkehrtag von P. Antonius Sagardoy: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Und auf einmal sagt sie: „Ja, das ist schön. Den wollte ich gerne hören. Ich habe schon ein Buch von ihm gelesen.“ Und der Krieg war schon gewonnen. Und Sie sollen nicht glauben, wie die Frau aufgegangen ist. Wie sie das Herz geöffnet hat. Und wie sie mir ihre Not anvertraut hat. Und das sind Gnadenstunden, um die ich für euch bete und bitte. Dass immer mehr diese Begegnungen, diese Widerstände, diese Herzenshärte, diese Ängste, diese Nöte überwinden und das liebende Herz Gottes euch einen Weg zeigt zum Nächsten. Und Ihnen dann zeigt, dass Gott in ihm ist und es zu einer tiefen Begegnung kommt. Wenn es so mit euren Kindern zu einer herzlichen Begegnung kommt, dann können sie nicht verloren gehen. Was immer sie auch haben. Denn sie haben das Wichtigste: Sie haben die Liebe Gottes. Und wer sie nicht hat, der ist arm. Aber wir dürfen sie schenken. Wir dürfen das lernen, die Liebe zu schenken. Wieviele Ehekriege würden wir uns ersparen, wieviele Kriege unter den Völkern und Nationen, im Beruf… Das Herz schenken, wenn wir das wieder im Westen lernen, dann wird die Kirche wachsen. Denn Gott ist nur sehr gerne in einem liebenden Herzen, das versucht, aus seiner Kraft zu lieben. Mögen uns die Martyrer dazu befähigen und das erbitten: Dass wir das Wesentliche erkennen. Das Wesentliche ist nicht die Not, sondern die Liebe Gottes. Amen.