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Abend der Barmherzigkeit (04.09.2015)

Ein bewegender Barmherzigkeitsabend ist wieder zu Ende gegangen. Der Liturgie stand diesmal Kaplan Mag. Johannes Biener vor, der in der Predigt ein Pauluswort aus dem Kolosserbrief und das Evangelium auslegte. Auf das Evangelium Bezug nehmend, meinte er: „Fasten, das heißt: Das Schwere annehmen, dass jetzt einmal da ist. Das Kreuz annehmen. Den Willen Gottes suchen und zu tun versuchen.“

Aber trotz des Kreuzes möchte Jesus „uns jetzt schon teilhaben lassen an der Freude, etwa in der Liturgie, aber auch im Gebet, denn wir brauchen die Freude. Wir können ohne Freude nicht leben. Es ist vielleicht nicht unbedingt immer die Freude, die für uns beim Villacher Fasching herrscht, aber es ist eben eine tiefe Freude, ganz tief im Herzen, die unabhängig ist von äußeren Einflüssen und die wachsen kann.“ Die Predigt schloss er mit einem Gebet:

„So bitten wir dich Jesus, lass deinen neuen Wein, dein Leben, die ewige Neuheit des Geistes, in uns wirken und mach uns auch zu neuen Menschen. Gib, dass wir dich anziehen, nicht nur in der Taufe, sondern immer wieder neu, und lass uns jetzt ganz eintauchen in dein Leben, in deine Liebe, in deine Barmherzigkeit. Vielmehr, ziehe du uns in dich hinein, tauche uns in dich ein.“

Jeder Abend der Barmherzigkeit ist eine Gelegenheit, um in die Barmherzigkeit Gottes einzutauchen, sich von Jesu erbarmender Liebe umarmen zu lassen. Besonders in der heiligen Beichte wird das milde Vaterherz Gottes erfahrbar, und wir danken den Priestern, die stundenlang für diesen heilenden Dienst zur Verfügung stehen. Wir laden wieder zum nächsten Abend der Barmherzigkeit ein, der am 02. Oktober 2015 stattfinden wird. Passend zum Rosenkranzmonat Oktober wird die Reliquie des seligen Bartolo Longo, dem Apostel des heiligen Rosenkranzes, beim nächsten Abend der Barmherzigkeit in unsere Kapelle übertragen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Kaplan Mag. Johannes Biener

Wer ist Jesus eigentlich? Wer ist Jesus Christus? Der Apostel Paulus gibt uns heute folgende Antwort: Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. In ihm wurde alles erschaffen, im Himmel und auf Erden. Alles, das Sichtbare und das Unsichtbare, alles sagt er, ist in ihm erschaffen. Da kommen die Engel, die verschiedenen Engelarten, die Throne und Herrschaften, die Mächte und Gewalten, alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Seit wann gibt es Jesus? Nicht erst seit Weihnachten, sondern, er ist vor aller Schöpfung. Mensch geworden ist er dann erst zu dem Tag, an dem wir Weihnachten feiern. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Und dann kommt sein Verhältnis zur Kirche: Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Wir sind mit ihm verbunden, so wie unser Kopf mit Händen und Füßen. Der gleiche Lebenssaft, das gleiche Blut könnte man sagen, fließt in Jesus und in uns. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, könnte uns dazu einfallen. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht. Dann geht es weiter bei Paulus, im Kolosserbrief: Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten, denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Mit seiner ganzen Fülle wollte Gott in ihm, in Jesus Christus, wohnen und zwar, damit alle erlöst werden.

Damit alle und alles versöhnt wird. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz, durch sein Blut. Das feiern wir heute besonders, am Herz Jesu Freitag. So haben wir jetzt sozusagen wie eine große, wunderbare, schöne, glänzende Ikone, ein großartiges, wunderbares Bild von Jesus und das Ganze ist in einem normalen Menschen, könnte man sagen, jetzt hineingekommen, der sich äußerlich sicher nicht von den anderen Menschen unterschieden hat. Der schon die Dinge anders getan hat, als die anderen, aber nur hat man nicht gleich gewusst, wer dieser Jesus Christus eigentlich ist, wenn man nicht die Gnade des Glaubens gehabt hat. So etwa die Pharisäer.

Gut, dass es heute keine Pharisäer mehr gibt. Keine mehr gibt, die vielleicht so schauen, oder so und die vielleicht beten und dann rüber schauen zum anderen. Oder die Brille runter geben. Gibt’s heute alle nicht mehr. Auch ich bin nie so. Ich denke nie schlecht über die anderen. Nie. Oder ich denke nie, warum ist denn der so komisch oder die. Ihr seid Ausnahmen, bei euch denke ich mir das nicht. Sonst manchmal.

Jedenfalls, diese bösen Pharisäer, die verstehen Jesus wieder nicht. Ja, lieber Jesus, jetzt sag uns mal, warum fasten die Jünger des Johannes, und sie beten noch dazu viel, genauso wie unsere Jünger, aber deine Jünger, die essen und trinken. Was ist denn da los, da stimmt doch was nicht. Wenn das einreißt, dann kann was nicht passen. Das geht nicht, das ist gefährlich. Und Jesus sagt: „Könnte ich denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“

Das Fasten war im Judentum der Ausdruck der Buße, des Bereuens der Sünden, der Umkehr. Verpflichtend war es für einen Juden nur einmal im Jahr zu fasten, nämlich am großen Versöhnungstag, am Jom Kippur.

Aber manche wollten das dann öfter machen und haben das den anderen dann vorgehalten, warum sie nicht so fromm sind, was ihnen denn einfällt, warum sie nicht so oft fasten? Fasten also, könnte man sagen, ist in diesem Zusammenhang ein Ausdruck der Trauer. Und Jesus erwidert mit dem für die Menschen damals, größten, stärksten Bild der Freude, nämlich mit dem Bild der Hochzeit. Ich selbst habe es vor einem Monat erlebt. Mein jüngerer Bruder, er ist um 16 Jahre jünger als ich, meine Schwester um 20 Jahre, hat geheiratet und ich durfte Trauungspriester sein. Das war ein großes Fest.

Ja, jedenfalls, das Bild der Hochzeit: „Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ Jesus, er ist nicht nur ein normaler Mensch, wir haben es vorhin gehört im Kolosser Brief, er ist jetzt bei ihnen und deswegen brauchen die Jünger nicht so viele formelle Gebete herunter ratschen, wie die anderen, weil das christliche Gebet, die Beziehung zu Jesus fördern sollte und deswegen sind sie mehr mit Jesus zusammen und hören ihm zu. Sie hören das Wort Gottes sozusagen in Menschengestalt. Und deswegen ist es auch wichtig, dass sie die Freude, das Zusammensein mit ihm leben, denn er vergibt ja, er ist ja die Quelle der Barmherzigkeit. Nicht irgendeine fremde Macht, die irgendwo ist, und die man halt herunter rufen muss durch unser Fasten oder unsere Gebetstexte, sondern er ist da. Aber Jesus sagt, „es werden die Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein, an diesen Tagen werden sie fasten.“

Ja, Jesus wird eines Tages weggehen

Er sagt zwar – im Johannesevangelium – es ist gut, dass ich zum Vater gehe, denn sonst wäre der Beistand, der Heilige Geist nicht bei euch, aber trotzdem sind sie traurig, klarerweise traurig, denn Jesus war ganz Mensch, in allem uns gleich, außer der Sünde. Die Jünger und die Freunde, Menschen, die mit ihm unterwegs waren, die waren auch Menschen und so sind sie traurig. Und sie dürfen und durften auch traurig sein. Und auch dann, die frühe Christenheit, die erste Kirche, die Gemeinden haben nicht nur im wörtlichen Sinn, sondern auch im übertragenen Sinn, gefastet.

Fasten, das heißt: Das Schwere annehmen, dass jetzt einmal da ist. Das Kreuz annehmen. Den Willen Gottes suchen und zu tun versuchen. Die ersten Christen und wir, haben eigentlich beides. Es ist oft das Fasten da, das Fasten, für das wir uns entscheiden zum Beispiel beim Essen, oder das Fasten, wenn es etwa einmal heißt, für die Familie in der Nacht aufzustehen, wenn die Kinder schreien, oder das momentan nicht tun zu können, was ich gerne tun würde, oder ich als Priester, wenn ich vom Krankenhaus in der Nacht angerufen werde. Jetzt war es einmal so, ich habe eine Nummer gesehen und wusste, das ist eine Intensivstation und momentan habe ich mir gedacht, „das ist jetzt gar nicht passend, das mag ich jetzt überhaupt nicht, das kann ich gar nicht brauchen.“ Aber dann ist mir eingefallen: „Nein, das mache ich jetzt für dich Jesus!“ Ein Licht, das mir aufgegangen ist. Das nur nebenbei. Also, dann werden sie fasten, aber trotzdem hat die erste Christenheit und wir zugleich auch die Freude, denn Jesus ist bei uns. Er sagt ja:

„Ich bin bei euch, alle Tage, bis zum Ende der Welt!“

Das heißt: Wir haben beides, wir haben die Freude, dass der Bräutigam bei uns ist, aber wir haben freilich auch noch das Fasten, denn einmal werden wir nur mehr die Hochzeit haben. Aber auch jetzt, das ist oft der Eindruck, der entsteht, und den vielleicht manche auch verbreiten, seien es Priester oder Laien: „Ja, jetzt ist das Leben halt schlimm, jetzt heißt es halt fasten, steiniger Boden, durchbeißen und dann wird es schön werden.“ Das ist nicht im Sinne der Bibel, nicht im Sinne Jesu. Sondern Jesus möchte uns jetzt schon teilhaben lassen an der Freude, etwa in der Liturgie, aber auch im Gebet, denn wir brauchen die Freude. Wir können ohne Freude nicht leben. Es ist vielleicht nicht unbedingt immer die Freude, die für uns beim Villacher Fasching herrscht, aber es ist eben eine tiefe Freude, ganz tief im Herzen, die unabhängig ist von äußeren Einflüssen und die wachsen kann. Maria sagt bei einer Erscheinung einmal sinngemäß: „Ich sehe unter euch so viel Traurigkeit.“ Woher kommt das? Sicher nicht von Jesus.

Das ist auch wichtig für uns, dass wir oft denken: „Ja, das legt Gott mir auf!“ Aber dabei erlegt es mir nicht Gott auf, sondern ich selber vielleicht. In meinem Stolz oder in meiner Unklugheit, erlege ich mir ein riesiges Gebetspensum auf, das ich nicht schaffe, das mich niederdrückt, oder andere Dinge. Das ist also auch wichtig. Dinge, die wir uns selber auferlegen, wo wir uns selber unsere Freude sozusagen abschneiden, oder wo wir glauben, ich muss Dinge tun, und wenn man ins Gebet gehen würde, würden wir merken, ich bräuchte das gar nicht tun. Jesus will es eigentlich gar nicht. Ich habe es mir selber eingebildet, dass das so wichtig ist und dieses und jenes tun und dies und das, betreuen.

Und dann jedenfalls bringt Jesus zwei starke Bilder. Das erste Bild, ist das Bild vom Kleid. Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid, denn das neue Kleid wäre zerschnitten und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen Kleid nicht passen. Im Matthäusevangelium da ist es ein bisschen anders, da heißt es: Ein altes Kleid und ein neuer Stoff, und dann reißt eben das Alte.

Etwas Persönliches: Ich habe eine Hose, die ich sehr mag, die ist schon über 20 Jahre alt, ein bisschen zerschlissen ist sie schon. Aber ich bilde mir halt ein, die ist so super, so eine tolle Hose gibt’s heute gar nicht mehr. Früher war alles besser. Und da habe ich jedenfalls des Öfteren den Änderungsschneider gebeten und er hat mir dann beim Knie einen Fleckstoff innen hinein genäht. Und nachdem dieser Stoff ein bisschen schwerer ist, als der Andere und ein bisserl dicker, und ziemlich ausgewaschen, ist das natürlich unter diesem Stoff gerissen. Genauso wie es Jesus beschreibt. Nur war es kein Kleid, sondern eine Hose. Jesus meint damit auch, sich selbst. Denn Paulus sagt:

„Ihr habt Christus angezogen.“

Er ist das Kleid und wir schnipseln oft ein bisschen herum, bessern aus, müssen noch besser werden und noch besser werden und da tun wir noch ein bisschen was drauf picken, und jetzt ist es mir wieder nicht gelungen, aber jetzt tu ich noch ein bisschen dazu und bemühe mich… Aber eigentlich möchte Jesus sozusagen sich selbst mir anziehen. Nicht meine Leistung zählt, sondern das Geschenk seiner Erlösung. Genauso beim Bild mit dem Wein und den Schläuchen. Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche, denn der neue Wein zerreißt die Schläuche, er läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Bei uns gibt es keine Schläuche, bei uns gibt es Flaschen. Wer schon mal in Spanien war, der weiß, da gibt es so etwas Ähnliches wie Schläuche, so Lederbehälter. Jedenfalls, der neue Wein, der manchmal noch ein bisschen gärt, der bringt dann die alten Schläuche zum Reißen. Der neue Wein, das ist Jesus, das ist sein Leben. Und der alte Schlauch, die alte Haut, das bin ich. „Du alte Haut!“, sagt man oft, das bin ich, aber ich muss neu werden.

„Legt den alten Menschen ab.“

Der alte Mensch, der alte Adam, soll sterben. Das geht oft nicht von heute auf morgen, er ist recht hartnäckig, weiß ich aus eigener Erfahrung. Er steht dann wieder auf, wenn man gar nicht damit rechnet. Aber wir dürfen die Geduld nicht aufgeben. Das heißt, Jesus möchte in uns leben, wie der Wein in den Schläuchen. Sein Geist, sein Leben, seine Kraft. Er selber möchte in uns, durch uns, wirken. Und dann, wenn er uns sozusagen erfüllt hat, dann regt sein Geist uns an zum guten Werk. Oft sind wir da einem Irrglauben, eigentlich einer Irrlehre, unterlegen. In der Schule schon. Manchmal wird den Kindern erzählt, auch bei gewissen Schulgottesdiensten habe ich es immer wieder gehört: „Schau einmal, Jesus war ein guter Mensch, also musst auch du gefälligst ein guter Mensch sein, musst dich bemühen, dass du auch so gut wirst wie Jesus.“ Und das arme Kind, der Franzi oder die Susi, bemühen sich, aber es geht nicht. Es wird auch nie gehen, wenn nicht Jesus in den Kindern, in den Erwachsenen, wirkt. Da können wir uns noch so bemühen, aber wir tun was, was Gott nicht will. Was Jesus nicht will. Wir sollen ihn nicht nur nachahmen, wie irgendeinen Religionsgründer, denn er ist kein Religionsgründer unter Vielen, er ist unser Erlöser.

So bitten wir dich Jesus, lass deinen neuen Wein, dein Leben, die ewige Neuheit des Geistes, in uns wirken und mach uns auch zu neuen Menschen. Gib, dass wir dich anziehen, nicht nur in der Taufe, sondern immer wieder neu, und lass uns jetzt ganz eintauchen in dein Leben, in deine Liebe, in deine Barmherzigkeit. Vielmehr, ziehe du uns in dich hinein, tauche uns in dich ein. Maria bitte für uns. Amen.