Statue der Gottesmutter
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Abend der Barmherzigkeit mit Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics (06.12.2013)

Beim letzten Abend der Barmherzigkeit in diesem Jahr durften wir mit großer Dankbarkeit und Freude den Hochwürdigsten Herrn Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics aus unserer Nachbardiözese Eisenstadt begrüßen. Er ist seit seiner Studienzeit mit unserem Haus verbunden. Einige Schwestern begleiten ihn seither besonders im Gebet.

Bischof Ägidius Zsifkovics lud uns ein, an diesem Abend der Barmherzigkeit gemeinsam „auf Gott hinzuschauen, auf das Herz Jesu zu schauen, das so viele Gnaden und Gaben für uns bereit hält.“ Wie die zwei Blinden im Evangelium „haben auch wir den Ruf »Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!« mitgebracht.

Die Predigt, die sich mit den drei Fenstern des heiligen Bruder Klaus befasste, wurde uns zur Veröffentlichung überlassen, Sie können sie hier nachlesen.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics

Wer schon einmal zum Bruder Klaus von der Flüe gepilgert, in die Ranftschlucht hinunter gestiegen ist, kennt die Kapelle mit der angebauten Einsiedlerzelle, in der Bruder Klaus fast 20 Jahre hauste. Diese Zelle hat 3 winzige Fenster. Durch das eine Fenster blickt man auf den Weg, auf dem man herunter gekommen ist. Das andere Fenster gibt den Blick frei auf die Strecke, die zum Talschluss führt. Durch das dritte Fenster blickt man auf den Altar in der Kapelle. Schauen wir in dieser Stunde aus der Enge unseres Ich durch diese drei Fenster auf unser Leben.

Durch das erste Fenster schauen wir zurück, auf unseren bisherigen Lebensweg, den wir gegangen sind. Wir danken Gott zuerst für das Geschenk des Lebens, unseren Eltern, dass sie dieses Geschenk von Gott angenommen haben. Obwohl wir heute im Wohlstand leben, sagen nur wenige Eltern JA zu einem Kind! Wir danken Gott für die Berufung und Wegbegleitung durch Höhen und Tiefen. Es gibt einen weiteren Grund, dankbar zu sein: Seit 70 Jahren ist uns das Glück der Freiheit und des Friedens geschenkt. Wir dürfen in einem Land leben, in dem wirklich Milch und Honig fließen. Ein Blick auf andere Länder, auf die Elendsviertel, Hunger, Seuchen, Naturkatastrophen, Krieg und Terror zeigt, dass auch unser Wohlstand nicht selbstverständlich ist. Wie oft sind wir Menschen unzufrieden und jammern wegen Kleinigkeiten. Ordensleute bezeugen mit ihrem einfachen Leben einen anderen Weg, der glücklich und zufrieden macht! Schließlich findet jeder von uns in seinem persönlichen Leben noch vieles, wofür es zu danken gilt. Wir denken dankbar an unsere Eltern und Geschwister, Lehrer, Seelsorger, Mitschwestern und Freunde, die uns durchs Leben begleiten. Wir denken an den Beruf, an Erfolge und Misserfolge, an die geschenkte Kraft, Schweres zu meistern. Das sehen wir durch das erste Fenster, das uns dankbar zurückblicken lässt auf unseren bisherigen Lebensweg.

Blicken wir nun durch das zweite Fenster, das den Weg in Richtung Talschluss zeigt. Er erscheint uns noch unbekannt, geheimnisvoll, voller Gebüsch und Gestein. Er zeigt uns vor allem, dass unser Leben begrenzt ist. Darum sollen wir jeden Tag, der uns geschenkt ist, sinnvoll nützen. Das tun wir dann, wenn wir andere lieben, ihnen helfen und Freude bringen. Jeder Mensch braucht Menschen, mit denen er seine Freude teilen, zu denen er mit seiner Last kommen kann und bei denen er Trost findet.

Die Marienschwestern von Vorau sind solche Menschen – als Christen und als Ordensfrauen! Sie haben Ihr Leben dem Herrn verschrieben, bemühen sich wie Maria seine Liebe den Mitmenschen im Krankenhaus und in der Altenbetreuung weiterzuschenken. Ihr seid eine Tankstelle, eine Hoffnung für andere, weil ihr ihre Freuden und Lasten mittragt. Vergelt’s Gott für den Liebesdienst!

Wer sich so Tag für Tag neu in den Dienst der anderen stellt, folgt Jesus nach, gibt seinem Leben Freude und Sinn, bringt reiche Frucht. Das sagt unser Blick durch das zweite Fenster der Zelle der Bruders Klaus.

Schließlich machen wir noch durch das dritte Fenster der Ranftklause einen Blick. Es war für Bruder Klaus das wichtigste Fenster. Wir sehen durch dieses Fenster direkt auf den Altar der angebauten Kapelle, auf dem immer wieder die Eucharistie, Jesu Tod und Auferstehung, unsere Erlösung gefeiert wird. 20 Jahre hat Bruder Klaus nur von der Eucharistie und vom Blick auf das Kreuz gelebt.

Im Blick auf das Kreuz Christi haben auch sie Vater und Mutter verlassen, auf eine eigene Familie verzichtet und sind dem Herrn ganz nachgefolgt. Sie haben in ihrem bisherigen Leben immer wieder das Kreuz angenommen und sind dem Herrn dorthin gefolgt, wo er sie haben wollte – bis in die Kongregation der Marienschwestern von Vorau. Sie haben wie die beiden Blinden im heutigen Evangelium dem Herrn geglaubt und vertraut, dass er ihnen helfen und sie heilen kann – auch wenn es nicht immer leicht für sie war oder ist – und sind so von Gott gesegnet und vielen Menschen zum Segen geworden. In der Begegnung und Berührung mit Jesus wurden ihre Augen geöffnet, bekommen sie die Kraft für ihren Dienst an den Kranken, erzählen sie von ihm in der ganzen Gegend und bezeugen ihn. Das ist Neuevangelisierung ganz konkret!

Der gekreuzigte und auferstandene Herr in der Eucharistie gibt ihnen die Kraft und Freude für den Dienst, ihr Blick auf das Kreuz Christi, ihr festes Vertrauen auf Jesu Herz, seine Barmherzigkeit und auf Maria, der sie ihr Leben anvertraut haben, ist ihnen in der Nachfolge Wegweisung und Hilfe.

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir diese drei Fenster der Zelle des Bruders Klaus zu Lichtblicken unseres Lebens machen! Ich danke ihnen für ihr Glaubenszeugnis und ihren treuen Dienst! Ich bete mit ihnen um neue geistliche Berufungen für unsere Kirche und besonders auch für ihre Kongregation!

Wenn wir jetzt gemeinsam die Eucharistie feiern, dann danken wir Gott für das Geschenk der Berufung und Erlösung sowie für seine Gnaden und Wohltaten, vor allem aber für seine unendliche Güte und Barmherzigkeit, die er mit uns hat. Bitten und beten wir nun mit dem heiligen Bruder Klaus:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir. Amen.

P. Lukas Hofer SAC leitete im Anschluss an die feierliche Messe das Heilungsgebet und spendete gemeinsam mit P. Domonkos Mèszàros OP den eucharistischen Einzelsegen. Viele haben heute wieder das Sakrament der Versöhnung empfangen.

Nirgends ist uns Gottes Barmherzigkeit näher als in den Sakramenten, in denen er erbarmungsvoll an uns wirkt. Jesus möchte alle Menschen heilsam berühren. Geben Sie ihm die Möglichkeit dazu – vielleicht beim nächsten Abend der Barmherzigkeit, am 3. Jänner 2014. Den Ablauf des Abends finden Sie hier.