Statue der Gottesmutter
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Abend der Barmherzigkeit mit feierlichem Einzug der ersten Reliquien (05.06.2015)

Mit einem Aufruf zum Vertrauen in die Liebe Gottes eröffnete Pfarrer Guido Martirani den Abend der Barmherzigkeit im Herz Jesu Monat: „Wir sind hier, als erlöste Kirche Gottes, als erwählte Kinder Gottes. Wir wollen vertrauen haben auf diese Erwählung. Wir wollen vertrauen, dass Gott uns liebt, dass Gott uns nahe ist, dass Gott uns alles gibt, dass Gott uns in sein Herz schließt.“ Menschen, die sich von Gott ganz und gar ins Herz schließen ließen, waren die Heiligen. Das Vorbild der Heiligen ist immer ein guter Wegweiser in den Himmel.

In den Reliquien sind uns die Heiligen besonders nahe. In den letzten Jahren haben wir die Verehrung der durch ihr frommes Leben geheiligten Überreste der Heiligen sehr zu schätzen gelernt. Die Reliquienverehrung als eine weitere große Gnadenquelle (wieder) zu entdecken, ist uns ein brennendes Anliegen geworden.

Deshalb haben wir in der Kapelle eine Vitrine anfertigen lassen, in der wir nach und nach die heiligen Überreste der „Freunde Gottes“, wie die Kirche die Heiligen zu nennen pflegt, zur Verehrung ausstellen wollen. Die ersten, die heute ihren Platz in der Vitrine gefunden haben, sind: die heilige Klara von Assisi, unser Ordenspatron Karl Borromäus und die selige Mutter Teresa von Kalkutta. Neben einem nicht näher benannten frühchristlichen Märtyrer wurden an diesem Abend noch die Reliquien von folgenden, heute zumeist unbekannten Heiligen übertragen: S. Severae, S. Probi, S. Fortunatus und S. Felisifsimi. Wir freuen uns, dass „unsere Heiligen“ nun einen würdigen Platz gefunden haben. Der nächste Heilige wird am 03. Juli 2015, beim nächsten Abend der Barmherzigkeit, seinen feierlichen Einzug in die Kapelle halten. Es ist unser letzter Kaiser, der am 03. Oktober 2004 seliggesprochen wurde.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

Pfarrer Mag. Guido Martirani

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Mitbrüder!

Schön, dass sie heute da sind, um Gott zu loben und zu preisen. Es ist heute oft die Rede von Freude. Gott hat Freude, wenn wir ihm begegnen. Gott freut sich, wenn wir erkennen, wie groß er in seiner Liebe ist. Gott hat Freude, haben wir gehört, wenn ein Sünder erkennt, dass Gott ihn liebt, dass Gott bei ihm ist. Die Freude des Himmels ist groß, wenn die Menschen erkennen, dass sie geliebte Kinder Gottes sind. So ist die Kirche bemüht, den Menschen zu begegnen, die Menschen zu suchen, im Auftrag des Herrn. Im Namen Jesu ist die Kirche bemüht, die Menschen zu begeistern. Wir sind eben die erwählten Kinder Gottes. Wir sind die, die Gott erwählt hat.

Jeder Einzelne von uns, ist irgendwann einmal von Gott tief berührt worden. Ganz tief berührt worden. Er hat zu jedem Einzelnen von uns ins Herz gesprochen. Bei dem Einen war es vielleicht vor ein paar Monaten das erste Mal, bei den Anderen vielleicht vor 50-60 Jahren. Aber Gott hat sich offenbart, hat gesprochen, in deinem Herzen, und dann war die Begeisterung da. Erinnert ihr euch noch an die Begeisterung von damals? Wer kann sich nicht erinnern, wie Gott ihn das erste Mal im Herzen berührt hat? Und das, wir haben es auch im Evangelium gehört, war die Begeisterung des ganzen Himmels! Mit dem Dreieinigen Gott, mit dem Allmächtigen, haben sich alle gefreut. Es wird sogar betont, dass sich die Engel gefreut haben an diesem Tag. Jetzt können wir uns vorstellen: Die Engel waren ganz glücklich, als wir Gott erkannt haben und ihm begegnet sind. Das war ein Augenblick! Das war eine Freude! Und an dem Tag, wisst ihr noch, an dem Tag haben wir dann gesagt: „Also, für Gott machen wir alles!“ Wisst ihr noch? Und viele liebe Schwestern von hier haben gesagt: „Wir machen alles für Gott!“ Ihr habt euch ganz Gott hingeschenkt und gesagt: „Mein Herr und mein Gott!“ Aber auch Ihr, in anderer Form und Weise, in der Ehe, Ihr habt auch ganz zu Gott ja gesagt. Ich will alles machen für den Herrn! Ich werde die Welt umreisen. Vielleicht haben das einige gesagt. Ja? Ich auch! Aber am Anfang, weil Gott so nah ist, denkt man; Mit Gott kann man die Welt umreisen! Glaubt ihr das? Mit Gott kann man die Welt umreisen. Doch für uns haben die Schwestern heute etwas mitherein gebracht: Ganz viel Gold, aber der Inhalt ist kostbarer als Gold (Reliquien).

… Das sind Heilige, das sind die, die eben Gott erfahren haben, und dann am Anfang bei ihrer Bekehrung gesagt haben: „Mit Gott reisen wir durch die Lande! Mit Gott werde ich große Taten vollbringen! Mit Gott will ich kämpfen, mit Gott werden alle Heiligen, alle Engel, auf meiner Seite sein und sie freuen sich auch jetzt schon, über meine Bekehrung.“ Sie haben an dieser Freude, an diesem Glauben festgehalten und haben eben versucht, nie zu zweifeln. Ist den Heiligen wahrscheinlich auch nicht immer gelungen, sie haben gebeichtet, Gott hat sie wieder aufgerichtet und dann sind sie immer weiter gegangen. Na, das lass ich mir – wie die Steirer sagen – vom Teufel nicht nehmen. Na diese Freude gebe ich dem Teufel nicht, dass er mir diese Freude nimmt, dass er mir den Glauben nimmt, dass ich mit Gott alles erreichen werde und alles gut wird. Diese List, diese Versuchung kommt sofort. Glaubst du wirklich, dass du jetzt Gott begegnet bist, dass sich da der ganze Himmel gefreut hat? Aber da kommt gleich die andere Stimme: Der freut sich ja nicht, geh nach Hause, sperr dich ein, was willst du denn? Diese List kommt ja sofort. Aber nein! Nein, wir wollen diese List durchschauen. Nein, das lass ich mir nicht nehmen.

Nehmt mir alles, die Häuser, den Garten, alles, nehmt das Geld, …, aber nicht meinen Glauben! Nicht den Glauben! Denn der ist ja das Wichtigste! Der Glaube, der uns geschenkt worden ist, gerade an dem Tag, an dem Gott uns berührt hat und begegnet ist, und gesagt hat: „Mit dir will ich was machen. Mit dir! Genau so, wie du bist, mit deinen Fähigkeiten, mit deinen Begabungen. Und wenn dir etwas fehlt, der Heilige Geist gibt dir alles.“ Mit Gott sind wir stark. Denn unser Ziel ist die Heiligkeit. Auch wir sind berufen zur Heiligkeit. Und heute geht es hier auch um die Heiligenverehrung. Und glaubt mir, dass ist eine falsche Heiligenverehrung, wenn man sagt: „Mei, ihr Heiligen, ich werfe mich nieder vor euch, bitte verzeiht mir meine negativen Eigenschaften, aber schön, dass ihr so heilig ward, dann brauch ich mich nicht so dringend bemühen.“ Wir müssen diese Heiligkeit selbst im Gebet erreichen. Die Heiligen sind dafür unsere Vorbilder.

Heiligkeit ist unser Ziel

Wir müssen sagen: „Auch wir wollen das.“ Unsere Lieblingsheiligen sind oft die, die uns vielleicht weiter führen möchten, dorthin wo sie auch waren. Das ist kein Hochmut, wenn man sagt: „Ich will auch werden wie der oder wie die!“ Nicht wie die falschen Frömmler: „Mei, du Heiliger so und so, du warst halt ein großer Heiliger…aber ich…“ – das ist falsche Demut, falsche Heiligkeit! Das gibt’s. Der Mensch ist auf einem guten Weg, der sagt: „Dieser Heilige ist mein Vorbild, diese Liebe, diese Beziehung, will ich auch haben mit Gott, mit den Mitmenschen, dieses Ziel will ich erreichen. Ein Heiliger ist ein Ziel vor Augen!

Kurzer Themenwechsel, bitte. Wisst ihr, was ich gemacht habe, als ich heute hier her gefahren bin? Bevor ich hergekommen bin, war ich im Stall und habe ein Kalb gesegnet. Ein Kalb, lieb, frisch. Der Bauer hat gesagt: „Segne unser Kalb!“

Ich hätte sagen können: „Pah, ein Kalb segnen gehen …ich habe Heiligeres zu tun … ich gehe heute zum Abend der Barmherzigkeit!“ Aber nein, ich bin zum Bauern gefahren und habe das Kalb gesegnet und auch den Stall. Und ich bin von diesem Einsatz so erfüllt weggegangen! Also echt, ich habe ein Kalb gesegnet und den Hof und den Bauern … und der Bauer war so glücklich! Man hat richtig gemerkt, wie Gott, auch in dieser einfachen Sache wirkt, und da hab ich mir gedacht: „Schau, auch das ist in den Augen Gottes etwas Großes: Einfache Leute, einfache Tiere, die Segnung eines Kalbes. Und Gott wirkt!“

Reliquien

Aber jetzt wieder zurück zum Thema: Reliquien ersten Grades sind Teilchen eines Heiligen. Also ein Mensch, der eben so gelebt hat, wie wir vorhin gesagt haben, mit Feuer und Begeisterung, der es gewagt hat, alles mit Gott zu machen, bis ans Ende, bis ans Sterbebett und dort auch nicht gezweifelt. Und alle waren begeistert, über sein großes Vorbild. Schon zu Lebzeiten war die Begeisterung da im Volk. Und viele haben dann als der gestorben ist, gesagt: „Der muss heiliggesprochen werden. Der muss sofort ein Heiliger werden, das war ein großartiger Mensch. Der hat mit Gott gelebt.“

Natürlich, die Kirche sagt: „Ja, begeistert sind sie gleich einmal, für irgendjemanden!

Aber das muss geprüft werden!“ Zu Recht! Streng! Und dann wird das Leben dieses begeisterten Heiligen streng geprüft. Viele Leute werden befragt, es wird gebetet, und am Ende dieser Prüfungszeit heißt es dann: „Der ist wirklich heilig!“

Das dauert viele Jahre. Dann wird er offiziell heiliggesprochen. Zuvor wird er seliggesprochen. Dann werden Reliquien entnommen. Dabei nimmt man ein Stück vom Körper des Heiligen, oft sind es Knochen, und macht kleine Teilchen daraus, die in eine Kapsel eingepackt gut aufbewahrt werden. Es wird ein Dokument ausgestellt, dass es wirklich ein Teilchen dieses Heiligen ist. Das sind die Reliquien ersten Grades. Reliquien zweiten Grades stammen vom Gewand, das der Heilige angehabt hat oder berührt hat, oder von etwas, das ihm gehört hat. Das sind Reliquien zweiten Grades.

Auf diesem Dokument, das die Echtheit der Reliquie bestätigt, steht darauf, dass diese Reliquien öffentlich in einer Kirche oder Kapelle verehrt werden sollen, denn die Heiligen haben schon die Begeisterung Gottes gehabt, die Liebe Gottes, die Freude Gottes!

Und jetzt werden die Reliquien hier bald zur Verehrung in eine Vitrine gegeben, weil diese Heiligen jene sind, die die Liebe Gottes erfahren haben und die Menschen mitbegeistert haben, die vorbildlich gelebt haben. Diese Heiligen sind durch dieses Reliquienstückchen, ganz im Glauben betrachtet, zu 100% da und treten für uns ein. Sie sind Vorbilder, erreichbar im Glauben, aber auch Mittler der Gnade, denn sie sind jetzt schon bei Gott. Sie vermitteln uns die Gnaden, sie vermitteln uns Charismen, sie sprechen mit uns, sie kommunizieren mit uns, sie wollen uns nahe sein. Sie sind unsere Freunde!