Statue der Gottesmutter
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Abend der Barmherzigkeit mit Reliquienübertragung von Kaiser Karl I. (03.07.2015)

Ein österreichischer Seliger hielt heute in unsere Kapelle feierlichen Einzug: Der selige Kaiser Karl von Habsburg.

P. DDr. Marian Gruber OCist aus dem Stift Heiligenkreuz, Geschäftsführender Präsident der „Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden“, ist zu diesem Anlass zum heutigen Abend der Barmherzigkeit angereist und hat in der Predigt den seligen Monarchen mittels eines kurzen Lebensumrisses vorgestellt.

Danach wurde die Reliquie von Kaiser Karl an ihren neuen Platz übertragen.

Karl von Habsburg, Kaiser von Österreich und König von Ungarn, hat für unsere Gemeinschaft auch eine völkerverbindende Bedeutung, stammen doch vier unserer jüngsten Berufungen aus Ungarn.

Predigt vom Abend der Barmherzigkeit

P. DDr. Marian Gruber OCist

Lieber Herr Monsignore, liebe ehrwürdige Mutter, liebe Schwestern, liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die habsburgische Dynastie brachte es mit sich, dass eine enge Verschränkung zwischen dem religiösen Leben der Kirche und dem Hause Habsburg bestand. Es entstand gleichsam eine Symbiose zwischen diesen Beiden. Es entstand, was wir später eben immer wieder ausgedrückt haben, diese Gemeinsamkeit von Altar und Thron im besten Sinne des Wortes. So kann man im Rückblick durchaus urteilen, dass die Kirche in Österreich zum Beispiel die Krise der Reformation ohne die Hilfe der politischen Macht und Gewalt der Habsburger wohl nicht überwunden hätte. Sowohl das klösterliche Leben, als auch die katholische Laienbewegung in Form von Bruderschaften und Marianischen Kongregationen, erlebte unter der Schirmherrschaft des Kaisers eine ganz neue Blüte. Diese habsburgische Frömmigkeit, die auch als Pietas Austriaca bezeichnet wird, wurde so zur „festen Säule, auf der das Staatskirchentum alter Form ruhte.“ So entstand die Überzeugung, „dass dem Haus Österreich von Gott her eine bestimmte Mission für Reich und Kirche zuteil geworden ist um der religiösen Verdienste seiner Vorfahren willen.“

Die Frömmigkeit und die Gottesfurcht, wie auch Milde und Gerechtigkeit, galten als spezifische Herrschaftstugenden der habsburgischen Dynastie, woraus sich für den Monarchen die Verpflichtung ergab, Sorge für den Kult und die Ehre Gottes zu tragen und „die katholische Religion zu schützen und zu fördern“. Ihre Ausprägung fand diese Pietas Austriaca besonders in der Verehrung der heiligsten Eucharistie, des heiligen Kreuzes und der Gottesmutter Maria und natürlich auch des heiligsten Herzens Jesu.

Vor allem Kaiser Karls fromme Mutter Maria Josepha war um eine religiöse Erziehung des jungen Erzherzogs bemüht. Dies ergab sich jedoch wie von selbst dadurch, dass das gesamte Umfeld Karls von katholischer Religiosität geprägt war. Er besuchte nicht nur schon als Kind häufig den Gottesdienst, sondern pflegte sogar an keiner Kirche ohne einen kurzen Besuch vorüberzugehen. Auch andere religiöse Übungen, wie das Tischgebet, waren für Karl ganz selbstverständlich. Zur Muttergottes hegte er eine tiefe und innige Verehrung, die zeit seines Lebens äußerlich auf vielfache Weise, besonders im täglichen Rosenkranzgebet, ihren Ausdruck fand.

Die Belege für diese seine Frömmigkeit und Marienverehrung sind so zahlreich, dass hier nur einige genannt werden können. Es war für den jungen Erzherzog, der mit 16 Jahren seine militärische Laufbahn begann, selbstverständlich, sich auch öffentlich zu seinem Glauben zu bekennen und seine Gebete auch in Anwesenheit seiner Kameraden nicht zu vernachlässigen. Auch in seiner Ehe mit der Prinzessin Zita von Bourbon-Parma bildeten der katholische Glaube und lebende Frömmigkeit ein festes Fundament. So ließ er in die Eheringe den Anfang des alten Mariengebetes „Sub tuum praesidium“ einprägen und eingravieren. Oft sprachen die zwei über religiöse Themen und das geistliche Leben. Nachdem er als Kaiser auch das militärische Oberkommando übernommen hatte, sorgte Karl für die Soldaten in einer Weise, wie er es mit seinen Moralvorstellungen vereinbaren konnte. So richtete er Soldatenhäuser ein, wo sich die Soldaten bei Spiel und harmloser Zerstreuung erholen konnten, um dem großen Übel der Prostitution entgegenzuwirken. Doch nicht nur die Unterlassung der Sünde war ihm ein Anliegen, sondern auch die religiöse Praxis unter den Soldaten. Daher ließ er Rosenkränze unter ihnen verteilen und veranlasste, dass nach Möglichkeit auch an Wochentagen eine heilige Messe mit Ansprache angeboten wurde. Dem Krieg versuchte er so bald wie nur möglich ein Ende zu bereiten, mit der Begründung: „Kein Mensch kann das vor Gott verantworten.“

Im Unterschied zu seinen Vorgängern im 18. und 19. Jahrhundert verehrte Karl den Papst. Wenn er auch selbst durch die Krönung Georgs V. von Großbritannien verhindert war, schickte er doch seine Verlobte 1911 nach Rom, um den Heiligen Vater um seinen päpstlichen Segen für ihre Ehe zu bitten.

Schließlich soll hier auch der heiligmäßige Tod des seligen Kaisers nicht unerwähnt bleiben. Die Erinnerungen des Kronprinzen Otto und der Gräfin Therese Korff-Schmising-Kerssenbrock, die beim Sterben des verbannten Kaisers zugegen waren, schildern sehr eindrucksvoll, wie gottergeben und mit welchem Vertrauen der Kaiser seinen Todeskampf ertrug. Das ihm verliehene Amt sah Kaiser Karl als Auftrag und Aufgabe die ihm von Gott geschenkt wurde. Das bedeutete keineswegs eine Legitimation willkürlicher Machtausübung, sondern die unbedingte Pflicht, gerade auch in dieser hohen Position Christus, dem einzigen wahren König, nachzufolgen und sein Beispiel nachzuahmen. Das sei auch heute ganz besonders unseren Politikern gesagt. Daher traf Karl keine wichtige Entscheidung ohne Gebet. Eine innige Verehrung der Eucharistie und des heiligsten Herzen Jesu (beide Symbol und Ausdruck der hingebungsvollen Liebe Gottes) gab dem Kaiser Halt und Orientierung. Diesen Auftrag konnte Kaiser Karl daher einfach nicht zurücklegen. Eine Abdankung hätte ihm (wie Kaiser Wilhelm II.) Reichtum und Bequemlichkeit gesichert. Karl nahm Elend, Not und Todesleiden (das er sich mit etwas Vermögen gewiss nicht zugezogen hätte) auf sich, um seiner Aufgabe treu zu bleiben und im Dienst für die ihm anvertrauten Völker Christus nachzufolgen. Karl und Zita führten eine vorbildliche Ehe. In Offenheit und Vertrauen besprach der Kaiser alle wichtigen Angelegenheiten mit seiner Gemahlin, die voller Respekt für seine Verantwortung und Autorität war. Der leidenschaftlich-lebendige Charakter der Kaiserin und das ruhig-bedachte Wesen des Kaisers ergänzten sich in gegenseitiger Wertschätzung auf liebevolle Weis. In elf Ehejahren wurden dem Paar acht Kinder geschenkt. Das gerade auch bezüglich des Familienlebens überaus sorgfältig geführte Seligsprechungsverfahrens hat das tadellose Verhalten Kaiser Karls als Ehemann restlos erwiesen.

Die letzten Worte, die Karl an seine Frau richtete, lauteten: „Ich liebe dich unendlich.“ Kaiser Karl bemühte sich persönlich um die religiöse Erziehung seiner Kinder, machte sie mit den Glaubenswahrheiten vertraut und führte sie alle ins Gebet ein. Karl lebte in einer lebendigen Praxis des Gebets. Seine grundlegende Haltung war die des Gebets: bewusst vor Gott stehend, dessen Willen suchend und ihm alles anvertrauend. Von Kindheit an begleiteten betende Menschen das Leben Karls. Über seinen Tod hinaus betet die Gebetsliga im Sinne Kaiser Karls und begleitet von seiner Fürsprache für den Frieden der Völker, das eigentlich aktueller ist denn je.

Dieses Vertrauen auf die allmächtige Güte Christi erreichte auf Madeira seine Vollendung. Karl hoffte im Herzen seines Meisters die ersehnte Ruhe zu finden, in jenem Herzen, das immer seine Zuflucht, sein Vertrauen, seine absolute Hoffnung gewesen war. Er betete täglich den Rosenkranz und die drei Litaneien: zum Heiligsten Herzen Jesu, die Lauretanische Litanei und die Litanei vom heiligen Joseph; ferner das Te Deum und Psalm 90 (91). Immer hörte man, wie er in seiner Todeskrankheit das Herz Jesu anrief. Seine Kinder empfahl er einzeln und namentlich der Liebe des Göttlichen Herzens. Unter dem Kopfpolster des Todkranken lag ein Herz-Jesu-Bild, und immer wieder küsste er dieses Bild, wenn es ihm an die Lippen gehalten wurde. Am Morgen des 31. März 1922, als Gräfin Mensdorff den Sterbenden umbettete, hörte sie dessen Worte: Es ist doch gut, dass es ein Vertrauen auf das Heiligste Herz Jesu gibt. Sonst wäre das alles nicht zu ertragen. Und eines seiner letzten Worte an seine Gemahlin war gewesen: Im Herzen Jesu werden wir uns wiedersehen!

Am 1. April 1922, um 12:23 Uhr, ging er hinüber. Sein allerletztes Wort hatte diesem seinem Herrn gegolten: O mein Jesus! Amen

Für Frieden und Gerechtigkeit in den Familien und zwischen den Völkern

Viele Gläubige waren heute zu diesem festlichen Akt aus dem ungarischen Nachbarland angereist, um den seligen König von Ungarn zu ehren, den die Kirche mit der Seligsprechung besonders den Familien als beispielhaften Ehemann und Vater vor Augen gestellt hat. Seine Lebensbeschreibungen sind lesenswert. Sein heiligmäßiges Sterben zeigt seine tiefe Gottverbundenheit auf und ist uns Wegweiser in die Ewigkeit. Mit Kaiser Karl hat die Kirche, besonders die österreichische Kirche, einen wundervollen Schatz, der Familien wie Staatsmännern gleichermaßen viel zu sagen hat.

Einen kurzen Artikel über den heutigen Abend finden Sie auch auf der Website der Gebetsliga, die weitere betende Mitglieder in diesem wichtigen Anliegen um den Frieden unter den Völkern sucht – in Österreich und in Ungarn.

Gebetsliga A4 Flyer

Wir dürfen wieder zum nächsten Abend der Barmherzigkeit einladen, der am 07. August in gewohnter Weise stattfinden wird. Kommen Sie zahlreich, um mit uns die Barmherzigkeit des Herrn zu preisen und zu empfangen!