Statue der Gottesmutter
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Advent, Advent, ein Lichtlein brennt (26.11.2016)

Wer denkt, dass der Adventkranz eine urkatholische Erfindung ist, irrt sich. Heute ist er aber aus unseren Kirchen und Wohnungen nicht mehr wegzudenken. Leider ist der Adventkranz für viele oft nur mehr ein hübsches vorweihnachtliches Zierat, das eben nicht fehlen darf. Dabei wird der eigentliche und tiefere Sinn übersehen oder ist schon in Vergessenheit geraten. Selbst die Kranzform wurde zum Teil schon aufgegeben. Diverse, meist längliche Gestecke mit vier Kerzen säumen immer häufiger die Einkaufshäuser und Märkte.

Den Adventkranz ins Leben gerufen hat der evangelisch-lutherische Theologe, Erzieher, Mitbegründer der „Inneren Mission“ und Gründer der Evangelischen Diakonie, Johann Hinrich Wichern, der in Hamburg in einem alten Bauernhaus ein paar arme Kinder um sich gesammelt hatte und mit ihnen dort lebte. Um den Kindern zu veranschaulichen, wie lange es noch bis Weihnachten dauert, erfand er 1839 den Adventkranz.

Dazu nahm er ein altes Wagenrad, aus dem er einen Holzkranz baute, worauf er dann vier große weiße und zwanzig kleine rote Kerzen setzte. Je nachdem, wie der vierte Adventsonntag fiel, hatte der Kranz zwischen 18 bis 24 Kerzen. Im Laufe der Zeit wurden die kleinen Kerzen weggelassen. Ab etwa 1860 ging man dazu über, den Holzkranz durch einen Tannenkranz zu ersetzen. 1925 wurde der Adventkranz dann auch „katholisch“. Erstmals hing er in jenem Jahr in einer katholischen Kirche in Köln. Fünf Jahre später eroberte er eine Münchner Kirche.

Ganz andere Vorstellungen verfolgten die Nationalsozialisten, die den Adventkranz entchristianisieren wollten. An seiner statt sollten „Sonnwendkränze“ oder „Lichterkränze“, mit Sonnenrad oder Wikingersymbolen verziert, die Stuben erleuchten. Die vier Adventkerzen, die auf das Kommen Christi hinwiesen, wurden in „Wünschelichter“ umgedeutet und standen für jeweils eine der vier Jahreszeiten. Bei diesen umgedeuteten Kränzen sollte nicht mehr gebetet, sondern Lichtersprüche vorgetragen werden. Bewegt sich unsere Gesellschaft heute nicht wieder in diese Richtung?

Für Christen symbolisierte anfänglich die Zunahme des Lichtes die steigende Erwartung der Geburt Jesu, der das Licht der Welt ist. Der Tannenkranz bezieht sich auf den Erdkreis, in den Christus eintritt, der über dem Erdenrund trohnt. (vgl. Jes 40,22) Die Kerzen zeigen nicht nur die vier Sonntage an, sondern weisen auch auf die vier Himmelsrichtungen hin, denn „alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes“. (Jes 52,10) Durch die Auferstehung öffnet uns der erwartete Retter das Tor zur Ewigkeit, auch das will der runde Kranz, der weder Anfang noch Ende hat, lehren. Das immerwährende Grün der Tanne möchte uns an die Hoffnung und die Freude auf das Leben in Fülle erinnern, welche wir durch die Geburt des Herrn und sein Erlösungswerk haben dürfen. Die katholische Kirche pflegt den Brauch, entsprechend der liturgischen Farbe des Advents den Kranz mit drei violetten und mit einer rosafarbenen oder einer festlichen weißen Kerze zu bestücken. Die rosa oder weiße Kerze steht für den dritten Adventsonntag, der allgemein nach dem Introitus (Eröffnungsvers) als „Gaudete“ – „Freut euch im Herrn allezeit!“ (Phil 4,4) bezeichnet wird.

Wer seine Adventkränze in die Kirche bringt, um sie am Anfang der Adventzeit segnen zu lassen, holt sich damit auch den Segen Gottes ins Haus: „Darum schauen wir am Beginn des Advents auf zu dir, von dem wir alles erhoffen.“, heißt es im Segensgebet, in dem wir Gott bitten: „Segne diesen Kranz und diese Kerzen. Sie sind ein Zeichen, dass du der Ewige bist, dem auch die kommende Zeit gehört. Ein Zeichen des Lebens, das wir von dir erwarten. Ein Zeichen, dass du das Licht bist, das alle Finsternis erhellen kann. Hilf, dass wir mehr lieben und dich mit neuem Eifer suchen.“

Wir wünschen allen eine gesegnete und besinnliche Adventzeit!