Statue der Gottesmutter
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Allerseelen (02.11.2012)

Nachdem die Kirche gestern mit allen Heiligen gefeiert hat, gedenkt sie heute aller Verstorbenen, die zwar gerettet, jedoch noch nicht zur Anschauung Gottes gelangt sind.

Zu Allerseelen denken viele an ihre verstorbenen Angehörigen.

Der heilige Braulio von Saragossa ruft mit den Trauernden aus: „O Tod, du trennst, was verbunden ist, und grausam reißt du auseinander, was in Freundschaft vereint ist! Aber deine Kraft ist schon gebrochen. Zerbrochen ist dein unheilvolles Joch durch ihn, der dir bereits durch Hosea drohte: »O Tod, ich werde dein Tod sein!« (Hos 13,14 Vg.) Darum verspotten wir ihn mit dem Apostel: »Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« (1 Kor 15,50) Er, der dich besiegt hat, hat uns erlöst.“

Für jene Seelen, die im Purgatorium, dem Fegefeuer, auf die uneingeschränkte Gemeinschaft mit dem Dreifaltigen Gott warten, gilt das Wort des Psalmisten besonders: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?“ (Ps 42,3)

Purgatorium, Fegefeuer

„Unter Fegefeuer verstehen wir einen Ort, wo die Seelen einige Zeit geläutert werden von den Makeln und Unvollkommenheiten, die sie von diesem sterblichen Leben davontragen.", erklärte der heilige Franz von Sales.

„Aber wenn eines unserer kleinen Geschwister in einem feurigen Kerker gefangen wäre und wir nur ein Wort zu sagen brauchten, um sie aus dem Gefängnis zu befreien, sollten wir dieses Wort dann nicht sagen?“, fragt uns die selige Eugenie Smet und gibt uns sogleich die Antwort: „Dies ist aber mit den Armen Seelen der Fall. Sie befinden sich in einem Gefängnis von Feuer; wir können sie daraus befreien, und wir kümmern uns nicht darum!“

Der Youcat definiert dieses „Gefängnis von Feuer“ mit dem Jesu, nachdem Petrus ihn verleugnet hatte: „»Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich« - ein Gefühl wie im Fegefeuer. Und so ein Fegefeuer erwartet vermutlich die meisten im Moment unseres Todes: Der Herr blickt uns voll Liebe an – und wir empfinden brennende Scham und schmerzliche Reue über unser böses oder auch »nur« liebloses Verhalten.“ Und Youcat fügt hinzu: „Erst nach diesem reinigenden Schmerz werden wir fähig sein, seinem liebenden Blick in ungetrübter himmlischer Freude zu begegnen.“

Für die Verstorbenen Gnade erbitten

Die Kirche lehrt aber auch, dass wir unseren Verstorbenen Gutes tun können und damit die Dauer des Fegefeuers verkürzen können. Youcat weiter: „Unsere Liebe reicht ins Jenseits hinein. Durch unser Fasten, Beten, Gutestun, vor allem aber durch die Feier der Heiligen Eucharistie können wir für die Verstorbenen Gnade erbitten.“

Das bestätigt auch Papst Gregor der Große: „Nach der Feier der heiligen Messen gehen viele Seelen aus dem Fegefeuer heraus.“ Zu einer ähnlichen Aussage kam auch der heilige Chrysostomus: „Im Augenblick, wo die heilige Messe gefeiert wird, eilen die Engel des Himmels zum Gefängnis des Fegfeuers und öffnen es. … Den Verstorbenen wird nicht durch Tränen geholfen, sondern durch Gebet und Almosen.“

Die selige Anna Katharina Emmerich schließt sich diesen Aussagen an: „Es ist nicht zu ermessen, welch großen Trost die Armen Seelen durch unsere Überwindungen und kleinen Opfer erhalten.“ Die Kirche gewährt zudem vom 01. bis 08. November den so genannten „Allerseelenablass“. Thomas von Aquin, der große Theologe und Kirchenlehrer führt uns vor Augen: „Die geringste Strafe im Fegefeuer ist schlimmer als das größte Leid auf Erden.“ Deshalb lassen wir uns nicht aufhalten, ihnen unsere Gebete, Opfer und guten Werke zuzuwenden.

Der heilige Pfarrer von Ars weist uns aber auch noch auf einen anderen Aspekt hin: „O wenn man wüsste, welche Macht diese guten Armen Seelen über das Herz Gottes haben, und wenn man wüsste, welche Gnaden man durch ihre Fürbitten erlangen kann, sie wären nicht so sehr verlassen!“

Wir, die „pilgernde Kirche“ hier auf Erden, leben in einer innigen Gemeinschaft mit der „triumphierenden Kirche“, den Heiligen, und der „leidenden Kirche“, den Armen Seelen. Wir müssen uns angewöhnen, von der Kirche in größeren Dimensionen zu denken – sowohl in den diesseitigen wie in den jenseitigen Angelegenheiten.