Statue der Gottesmutter
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Allerseelen (02.11.2011)

Am 2. November, zu „Allerseelen“, erinnert uns die Kirche an jene Verstorbenen, deren Seelen noch darauf warten, zum ewigen Leben auferweckt zu werden. Im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 1030) lesen wir über die Armen Seelen: „Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.“ Diesen Zustand der Reinigung der Seele nennt die Kirche auch „Läuterungsfeuer“, im Volksmund besser als das „Fegefeuer“ bekannt.

Der Katechismus lehrt weiter: „Man muss glauben, dass es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, dass, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ,weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32).

Aus diesem Ausspruch geht hervor, dass einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können.“

Der heilige Augustinus meinte, dass manche Menschen die zeitlichen Sündenstrafen bereits alle im irdischen Leben, manche nach dem Tod, manche im Leben und nach dem Tod erleiden; aber alle erleiden sie vor dem Jüngsten Gericht. Zwischen dem persönlichen und dem Jüngsten Gericht wird die Seele von allen verbliebenen Folgen der Sünde gereinigt: „Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.“ (Lk 12,59)

Der Rottenburger Bischof Paul Keppler beschrieb diesen Zustand der Reinigung so: „Das Fegfeuer ist das reinigende Feuer der Liebe Gottes. Es ist ein Reich ungestillter, verzehrender Sehnsucht nach Gott. Die Armen Seelen erkennen erschaudernd das Unrecht, das sie Gott und seiner Liebe angetan haben. Das ist eine verzehrende, brennende, geheimnisvolle Qual ... Die Uhr des Fegefeuers hat immer denselben Pendelschlag: Leiden – Warten, Leiden – Warten …“

Die heilige Theresia von Lisieux sagte zu ihren Mitschwestern: „Ihr fügt Gott eine große Beleidigung zu, wenn ihr glaubt, dass ihr ins Fegfeuer kommt. Für den, der liebt, kann es kein Fegfeuer geben." Sehr verschieden davon ist die Meinung des hl. Pfarrers von Ars: „Es ist gewiss, dass es sehr wenige Erwählte gibt, die nicht durch das Fegfeuer gegangen sind." Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin hingegen ist der tröstlichen Ansicht: „Durch die letzte Ölung ist der Mensch darauf vorbereitet, sofort die Herrlichkeit des Himmels zu empfangen, da dieses Sakrament den Seelen, die den Leib verlassen, gespendet wird." Indem wir die Sterbenden zum Empfang der Sakramente ermutigen, können wir ihnen helfen, dass sie nach ihrem Tod schneller in den Himmel gelangen.

Wie die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren hält und zur Fürbitte, insbesondere auch zur Aufopferung der Heiligen Messe für die Verstorbenen aufruft, so fordert auch der heilige Chrysostomus zum Gebet für die Verstorbenen auf: „Bringen wir ihnen Hilfe und halten wir ein Gedächtnis an sie. Wenn doch die Söhne Ijobs durch das von ihrem Vater dargebrachte Opfer geläutert wurden [vgl. Ijob 1,5], wie sollten wir dann daran zweifeln, dass unsere Opfergaben für die Toten ihnen Trost bringen? Zögern wir nicht, den Verstorbenen Hilfe zu bringen und unsere Gebete für sie aufzuopfern.“

Die Kirche nennt drei „Mittel“, um die Leiden der Armen Seelen zu mildern und die Dauer des Reinigungsprozesses zu verkürzen: Almosen, Ablässe und Bußwerke. Hier ist auch der Allerseelenablass (vgl. wikipedia) zu nennen, bei dem es sich um einen vollkommenen Ablass handelt, den die Kirche vom 1. bis 8. November täglich gewährt.