Statue der Gottesmutter
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Eucharistisch

Als die Schwestern schon die Messerlaubnis hatten und das Allerheiligste in der Hauskapelle aufbewahrt wurde, konnte Mutter Barbara, wegen ihres kranken Fußes, gewöhnlich doch nur kommunizieren, wenn dort eine Hl. Messe gelesen wurde. Dies geschah damals zweimal in der Woche. Barbara, die nie von sich selbst redete,
entschlüpfte einmal die Bemerkung:

„Mir kommt vor, ich muss den Tabernakel aufreißen!“

-- Dienerin Gottes M. Barbara Sicharter

Anbetung als heiliges Erbe (09.06.2022)

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Mutter Barbaras Leben drehte sich um die Eucharistie. Sie wurde zum Dreh- und Angelpunkt ihres Wirkens. Jesus im Allerheiligsten Altarsakrament war ihr Lebensquell. Aus dem Empfang der heiligen Kommunion in der heiligen Messe, wie auch aus der Begegnung mit dem Herrn im Tabernakel, bezog sie ihre ganze Kraft für ihre selbstlose Hingabe an die Menschen, denen sie buchstäblich Tag und Nacht diente durch Werke der Liebe oder durch ihr treues Gebet. Mutter Barbara vermied Zerstreuungen aller Art, stattdessen suchte sie in jeder freien Minute die Stille vor dem Allerheiligsten, um sich zu sammeln und mit Jesus zu vereinen. Zu ihm trug sie die Kranken. Zu ihm brachte sie ihre Sorgen in der Erwartung, dass Jesus selbst sich darum kümmern oder ihr eine Lösung zeigen werde.

Schon als junges Mädchen hegte sie eine innige Beziehung zum eucharistischen Herrn. Viele Stunden verbrachte sie als Jundendliche und später als junge Frau in der Kirche, um ihrem göttlichen Geliebten nahe zu sein. Vor ihm, im vertrauten Zwiegespräch, vergaß sie oftmals die Zeit und blieb Stunde um Stunde bei Jesus, um sich mit ihm zu besprechen, um sein Leben zu betrachten und fruchtbare Schlüsse für ihr eigenes Leben zu ziehen, aber auch einfach nur um in seiner Nähe zu sein, ihn anzuschauen und sich von ihm lieben zu lassen oder ihm ihre Liebe immer wieder neu zu gestehen.

Wer auf Christus vertraut, kann nur fröhlich sein

Ein Mensch, der seine ganze Hoffnung und Zuversicht auf Christus gesetzt hat, kann nur fröhlich sein. Diese andauernde Heiterkeit und ihr vertrauensvoller Gleichmut in allen Lebenslagen, die an Mutter Barbara beobachtet und bezeugt wurden, waren eine Frucht der Anbetung und der sakramentalen Verbundenheit in der Kommunion.

Pius Fank schrieb über Barbara Sicharter: „In diese gnadenvolle Verbindung zwischen Christus und ihrer Seele können wir nun freilich nicht forschend eindringen. Jede begnadete Seele ist für uns ein Geheimnis. Wir wissen nur, dass sie Wohnung des dreieinigen Gottes, dass sie ein lebendiger Tabernakel Christi ist. Alle Liebesflammen, die aus einer hochbegnadeten Christenseele schlagen, sind zuletzt Flammen aus dem Herzen Jesu. Was zwischen Barbara und Jesus vorging, können wir nur ahnen. Zunächst deutet darauf hin die beseligende Freude, die sie erlebte, wenn sie stundenlang vor dem Tabernakel knien und beten konnte.“

Diese Liebe zur Anbetung lehrte Mutter Barbara durch ihr eifriges Beispiel auch ihre Mitschwestern. Das war mit ein Grund, warum sich der damalige Dechant Remigius darum bemühte, dass den Schwestern gewährt wurde, das Allerheiligste in ihrer Kapelle aufzubewahren, weil er überzeugt war, dass in dieser Schwestern- und Spitalskapelle Jesus in der Eucharistie mehr angebetet werde als in der Pfarrkirche.

Bis heute ist uns die Liebe zur Anbetung ein heiliges Erbe unserer Gründerin geblieben. Ihrem Beispiel folgend besuchen wir Jesus im Allerheiligsten so oft als möglich. Von allem, was Mutter Barbara uns hinterlassen hat, ist die Sehnsucht nach der Vereinigung mit Jesus im Tabernakel der wohl bedeutendste geistliche Nachlass, den sie uns zurückgelassen hat. Wie Barbara Sicharter versuchen auch wir aus dem Quellgrund der Gnade jene Kraft zu schöpfen, die wir für unseren Dienst an den Menschen benötigen. Wie sie erleben auch wir, dass beständiger Friede und gelassene Freude nur in Christus zu finden sind. Im Allerheiligsten findet jede Seele jene Nahrung, die sie im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung erstarken lässt.

Seit 1885 hatten die Schwestern eine eigene Hauskapelle, die schlicht und klein zum gemeinsamen Gebet einlud. Dreizehn Jahre musste Mutter Barbara darauf warten, dass Jesus im Allerheiligsten in diese kleine Kapelle einziehen durfte. Der 04. November 1903 zählte zu den glücklichsten Tagen im Leben unserer Gründerin. Denn an diesem Festtag des heiligen Karl Borromäus wurde nicht nur die erste heilige Messe in der Schwesternkapelle zelebriert, sondern auch jene erste Hostie konsekriert, die danach im Tabernakel dauerhaft in der Kapelle zur Anbetung aufbewahrt werden durfte. Pius Fank hielt zu diesem Ereignis folgendes fest: „Als zum ersten Mal das Wandlungsglöcklein erklang, weinten die zwanzig Schwestern, die um den Altar knieten, Tränen beglückender Freude. Von nun an konnten sie mit dem eucharistischen Herrn der Welt unter einem Dache wohnen. Schwester Barbara hatte den Gipfel ihrer irdischen Wünsche erreicht. Über ihre Schwestern und ihre Anstalt wachte nun der Herr. Von da an war sie meist in der Kapelle vor dem Tabernakel zu finden.“

Mutter Barbara erkannte klar, dass das Gebet und die Anbetung überaus gnadenvoll sind, jedoch die eucharistische, sakramentale Vereinigung mit Christus in der Kommunion nicht ersetzen können. Jesus so oft als möglich in der konsekrierten Hostie zu empfangen, und damit in ihr Herz aufzunehmen, war ihr tiefstes Verlangen.

Zur Heiligen Messe mussten die Schwestern in den ersten Jahrzehnten in die Stiftskirche gehen. Auch ab 1903 wurde die Heilige Messe nicht alle Tag in der Spitalskapelle gefeiert, sodass die Schwestern an den restlichen Tagen in die Stiftskirche gingen.

Als sich Mutter Barbara 1898 auf dem Weg in die Stiftskirche den Fuß brach, der sie nach schlechter Verheilung fortan dazu zwang mit Krücken zu gehen, war für sie der Weg ins Stift Vorau zu beschwerlich geworden. Damals hatten die Schwestern noch nicht die Messerlaubnis, sodass Barbara Sicharter mehrere Jahre lang nur ganz selten kommunizieren konnte.

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,Mir kommt vor, ich muss den Tabernakel aufreißen.‘

Pius Fank vermerkte dazu: „Als 1900 Dechant Karl erkrankte, vertrat ihn Chorherr Leo Friesenbichler einige Zeit in der geistlichen Leitung der Schwestern. Dieser muss eine hohe Meinung vom Innenleben Barbaras gewonnen haben, denn er äußerte sich einmal zu den Schwestern:

,Ich fühle mich verpflichtet, Schwester Barbara die heilige Kommunion öfter zu bringen.‘ Als die Schwestern schon die Messerlaubnis hatten und das Allerheiligste in der Hauskapelle aufbewahrt wurde, konnte Barbara gewöhnlich doch nur kommunizieren, wenn dort eine heilige Messe gelesen wurde. Dies geschah damals zweimal in der Woche. Barbara, die nie von sich redete, entschlüpfte einmal die Bemerkung: ,Mir kommt vor, ich muss den Tabernakel aufreißen.‘ Diese Worte machen es mehr als wahrscheinlich, dass sie sehr gelitten hat, weil sie nicht öfter kommunizieren konnte.“

Zu jener Zeit war ihr der Kommunionempfang nur an den beiden Tagen in der Woche möglich, an denen die Heilige Messe in der Schwesternkapelle gefeiert wurde. Für die restlichen fünf Tage blieb ihr nur das Verlangen Jesus zu empfangen. Viele Stunden verweilte sie in dieser Sehnsucht vor dem Allerheiligsten.

„Um ihr Verlangen stillen zu können,“ berichtet Fank, „war Barbara zu großen Opfern bereit. Sie wusste, dass am Nachmittag öfter ein Chorherr ins Spital kam, um einen Kranken zu besuchen oder zu versehen. So blieb sie an Tagen, an denen keine heilige Messe war, oft über Mittag hinaus nüchtern. Während sie früher gewöhnlich kein Frühstück genommen hatte, rührte sie jetzt oft auch das Mittagessen nicht an; sie schenkte es einem Armen oder ließ es wieder wegtragen. Wenn dann zufällig ein Chorherr zu einem Kranken kam, ließ sie ihn bitten, er möge ihr die heilige Kommunion reichen, sie sei noch nüchtern. Wer solche Opfer bringt, um kommunizieren zu können, darf gewiss ganz anders als die Durchschnittschristen die Anrufung der Herz-Jesu-Litanei beten: ,Herz Jesu, du König und Mittelpunkt aller Herzen, erbarme dich unser!‘

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Zeichen der Verehrung

Die Dienerin Gottes Mutter Barbara Sicharter, die vorerst nur privat verehrt werden darf, war und ist für uns Schwestern, aber auch für viele Gläubige, ein nachahmenswertes Beispiel des christlichen Lebens. Menschen, die sie zu ihren Lebzeiten kannten, nannten sie eine Heilige. Ohne dem Urteil der Kirche vorzugreifen, geben wir hier einige Zeugnisse wieder, die H.H. Pius Fank in seiner Biografie über Barbara Sicharter gesammelt hat. Wenn auch Sie ähnliche Erfahrungen machen durften, bitten wir Sie, uns diese mitzuteilen.

Besserung des Gesundheitszustandes

Der Priester J. G. aus G. schrieb am 20. September 1944 folgenden Bericht: „Anfang März 1944 kam ich mit einem chronischen Gallenleiden und einer schweren Magensenkung ganz entkräftet in das Krankenhaus Vorau. Die Entkräftung war so weit fortgeschritten, dass ich zwölf Tage nicht zelebrieren konnte. Am 24. März zelebrierte ich zum erstenmal wieder, doch war ich so schwach, dass ich nicht fähig war, die Kommunion zu spenden. Ende März machte ich nun eine Novene zu Schwester Barbara, ging täglich zu ihrem Grab und setzte mein ganzes Vertrauen auf ihre Fürsprache.

Tatsächlich besserte sich von da an der Zustand wesentlich. Seit dieser Zeit hatte ich keinen Anfall, ich kam zu Kräften und konnte arbeitsfähig das Krankenhaus verlassen.“

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Das Bild „Lebenswerk der Ordensgründerin Sr. Barbara Sicharter“ aus dem Bilderzyklus von Karin Wimmer, zeigt die betende Mutter Barbara. Ihr Leben ist ganz Christus geweiht. Auf ihren Armen trägt sie auf der einen Seite die Kranken und auf der anderen Seite ihre Mitschwestern. Aus dem Gebet erhält sie die Kraft. Die betenden Hände sind wie eine Flamme, das Gesicht ist ganz ins Licht hineingenommen und der Friede Christi, der sich auf sie senkt, ist ihr Schmuck. Durch diese Kraft und Ausstrahlung angezogen, erheben sich die Kranken von ihren Betten und werden in das Licht hineingenommen. Christus selbst nimmt sich ihrer an. Sr. Barbara wird zur Mittlerin und Stütze.