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Atme in uns, Heiliger Geist (09.06.2019)

Der Sohn Gottes hat auf dieser Erde gelebt, er hat Fleisch angenommen und einen Namen erhalten: Jesus. Er hat für uns gelitten, ist gestorben und auferstanden – und nachdem er sich den Jüngern und vielen Menschen gezeigt hatte, wieder in den Himmel zurückgekehrt. Bei seiner dritten Abschiedsrede vor seinem Sterben gab Jesus ein Versprechen: „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.“[1]

Nach Jesu Himmelfahrt haben sich die Apostel um Maria versammelt, um im Abendmahlsaal die erste Gebetsnovene der Kirche zu halten: Neun Tage lang beteten sie um die Ausgießung des Heiligen Geistes. Und am Pfingstfest kam der Heilige Geist auf sie herab und machte sie zu neuen, furchtlosen Menschen, stark und voll Feuer!

Feuer, das müssen auch wir sein! Feuer, das für Gott lodert und brennt.

Feuer, das nie erlischt. Er kann es in uns entfachen und am Leben halten: der Heilige Geist. Er ist der Motor des geistlichen Lebens. Wieviele Menschen sind heute innerlich leer und ausgebrannt… Das Feuer ist in ihnen erloschen. Auch im geistlichen Leben können wir ausbrennen, wenn wir uns nicht um den Heiligen Geist bemühen. In der Firmung ist er als Feuer auf uns herabgefallen. Aber haben wir ihn auch wirklich in unser Leben aufgenommen? Lassen wir ihn in uns wirken? Geben wir ihm Raum in unserem Leben? Darf der Heilige Geist seinen Grundauftrag in uns erfüllen? Darf er uns an Jesus und sein Handeln erinnern? „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“[2]

Wollen wir erinnert werden, oder ist uns die Erinnerung an das Evangelium, an die Kirche, unbequem? Ein Priester erklärte einmal, warum der Heilige Geist in unserem Leben oft nicht spürbar ist: Unser Leben ist wie ein Häferl Kaffee, der Heilige Geist ist der Zucker im Kaffee. Wenn wir den Kaffee aber nicht umrühren, wird der Kaffe bitter bleiben. Der Heilige Geist versüßt uns das Leben. Aber wir müssen mit ihm in Verbindung bleiben. Das heißt: wir müssen zu ihm beten. Wir dürfen ihn nicht unberührt auf dem Grund unseres Herzens liegen lassen. Das Gebet ist der Löffel, mit dem wir den Heiligen Geist mit unserem Leben verbinden.

Der Heilige Geist ist wie der Vater und der Sohn eine Person, eine göttliche Person. Er will uns lieben und die Liebe lehren, indem er uns an Jesu Liebe erinnert und seine Lehren verstehen lässt. Er ist die göttliche Person, die jetzt in dieser Welt lebt. Das müssen wir verstehen. Er ist jetzt mitten unter uns, er ist in uns. Paulus fragte die Korinther: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!“[3]

Vieles ist uns einfach deshalb nicht bewusst, weil wir uns nicht die Zeit nehmen, uns Glaubenswahrheiten bewusst zu machen. Beziehung braucht Zeit. Wenn wir uns keine Zeit für Gott nehmen, werden wir auch keine Beziehung mit ihm haben können.

Von den drei göttlichen Personen ist der Heilige Geist sicher jene Person, unter der wir uns am wenigsten vorstellen können. Umso mehr lohnt es sich, ihn zu suchen in unseren Gebeten. Auch er möchte von uns geliebt werden. Pfingsten kann ein Anlass sein, dass wir uns auf die Suche nach dem Heiligen Geist machen. Er ist mehr als nur eine Kraft, mehr als etwas, das uns bewegen kann: er ist die persongewordene Liebe des Vaters und des Sohnes.

Ein Hinderungsgrund, ihn in seinem Wesen besser kennenzulernen, kann auch gerade in jenen Symbolen bestehen, die sein Wirken andeuten: die Taube und das Feuer. Aber sie sind nur Zeichen für den Heiligen Geist. Es sind Bilder, die etwas andeuten; aber es bleiben dennoch nur schwache Bilder, die auf eine Person hindeuten. Vielleicht müssen wir unser Denken und unsere Vorstellung von diesen Bildern lösen, um sein Wesen besser erfassen zu können.

[1] Joh 16,7
[2] Joh 14,26
[3] 1 Kor 6,19-20

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.

Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.

Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.

Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.

Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.

(Augustinus)