Statue der Gottesmutter
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Begreift ihr, was ich an euch getan habe? (01.04.2021)

Am Hohen Donnerstag treffen wir den Meister an, wie er liebevoll die müden Füße seiner Apostel wäscht. Christus, der Gesalbte, neigt sich vor seinen Dienern und verrichtet an ihnen Sklavendienst. Er demütigt sich… freiwillig… aus Liebe.

Wer reinigte damals die Herren und Herrinnen? Es waren die Sklaven, die ihnen die Füße wuschen oder sie im Bad reinigten, vom Schmutz befreiten.

Wer trug die Lasten? Es waren die Sklaven, die dazu bestimmt waren, die Lasten ihrer Herren zu tragen, während sich die Herren – ebenfalls von Sklaven – in gepolsterten Sänften tragen ließen.

Wer musste Ungerechtigkeit schweigend ertragen? Es waren die Sklaven, die von ihren Herren ungerechte Strafen auferlegt bekamen.

Am Gündonnerstag nahm Jesus den Platz eines Sklaven ein und behandelte seine Jünger wie Herren. „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“, fragt Jesus, nachdem er ihnen die Füße gewaschen hatte. Diese Liebestat war ein Vorzeichen für das, was er in dieser Nacht und am kommenden Tag vollenden wird.

Jesus macht sich zu unserem Sklaven, der unseren Schmutz von der Seele waschen wird, der am Kreuzweg unsere Last auf sich nimmt, um uns davon zu befreien. Er wird wie ein Sklave die ganze Ungerechtigkeit ertragen, die man ihm in den folgenden Stunden antun wird. Der Gerechte wird für die Ungerechten sterben. Der Sohn des Allerhöchsten macht sich zum Sklaven, um uns aus der Sklaverei der Sünde zu befreien und zu Söhnen Gottes zu machen.

Ja, begreifen wir, was er für uns getan hat? Was in der Fußwaschung zeichenhaft begonnen hat? Begreifen wir auch, dass uns der Herr damit ein Beispiel gegeben hat? „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,14)

Jesus wusste, dass seine Apostel in dieser Nacht von Schwäche und Angst gepackt, ihn verlassen oder verleugnen würden. Er wusste, dass er in seiner schwersten Stunde allein sein würde. Aber er entzog ihnen, trotz dieses Wiessens, die Liebe nicht, sondern ging noch einen Schritt weiter und zeigte ihnen seine Liebe in einer konkreten Handlung.

So sollen auch wir handeln: Nicht nur jenen, von denen wir eine Erwiederung unserer Liebe erwarten können, sollen wir unsere Liebe erweisen. Umso weniger Liebe wir von einem Menschen erwarten können, umso mehr sollten wir ihm unsere Liebe zeigen. Dadurch wird der andere Gottes Erbarmen in uns aufleuchten sehen.

Seine Liebe drängte Jesus, seinen Tod vorwegzunehmen, und sich seinen Jüngern sakramental in der Gestalt des Brotes und Weinesbeim Letzten Abendmahl zu schenken. Damit hat sich für Jesus eine große Sehnsucht erfüllt. Seither geschieht bei jeder Kommunion dasselbe: Er und sein Vater kommen, um in uns Wohnung zu nehmen. (vgl. Joh 14,23) Wie Jesus am Gründonnerstag betonte: Wer „mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ (Joh 13,20)