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Bekehrung des heiligen Paulus (25.01.2015)

Das Lukasevangelium hat uns ein sehr tröstliches Wort des Herrn erhalten: „Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich.“ Nur Gott kann aus den größten Sündern die größten Heiligen machen. Dabei dachte Saulus gar nicht daran ein Sünder zu sein, war er doch ein gesetzestreuer Jude, der sich für seinen Gott ereiferte. Aber genau diese Treue zum Gesetz wurde ihm zum Verhängnis, denn für den Heiligen Geist war vorerst kein Platz in seinem Leben. Er lehrte und befolgte den Buchstaben, der tötet. (Vgl. 2 Kor 3,6) Sein Eifer zog eine Todesspur hinter ihm her: Er war es, vor dem man die Kleider des heiligen Stephanus ausbreitete; und er war es, der sich als erbitterter Feind der „verblendeten“ Christen bei den Hohenpriestern sozusagen „die Lizenz zum Töten“ erwarb. (Vgl. Apg 9,1ff) Die Apostelgeschichte berichtet: „Saulus aber versuchte die Kirche zu vernichten; er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein.“ (Apg 8,3) Alles geschah in guter Absicht, in der Meinung, seinem Gott einen Gefallen zu tun.

„Gott kennt euer Herz“ (Lk 16,15), sagte Jesus. Gott kannte auch das Herz des Saulus und wusste um seinen Eifer für ihn. Und er schenkte ihm Gnade, die wahre Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis. Um ihn verstehen zu lassen, dass nicht die Christen, sondern er selbst der Verblendete war, ging ihm Jesus, der Gute Hirte, nach und erschien ihm in hellem Licht. Christus offenbarte sich dem Saulus als der, den er verfolgte. Vom Licht des Himmels geblendet, fiel er vom Pferd und stürzte zu Boden. Man könnte sagen, dass Saulus nun auf dem Boden der Wahrheit angekommen ist, unsanft und deutlich genug, um sich der Wahrheit zu stellen. Nun war er, der Gelehrte, derjenige, der sich von seinen Begleitern führen lassen musste. „Ich habe verwundet; nur ich werde heilen.“, sprach Gott schon im Buch Deuteronomium. (32,39) Auch bei Saulus zögerte er nicht, Hananias wurde bereits vom Herrn informiert und beauftragt: „Steh auf und geh zur so genannten Geraden Straße und frag im Haus des Judas nach einem Mann namens Saulus aus Tarsus. Er betet gerade und hat in einer Vision gesehen, wie ein Mann namens Hananias hereinkommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sieht.“ (Apg 9,11-12) Hananias gehorchte und auf Gott vertrauend ging er dem einstigen Erzfeind der Christen entgegen. Und ihm die Hände auflegend sagte er: „Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist; du sollst wieder sehen und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen.“ (Apg 9,17-18)

Aus Saulus wurde in der Taufe ein neuer Mensch: Paulus.

Benedikt XVI. sagte dazu: „Das Ich selber, die eigene Identität des Menschen - dieses Menschen Paulus - ist verändert worden. Er existiert noch, und er existiert nicht mehr. Er ist durch ein "Nicht" hindurchgegangen und steht immerfort in diesem "Nicht". Ich, doch "nicht" mehr ich. Paulus beschreibt damit nicht irgendein mystisches Erlebnis, das ihm etwa geschenkt worden wäre und das uns im letzten allenfalls historisch interessieren könnte. Nein, dieser Satz ist Ausdruck dessen, was in der Taufe geschah. Das eigene Ich wird mir genommen und eingefügt in ein größeres, in ein neues Subjekt. Dann ist es wieder da, aber eben verwandelt, umgebrochen, aufgebrochen durch die Zugehörigkeit zum anderen, in dem es seinen neuen Existenzraum hat. (15. April 2006) Umkehr – viele muss Jesus auch heute noch vom sprichwörtlich gewordenen „hohen Ross“ fallen lassen. So mancher, der heute mit Jesus auf dem Weg ist, hat Saulus-Erfahrungen gemacht: tief gefallen, von Gott geheilt, vom Heiligen Geist erfüllt in den Dienst genommen. Sie sind durch die Gnade Gottes zu einem Paulus geworden, der sich von ihm führen und verwenden lässt für den Aufbau des Reiches Gottes. Umkehr – sie bleibt ein ganzes Leben lang ein Thema. Aber umso länger man mit Jesus auf dem Weg ist, umso niedriger sind gewöhnlich die Rösser, von denen wir fallen. Am Besten ist es wohl, sich demütig und bescheiden in das Fußvolk des Herrn einzureihen. Auch da kann man noch stolpern, aber der Boden ist beim Fußmarsch nicht mehr so weit entfernt…