Statue der Gottesmutter
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Bethlehem in Vorau (26.12.2012)

„In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.“, hörten wir im Weihnachtsevangelium. (Lk 2,8)

Am heutigen zweiten Weihnachtstag staunten wir Schwestern nicht schlecht, als ganz unerwartet vor unserer Haustür sozusagen „auf freiem Feld“ eine Schafherde lagerte. Genüsslich weideten die flauschigen Tiere auf unserer Hauswiese, die sich kurzerhand zu den Hirtenfeldern Bethlehems umgewandelt hatte.

„Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.“ (Lk 2,9-15)

Das haben auch wir bei der heutigen Krippenandacht gemacht. Wie die Hirten fanden auch wir „Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.“ (LK 2,16) Über dieses Kind sagte Benedikt XVI.: „Gott ist so groß, dass er klein werden kann. Gott ist so mächtig, dass er sich wehrlos machen kann und als wehrloses Kindlein auf uns zugeht, damit wir ihn lieben können. Gott ist so gut, dass er auf seinen göttlichen Glanz verzichtet und in den Stall herabsteigt, damit wir ihn finden können und so seine Güte auch uns berührt, uns ansteckt, durch uns weiterwirkt. Das ist Weihnachten: "Mein Sohn bist du; heute habe ich dich gezeugt." Gott ist einer von uns geworden, damit wir mit ihm sein, ihm ähnlich werden können. Er hat das Kind in der Krippe zu seinem Zeichen gewählt: So ist er. So lernen wir ihn kennen.“ (Predigt in der Heiligen Nacht, 25. Dezember 2005)

Zum kleinen Jesuskind hat sich auch in unserer Kapelle ein kleines Schäfchen (natürlich kein lebendiges) gesellt, das bei ihm Wache zu halten scheint. Die Schafe gehören zu Jesus, dem Guten Hirten, dessen Geburt die Propheten vorhersagten: „Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.“ (Mt 2,6) Vielleicht waren deshalb die Hirten auserwählt, die ersten zu sein, die sich um den neugeborenen Hirten Israels versammelten und ihn anbeteten. Verträumte Weihnachtslegenden erzählen häufig, dass auch die Schafe bei der Krippe weilten, in welcher Christus, das Lamm Gottes, lag. So weisen die ersten Besucher des Christkindes auf die Berufung des Sohnes Gottes hin, der für uns gleicherweise Opferlamm und Hirte wurde.

Die Herde, die heute auf unserem „Hirtenfeld“ übernachten wird, gehört einem Schäfer, der seine Schafe durch das Land treibt. Seine Route führt von Zeit zu Zeit durch Vorau. Zu sehen, wie die friedlich grasende Schar über das Land zieht, ist immer ein besonderes Erleben. Aber dieses Jahr haben sie uns eine zusätzliche Weihnachtsfreude bereitet.