Statue der Gottesmutter
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Birgitta von Schweden, Schutzherrin Europas (23.07.2016)

Am 07. Oktober 1391 wurde die heutige Europapatronin Birgitta von Schweden heiliggesprochen. Birgitta Birgersdotter,  geboren 1303 im schwedischen Finsta, in der Nähe von Stockholm, in der Provinz Uppland, gehörte dem Hochadel an.

Ihr Vater war der Großgrundbesitzer Birger Persson, der nicht nur Vorsitzender Richter in Uppland war, sondern auch zu den Mitgliedern des königlichen Reichsrates zählte. Ingeborg Bengtsdotter, Birgittas Mutter, entstammte dem Hochadel. Ihre familiären Wurzeln lagen im regierenden Königsgeschlecht. Ingeborg erlitt eines Tages Schiffbruch und wurde gerettet. Da erschien ihr die Heilige Jungfrau und prophezeite ihr, dass sie ein „seliges“ Kind zur Welt bringen wird.

Birgitta war von Anfang an ein frommes Kind und äußerte schon sehr früh den Wunsch Ordensfrau zu werden. Gerade erst sieben Jahre alt, erschien ihr die Gottesmutter und setzte ihr eine Krone auf ihr Haupt. Ein Jahr darauf erschien ihr Christus als Gekreuzigter. Aber nicht nur der Himmel bemühte sich um das fromme Mädchen, auch teuflische Ungeheuer streckten ihre Hände nach ihr aus. Birgitta aber bannte diese mit einem Kruzifix. Ihre Mutter starb, als das Mädchen elf Jahre alt war. Birgittas Vater verfolgte andere Interessen als seine Tochter, überhörte Birgittas Sehnsucht als auch das Werben Gottes um sie, und vermählte seine erst dreizehnjährige Tochter mit Ademar Ulf Gudmarsson. Birgittas 31-jähriger Ehemann war Landeshauptmann von Närke. Die frischvermählte Dreizehnjährige übernahm sogleich ihre Verantwortung als Haus- und Ehefrau auf der Burg von Ulvåsa unweit von Motala. Sie wurde Mutter von vier Söhnen und vier Töchtern. Zwei Kinder hatte sie am Grab zu beweinen: ihren zwölfjährigen Sohn Bengt und Gudmar, der im Alter von zehn Jahren starb. Eine Tochter, Ingeborg, wurde Zisterzienserin, Cäcilia wurde Dominikanerin. Ihre Standespflichten hielten die fleißige Mutter und Ehefrau nicht davon ab, sich sozial zu engagieren. Ihre Liebe wandte sie vor allem den aus der Gesellschaft ausgeschlossenen Frauen zu. Birgitta war beim Volk und im Adel sehr beliebt und erntete für ihr tugendhaftes Leben, ihre Wohltätigkeit und Frömmigkeit, Respekt und Hochachtung.

1335 wurde sie von König Magnus II. an den Hof gerufen, um Oberhofmeisterin seiner Gemahlin und Erzieherin der Königin Blanche von Namur zu sein. Vier Jahre später unternahm sie ihre erste Wallfahrt an das Grab des Heiligen Olaf in Nidaros (Trondheim). Danach zog sie sich vom Leben am Hof zurück.

Auf dem Rückweg von einer weiteren Wallfahrt nach Santiago de Compostella im Jahr 1341 erkrankte ihr Ehemann und war dem Tod nahe. Durch inbrünstiges Gebet wurde er wieder gesund. Er starb 1344 im Zisterzienserkloster in Alvastra. Birgitta hatte das Glück, über zwanzig Jahre lang mit einen gläubigen Mann verheiratet gewesen zu sein. Zwei Jahre lang blieb Birgitta in diesem Kloster, wo sie weitere Visionen hatte. Zunehmend verstand sie, dass Gott sie beruft als „Braut Christi“ und auch dazu, für ihn „Sprachrohr“ zu sein. Ab 1342 galten ihre Visionen nicht mehr ausschließlich ihr selbst, sondern auch der ganzen Christenheit. Zu diesem Zeitpunkt begann sie mit den schriftlichen Aufzeichnungen, die ihr Beichtvater ins Lateinische übersetzte, um sie besser verbreiten zu können. Birgitta lebte zwar wieder am Hof, führte jetzt aber ein Leben in strenger Askese und in der Zurückgezogenheit im Gebet.

1346 erhielt sie von Christus den Auftrag eine neue Ordensgemeinschaft zu gründen

In Vadstena, auf einem Grundstück, mit dem sie der König zu diesem Zweck im Testament bedacht hatte, baute sie ihr Kloster und gründete dort ihren „Orden des Allerheiligsten Erlösers“. Sie schrieb die Ordensregeln, die sie in ihren Visionen empfangen hatte, für die „Birgitten“, wie die Schwestern bald im Volksmund genannt wurden, nieder. Birgitta hatte ein gemischtes Kloster gegründete, in dem Schwestern und Priester als Klosterfamilie lebten. Sie sollten ein Symbol für die biblische Urgemeinde sein. Schon bald gehörten diesem Orden 60 Schwestern und 25 Priester und Brüder an.

Auch ihren Auftrag „Sprachrohr Gottes“ zu sein, führte sie noch im selben Jahr aus: Sie forderte Papst Clemens VI. auf, Avignon zu verlassen und nach Rom heimzukehren. Birgitta war eine Frau der Tat. So scheute sie nicht davor zurück, sich in die Politik des Königspaares einzumischen. In den Offenbarungen, die verbreitet wurden, kritisierte sie unerschrocken den Lebenswandel des Königs Magnus genauso wie den der Priester, Bischöfe und Laien. Ihre Botschaften waren ein Aufruf zur Umkehr.

Im Jahr 1349 brach sie, ihren Visionen gehorsam, nach Rom auf und ließ sich dort nieder – zu einer Zeit, in der bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten. Sie besuchte die sieben Pilgerkirchen Roms als Vorbereitung auf das Heilige Jahr 1350. Im selben Jahr folgte ihr ihre Tochter Katharina in die ewige Stadt, wo sie gemeinsam mit einigen Anhängern ein klösterliches Leben zu führen versuchten. Sie eröffneten ein Hospiz für schwedische Pilger und Studenten und ermöglichten Prostituierten einen Neuanfang. In diesen Jahren durchlebte Birgitta auch Glaubens- und Vertrauenskrisen. Enttäuschungen blieben der Heiligen nicht erspart. Die Visitation ihres Ordens zeichnete Birgitta als Klostermutter aus, woraufhin ihr vom Königspaar das Gut von Vadstena endgültig übertrug.

Immer wieder zog es Birgitta zu heiligen Stätten

Sie pilgerte 1352 nach Assisi, 1365 nach Süditalien bis Neapel. Sie besuchte angeblich alle italienischen Heiligenschreine der damaligen Zeit. Sie kämpfte unermüdlich um die Anerkennung ihres Ordens und erhielt diese 1370: Papst Urban V. genehmigte nach seiner Rückkehr aus dem Exil ein Frauen- und Männerkloster nach den Regeln des heiligen Augustinus in Vadstena. Doch ein Wermutstropfen blieb, die von Gott gegebene Regel wurde nicht anerkannt.

Der Friede lag der heiligen Birgitta am Herzen. Um ihn zu erreichen zögerte sie nicht, sich erneut in die internationale Politik einzumischen. Sie trat als Friedensstifterin im Hunderjährigen Krieg zwischen England und Frankreich auf und pochte beständig darauf, dass die Päpste nach Rom zurückkehrten, um den zunehmenden Verfall Roms aufzuhalten.

1372 pilgerte die mittlerweile 69-jährige mit ihren Söhnen und ihrer Tochter Katharina ins Heilige Land. Ihr Weg dorthin führte über Zypern, wo sie eine Zeit lang Ratgeberin der Königin Eleonore von Aragon war. Bei dieser Wallfahrt erkrankte ihr Lieblingssohn Karl und verstarb. Im Heiligen Land erfuhr Birgitta den Trost des Himmels und erhielt weitere Visionen über die Geschehnisse an den heiligen Stätten. Auf dem Rückweg begann Birgitta zu kränkeln.

Aus Jerusalem zurückgekehrt starb Birgitta von Schweden am 23. Juli 1373 in Rom, in ihrem Wohnsitz an der Piazza Farnese. 1374 kehrte die Heilige nach Schweden zurück: Ihre sterblichen Überreste wurden in ihr Kloster in Vadstena überführt. Fünf Jahre nach ihrem Tod wurde ihr Lebenswerk, das Gesamtkloster  für Frauen und Männer in Vadstena, der Erlöserorden mit seinen Ordensregeln von Papst Urban VI. bestätigt.

Birgitta hat an die 700 Visionen schriftlich festgehalten und verbreiten lassen

Sie hatten große Bedeutung für die Politik wie auch für die Kirche und waren gegen politische und moralische Missstände sowie den kirchlichen Zerfall gerichtet. 40 Gebete sind von ihr erhalten geblieben. Am bekanntesten sind wohl ihre Passionsbetrachtungen und die sogenannten „Birgittagebete“: 15 Gebete die in Verbindung mit 15 Vater unser und Ave Maria gebetet werden. An sie sind Verheißungen geknüpft. Weil die Verheißungen aber erst später beigefügt wurden und nicht auf die heilige Birgitta zurückzuführen sind, hielt der Heilige Stuhl in den Acta Apostolicae Sedis die Ortsbischöfe dazu an, ihre Verbreitung nicht zu gestatten. Dessen ungeachtet erfreuen sich diese „Birgitta-Gebete“ aber weiterhin großer Beliebtheit.

Mit Birgitta von Schweden hat uns Johannes Paul II. 1999 eine großartige Frau als Patronin für Europa gegeben: Mystikerin und Prophetin, Ehefrau und Mutter, Witwe und Ordensgründerin – das ist Birgitta. Sie ist eine Frau, die den Mut hatte, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und Missstände anzusprechen. Fromm und bodenständig, betend und caritativ tätig, dieses Vorbild hat sie uns gegeben und gezeigt, dass es möglich ist, ein kontemplatives Leben inmitten dieser Welt zu leben.

Was ist Gott anderes als Leben und Lieblichkeit,
leuchtendes Licht, unvergängliche Güte,
richtende Gerechtigkeit und heilendes Erbarmen?