Statue der Gottesmutter
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Christi Himmelfahrt (09.05.2013)

„Heute ist der Herr Jesus Christus in den Himmel aufgestiegen. Mit ihm steige auch unser Herz empor.“, sagte der heilige Augustinus von Hippo und forderte die Gläubigen in der Predigt zum heutigen Festtag auf, auf den Apostel Paulus zu hören, der sagte: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,1-2) Sich auf dieses Schriftwort stützend erklärte Augustinus: „Er ist aufgestiegen, aber nicht von uns gegangen. So sind auch wir mit ihm schon dort, wenn unser Leib auch noch nicht erfahren hat, was uns verheißen ist.“

P. Dr. Bernhard Vosicky OCist sagte in der heutigen Predigt: „Der Bräutigam sitzt zur Rechten des Vaters, als Gott und Mensch zugleich. Er hat sogar das menschliche Fleisch und Blut, seinen Leib, mitgenommen in den Himmel. In Gott und bei Gott hat auch der Leib, das menschliche Fleisch, das uns oft zur Schwäche und zur Sünde wird, Platz. Jesus nimmt in den Himmel sein Fleisch und sein Blut, seinen Leib mit. Christi Himmelfahrt ist ein wunderbares Fest, weil Gott uns armselige Menschen sehr ernst nimmt. Auch unser Leib, auch unser Fleisch und Blut, auch unser menschliches Dasein, haben einen Platz, einen Raum in Gott.“

In der Oration betet die Kirche heute: „Allmächtiger, ewiger Gott, erfülle uns mit Freude und Dankbarkeit, denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht. Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist.“

Lukas (24,51-52) berichtet von der Himmelfahrt Jesu: „Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder.“ Man fällt vor dem nieder, den man anbetet. „Damals wurde der Menschensohn auf höhere und heiligere Weise als Gottes Sohn anerkannt.“, beteuerte Leo der Große und führte seinen Gedanken weiter aus: „Als der Menschensohn sich in die Herrlichkeit der väterlichen Majestät zurückzog und auf unaussprechliche Weise begann, seiner Gottheit nach gegenwärtiger zu sein, während er seiner Menschheit nach in größere Ferne rückte. Damals wurde der Glaube der Gläubigen vertieft und begann mit geistigen Schritten zu ihm, dem Sohn, der dem Vater gleich ist, hinzutreten und die Berührung der körperlichen Natur, durch die er geringer ist als der Vater, nicht zu vermissen.“

Wer am Anfang seines Glaubensweges steht, genießt zumeist diese geistige Nähe Jesu. Aber im Laufe der Zeit, kann jene starke Präsenz Gottes in unserer subjektiven Wahrnehmung nachlassen. Jesus scheint sich von uns zu entfernen – und doch ist er oftmals gerade dann unserer Seele und unserem Herzen näher als je zuvor. Den Bräutigam der Seele zu vermissen und ihn mit Sehnsucht rastlos zu suchen wie die Braut im Hohen Lied gehört zum ganz normalen Reifeprozess einer Seele, die aufgebrochen ist, um bei Christus zu sein. Leo der Große nimmt hierzu Maria Magdalena, die den Auferstandenen berühren möchte, als Beispiel. Jesu Antwort, „Berühre mich nicht, denn ich bin noch nicht zu meinem Vater hinaufgegangen.“ (Joh 20,17), legt der heilige Leo folgendermaßen aus: „Damit will er [Jesus] sagen: Ich will nicht, dass du mich mit leiblichen Sinnen erkennst; ich verweise dich auf Höheres, ich bereite dir Größeres. Wenn ich zu meinem Vater aufgestiegen bin, wirst du mich vollkommener und wahrer betasten; dann wirst du wahrnehmen, was du nicht berührst, und glauben, was du nicht siehst.“ Wer auf dem geistlichen Weg voranschreiten will, muss Jesus in den Himmel auffahren lassen, damit diese Wandlung und Reifung des Glaubens vollzogen werden kann. Dann wird Jesus auch uns segnen und wir werden seine Herrlichkeit in neuer Weise erkennen und wir werden vor ihm niederfallen, um ihn anzubeten.