Statue der Gottesmutter
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CHRISTI HIMMELFAHRT – die Stunde seiner Freude (29.05.2014)

Christi Himmelfahrt, heute als Hochfest gefeiert, war für die elf Apostel kein Fest, sondern ein äußerst emotionales Erlebnis. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nahmen sie Abschied von ihrem Meister, der sie dreieinhalb Jahre in ihrem geistlichen Leben formte und durch Lehre und Vorbild zu den ersten Priestern im Bischofsamt der Kirche ausbildete. Zum Abschied erteilte Jesus seinen Jüngern einen Sendungsauftrag:

„Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19-20)

Angst, Furcht, Zweifel, Hoffnung und Freude – ein ganzes Gefühlschaos musste sich wohl auf den Gesichtern der Apostel widerspiegeln. Noch waren sie nicht vom Heiligen Geist erfüllt, noch waren sie verschreckt von den Begebenheiten der letzten Wochen.

Der Messias war zwar wieder auferstanden, aber die Welt um sie herum war in Aufruhr und suchte die Auferstehung zu leugnen. In diese Welt hinein wurden diese elf Männer nun gesandt. Wie zum Trost versicherte Jesus ihnen:

„Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

Jesus ging fort von ihnen, ohne sie zu verlassen. In der poetischen Gedankenwelt des heiligen Romanus Melodos wurde diese Abschiedsszene lebendig. Im Hymnus 48 erzählt er: „Der Herr fügte den Aposteln mit diesen Worten großen Schmerz zu. Vielleicht weinten sie sogar und fragten: Du gehst fort von uns, du lässt die allein, die dich lieben?... Das macht uns Angst, denn wir wollen immer bei dir sein. Wir suchen dein Angesicht…; du bist der Herr und sonst niemand (Ps 27,8; Jes 45,5). Geh nicht fort von denen, die dich lieben, bleib bei uns und sag: Ich lasse euch nicht allein: ich bin mit euch, und wer ist dann gegen euch… Der Herr vernahm die Klagen derer, die ihn liebten, und tröstete sie wie ein Vater seine Söhne tröstet: Weint nicht, meine Freunde, denn jetzt ist nicht die Zeit der Tränen… Es ist die Stunde meiner Freude: um heimzugehen zu meinem Vater, nehme ich die Flügel und ruhe dann in meinem Zelt (Ps 139,9). Ich habe aus dem Firmament ein Zelt gemacht…, wie Jesaja gesagt hat: Wie einen Schleier spannt Gott den Himmel aus, er breitet ihn aus wie ein Zelt zum Wohnen (Jes 40,22). Gott hat zu den Seinen gesagt: Ich lasse euch nicht allein: ich bin mit euch, und wer ist dann gegen euch?“ Romanus holt noch weiter aus, um der Freude Christi Ausdruck zu verleihen: „Seid jetzt also fröhlich und strahlt vor Freude, macht ein fröhliches Gesicht, singt ein neues Lied (Ps 98,1); denn alles, was geschehen wird, geschieht für euch. Aus Liebe zu euch bin ich hierher herabgekommen und überallhin gegangen, um euch Freude zu machen und um von euch aufgenommen zu werden. Und eben aus Liebe zu euch kehre ich in den Himmel zurück, um den Platz zu bereiten, wo ich mit euch sein soll, denn:

„Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ (Joh 14,2)

… Ich gehe also, um euch eine Wohnung zu bereiten und euch darin aufzunehmen, und ich lasse euch nicht allein: ich bin bei euch, und keiner wird sich gegen euch stellen.“

Auch für uns ist Jesus zum Vater heimgekehrt, um uns jene Wohnungen zu bereiten, die er verheißen hat. Christi Himmelfahrt – die Stunde seiner Freude – ist zugleich ein Anlass zur Freude für uns. Denn wenn wir einmal die Welt verlassen, werden wir im Himmel eine neue Heimat finden, die Jesus selbst uns bereitet hat. Zudem ermöglichte Christi Auffahrt in den Himmel das Kommen des Heiligen Geistes, der zehn Tage nach der Himmelfahrt, am Pfingstfest ausgesandt wurde, und nun für immer bei uns bleibt, um uns zu führen und zu leiten.