Statue der Gottesmutter
Menü

Christi Himmelfahrt (17.05.2012)

In vielen alten Kirchen kann man in der Kirchenkuppel ein großes Loch sehen. Dieses Loch diente unter anderem dazu, die Himmelfahrt Christi dem Volk plastisch vor Augen zu führen, indem eine Statue des Auferstandenen durch dieses Loch emporgezogen wurde. Dazu gibt es die bekannte Anekdote, in der erzählt wird, dass in einer Pfarre einmal ein kleines Missgeschick passiert ist: Beim Hochziehen des Auferstandenen fiel die Statue zu Boden und zerbrach. Der Messner ließ sich dadurch nicht stören und bewahrte Fassung. Gelassen holte er einen Kübel, fasste die Scherben in den Eimer, band denselben an die Schnur und zog auf diese Weise den Auferstandenen gen Himmel mit den Worten: „Aufi muas a!“

So ist es, Christus musste in den Himmel hinaufsteigen. Denn er sagte: „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.“ (Joh 16,7)

Wir müssen loslassen lernen, um Neues empfangen zu können. Wäre Jesus nicht in den Himmel aufgefahren, gäbe es kein Pfingsten, denn der Heilige Geist wäre nicht gesandt worden. Bevor Jesus in den Himmel auffuhr, hat er die Jünger ein letztes Mal gesandt, allen Geschöpfen auf der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden.

„Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet!“, sagte Jesus. Und er sprach weiter: „Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.“ (Mk 16,17-18) Der Glaube an Christus und an die Macht seines Namens verleiht uns jene Vollmacht, die die Gesetze der Natur aufheben kann. Bei Markus (11,23) lesen wir dazu Jesu Wort: „Amen, das sage ich euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen.“ Viele haben heute den wahren Glauben verloren oder Christus noch gar nicht gefunden. Deshalb hat Papst Benedikt XVI. ein Jahr des Glaubens ausgerufen, das mit dem 11.10.2012 beginnen wird. Mit dem Apostolischen Schreiben „Porta fidei“, das in Form eines „Motu Proprio“ herausgegeben wurde, zeigt, dass es dem Papst ein Herzensanliegen ist, dass die Menschen den Glauben an Gott wieder neu entdecken und vertiefen.

Im Tagesevangelium heißt es weiter: „Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“ (Mk 16,9) Der Dominikaner Johannes Tauler (1300-1361) ermahnte seine Zuhörer in der Predigt: „Die Glieder des Leibes Christi müssen ihrem Herrn, ihrem Haupt, folgen, der heute in den Himmel aufgestiegen ist. Er ging hin, um einen Platz für uns vorzubereiten (vgl. Joh 14,2), uns, die wir ihm nachfolgen, damit wir wie die Braut des Hohenliedes sagen können: „Zieh mich her hinter dir“ (1,4)“ Danach stellte Tauler die entscheidende Frage: „Wollen wir ihm nachfolgen?“, und stellte dazu fest, dass wir um in den Himmel zu kommen „den ganz gleichen Weg“ wie Jesus gehen müssen, „den er uns dreiunddreißig Jahre lang aufgezeigt hat: einen sehr bitteren Weg der Armut und Entäußerung. … denn er selber ist der Weg, er und kein anderer (Joh 14,6).“ Johannes Tauler vergleicht Jesus mit einem Magneten, der Eisen anzieht und sagt über Jesus: „So zieht der liebenswürdige Christus alle Herzen an sich, die er berührt hat. Das von der Kraft des Magneten erfasste Eisen wird über seine natürlichen Möglichkeiten hinausgehoben, es folgt dem Magneten  und wird von ihm emporgezogen, was ganz gegen seine Natur ist. Deshalb lassen alle, die tief in ihrem Herzen von Christus berührt sind, alle Freude und alles Leid los. Sie sind über sich selbst zu Christus erhoben.“

Lassen wir uns täglich neu von Christus an sein für uns geöffnetes Herz ziehen. Besuchen wir Jesus im Tabernakel so oft es uns möglich ist, damit er uns mit seinem Heiligen Geist erfüllt. So werden wir stets kraftvolle Zeugen der Auferstehung und des Heiles sein.