Statue der Gottesmutter
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Das Kreuz ist mein Buch (14.09.2021)

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„Das Kreuz ist mein Buch. Ein Blick auf das Kreuz lehrt mich in jeder Lage, wie ich mich zu verhalten habe.“ Diese Erkenntnis stammt vom heiligen Konrad von Parzham, dem einfachen Pfortenbruder, der sich in diesem Dienst an Gott und den Menschen geheiligt hat.

Was lehrt uns das Kreuz? Zunächst die Hingabe an den Willen des Vaters. Unser eigentliches Kreuz ist der Wille Gott Vaters, dem wir uns uneingeschränkt hingeben sollen. Sein Wille mag nicht immer mit unseren Vorstellungen konform gehen, aber er ist ausnahmslos gut. Gott hat nur unser Heil, unser Glück, im Sinn.

Während wir oftmals erkennen müssen, dass wir unser ganzes Bestreben auf ein kurzes vergängliches Glück setzen, hat Gott unsere ewige Glückseligkeit im Sinn. Und um dieses ewigen Glückes willen, wird uns gelegentlich ein Opfer abverlangt, das uns zu schwer erscheint. In diesem Fall dürfen wir auf Jesus schauen, wie er im Ölgarten mit Todesangst erfüllt darum rang, seine Ängste dem Willen des Vaters zu unterwerfen.

Gott erwartet sich von uns nicht, dass wir nie gegen seinen Willen aufbegehren, so wie sich Eltern wünschen, dass ihre Kinder tun, was ihnen gesagt wird. Es ist nicht immer leicht, den Eigenwillen hinten anzustellen. Selbst Jesus musste den Gehorsam durch bitteres Leiden lernen.

Gott erwartet sich aber, dass wir täglich darum ringen, seinen Willen zu tun. Und dabei geht es nicht um besondere Leistungen in der Hingabe, wie etwa die Kreuzigung bei Jesus. Nein, es geht in erster Linie darum, nicht zu sündigen. Das kann uns gelegentlich viel abverlangen, wenn wir Versuchungen verspüren.

Eine sehr häufige Versuchung ist etwa das Aussprechen einer Beleidigung. Wie leicht geht uns ein böses Wort über die Lippen – und wie schwer ist es manchmal, diese Worte um der Liebe und Barmherzigkeit willen zurückzuhalten.

Noch schwerer wird es, wenn wir darum ringen, böses Worte in gute, wohlwollende Zusagen umzuwandeln. Dasselbe gilt auch für unsere Blicke und Gesten. Nicht immer ist es einfach, sie im Zaum zu halten. Immer, wenn wir uns bemühen, nicht zu sündigen, dürfen wir sicher sein, dass wir im Willen Gottes handeln.

 

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Vom Kreuz Jesu können wir ablesen, dass sich der Herr für uns geopfert hat. Wir lesen in diesem „Buch“, das die heilige Helena für uns gefunden hat, dass wir zum Opfer bereit sein sollen. Hier ist neben den täglichen kleinen Opfern – Aufgaben, die uns schwerfallen – vor allem das Opfer der stellvertretenden Hingabe zu verstehen. Es geht nicht um uns selbst. Der Blick muss auf unsere Mitmenschen fallen. Wir müssen lernen, bereit zu sein, Ungerechtigkeit in Liebe zu ertragen und zu tragen, als Sühne, als stellvertretende Wiedergutmachung der Schuld derer, die mit uns gehen. Opfer dienen als Liebesbeweis. Und gerade diese Liebe ist es, die die Schuld Gott gegenüber wieder gut macht.

Wir nennen das Buße, wenn es um unsere eigene Schuld geht, und Sühne, wenn es sich um die Schuld anderer handelt. Das Opfer als Gabe wird erst durch die Liebe zu Gott möglich und rein. Der christliche Maler Vincent van Gogh sagte: „Man soll lieben, soviel man kann, und darin liegt die wahre Stärke, und wer viel liebt, der tut auch viel und vermag viel, und was in Liebe getan wird, das wird gut getan.“

Vom Buch unseres Lebens können wir ablesen, wie wir uns hingeben sollen: in Demut und Frieden! Wenn wir Jesus am Kreuz betrachten, so scheint sich sein Schmerz im Frieden augelöst zu haben, durch seine demütige Liebe. Demut, der Mut zum Dienen, erfüllt den Dienenden mit einer stillen Freude und ordnet den Menschen in die Schöpfung ein. Das wiederum führt uns in den Frieden mit Gott und den Menschen.

Es ist die Demut, die uns versöhnt, uns zu „Söhnen Gottes“ macht. Der demütige Pfortenbruder Konrad konnte mit ganzem Herzen sagen: „Es geht mir immer gut. Ich bin immer glücklich und zufrieden in Gott; ich nehme alles mit Dank von dem lieben Himmelsvater an, sind es Leiden oder Freuden. Er weiß ja, was uns das Beste ist, und so bin ich immer glückselig in Gott.“

Das Kreuz lehrt uns einen dreistufigen Weg in die Tiefe des Herzens Gottes: Wir kommen von der Hingabe zur Liebe und letztlich zur Demut. Vom „ICH gebe mich hin“ zum „aus Liebe zu dir und den Menschen“ hin zum „Du bist Herr meines Lebens!“

Die Hingabe ist der Anfang, die Liebe der Weg, die Demut, welche in die Vergebung mündet, ist die Vollendung der liebenden Hingabe.

Bei Jesus sehen wir, dass zwischen dem Akt der Hingabe am Ölberg und der vollendeten, alles verzeihenden Demut am Kreuz, ein langer, beschwerlicher und kräfteraubender Kreuzweg liegt. Wenn wir unser gesamtes Leben als Kreuzweg bezeichnen wollen, so müssen wir auch feststellen, dass wir innerhalb dieses „großen Kreuzweges“ viele kleine Kreuzwege zu gehen haben.

Ständig gelangen wir an Weggabelungen, die von uns in den einzelnen Situationen eine Entscheidung für die Hingabe an den Willen Gottes verlangen. Danach erfolgt die Ausführung der Hingabe durch vertrauensvolle Liebe und schließlich gelangen wir in die Haltung der Demut, in der wir uns dem Willen Gottes ganz eingefügt haben und ihm ähnlich geworden sind – ähnlich in der verzeihenden Liebe. Ist uns das mit Hilfe der göttlichen Gnade gelungen… stehen wir sicher wieder vor dem nächsten Scheideweg – und der Prozess beginnt von Neuem.

Hingabe, Liebe und Demut sind die drei großen Kapitel im Buch des Lebens. Diese Kapitel haben mehrere Unterkapitel, die wir durch betrachtendes Gebet erforschen können und sollen. Dabei hilft es uns, wenn wir ein Kreuz in die Hand nehmen und still auf Jesus schauen. Das, was wir sehen, wird auf uns übergehen. Seine Haltung, seine Liebe, wird sich allmählich in uns wiederspiegeln.

14. September: Fest Kreuzerhöhung

Schon im 5. Jahrhundert pflegte man in Jerusalem am Tag nach dem Kirchweihfest der von Kaiser Konstantin erbauten Auferstehungskirche (13. September 335) dem gläubigen Volk das Kreuzesholz zu zeigen. Daraus entstand das heutige Fest, das in allen orientalischen Kirchen feierlich begangen wird. Im 7. Jahrhundert wurde es auch in Rom eingeführt. (Direktorium Graz-Seckau, S 209)

Gefunden wurde das wahre Kreuz Christi von der heiligen Helena. Dieses Kreuzesholz verehren wir heute noch in unzähligen Reliquien.

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Gebet vor dem Kreuz

Jesus, du hast das Leiden
aus Liebe angenommen,
und so ist es
zum erlösenden Leiden geworden.

Wir danken dir für deine Wunden
und für die drei Stunden Todesagonie.

Wir danken dir
für dein Wort am Kreuz
mit dem du uns Maria zur Mutter
gegben hast;
„Siehe deine Mutter“ (Joh. 19,27)

Wir danken dir für dein Wort
am Kreuz, mit dem du uns zeigst,
was Verzeihen ist:
„Vater, vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun! (Lk 23,34)

In dieser Stunde kommen wir
vor dein Kreuz und bringen dir
alle unsere Leiden dar:
die Leiden der Familien,
der Kirche und der Welt.

Wir wissen: Du, o Jesus, wirst uns erlösen.

Maria, du liebende Mutter
unter dem Kreuz,
bitte jetzt mit uns und für uns:

Durch das Kreuz,
dieses Zeichen des Heiles,
möge uns der allmächtige Gott
von allem Einfluss des Bösen befreien!
Durch das Kreuz,
dieses Zeichen des Sieges,
möge der allmächtige Gott
alle befreien, die unter dem Einfluss
des Bösen leiden!

Durch dieses heilige Kreuz möge uns Gott alle notwendigen Gnaden schenken: die Gnaden der Versöhnung und des Friedens, der Liebe, des Glaubens und der Heilung.

Es segne und behüte uns alle
durch dieses Zeichen des Kreuzes
der allmächtige Gott,
der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist. Amen.

Aus „Handbuch für Medjugorje-Pilger“ Gebetsaktion Medjugorje, Wien

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