Statue der Gottesmutter
Menü

Das leidende Fleisch Christi berühren (11.02.2022)

© pixabay free

30. Welttag der Kranken

Am Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes findet seit 30 Jahren der Welttag der Kranken statt. Diese Initiative hat der heilige Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen, um der Kirche und der Welt die Notwendigkeit für die Kranken und deren Pflegenden zu beten, bewusst zu machen.  Jesus selbst hat ja erklärt: „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Mk 2,17) Sünder sind alle Menschen. Alle, ausgenommen der Gottesmutter, sind von der Sünde Verwundete und bedürfen der Zuwendung Gottes.

Krankehit selbst existiert erst seit dem Sündenfall, der uns den Tod, und mit ihm die Krankheit, brachte. Jede Krankheit ist eine Folge dieses Sündenfalles. Jesus ist gekommen, um der Menschheit das Heil zu bringen als das Lamm Gottes, das all unsere Sünden auf sich nahm und all unsere Krankheit getragen hat. (vgl. 1 Joh 2,2 und Jes 53,4)

Jesaja spricht von Jesus, wenn er sagt: „Er hat den Tod für immer verschlungen und GOTT, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde.“ (Jes 25,8) im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, beschreibt uns der Apostel Johannes, was er in einer Vison gesehen hatte: „Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“ (Off 7,17) Und gegen Ende des Buches hält er nochmals fest: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ (Off 21,4)

So haben in Jesus alle Menschen die Hoffnung auf das ewige Heil. Denn alle sind Sünder und alle tragen Krankheiten in sich. Alle sind Verwundete und Jesus wird diese Wunden verklären, wenn wir es ihm erlauben.

Die Botschaft zum diesjährigen 30 Welttag der Kranken steht unter dem Motto: »Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!« (Lk 6,36). Und sie beinhaltet den Aufruf: „Steht denen bei, die auf einem Weg der Nächstenliebe leiden.“ Papst Franziskus weist in der Botschaft darauf hin, dass Gott immer ein Vater ist, der liebend auf uns schaut, auch wenn wir oft weit von ihm entfernt sind: „Die Barmherzigkeit ist in der Tat der Name Gottes schlechthin, die ihr Wesen nicht in Form eines gelegentlichen Gefühls zum Ausdruck bringt, sondern als eine Kraft, die in allem, was er tut, präsent ist. Sie ist Stärke und Zärtlichkeit zugleich. Deshalb können wir mit Staunen und Dankbarkeit sagen, dass die Barmherzigkeit Gottes sowohl die Dimension der Vaterschaft als auch die der Mutterschaft in sich trägt (vgl. Jes 49,15), denn er kümmert sich um uns mit der Kraft eines Vaters und der Zärtlichkeit einer Mutter, immer darauf bedacht, uns neues Leben im Heiligen Geist zu schenken. Der größte Zeuge für die barmherzige Liebe des Vaters gegenüber den Kranken ist sein einziger Sohn.“

Die Evangelisten berichten darüber, dass Jesus sich besonders der Kranken und Leidenden angenommen hatte. Jesus heilte alle Krankheiten und Leiden, sagt Matthäus. (Mt 4,23) Diese Gabe der Heilung schenkte der Herr auch seinen Aposteln, die neben der Verkündigung ihr Augenmerk ganz besonders auf die Kranken legen sollten. Die Heilungen waren der beste Beweis, dass Gott ein Gott des Mitleids und des Erbarmens ist. Viele standen von ihrer Krankheit geheilt auf und das erste, das sie taten, war: Gott zu preisen!

Bei anderen hat es hingegen keine geistliche Wirkung hervorgebracht. Man denke hier an die 10 geheilten Leprakranken, von denen nur einer zu Jesus zurückgekehrt war, um ihm für das Geschenk der Heilung zu danken.

Der Heilige Vater erklärt und ermahnt: „Wenn ein Mensch durch Krankheit Gebrechlichkeit und Leid am eigenen Leib erfährt, wird auch sein Herz schwerer, die Angst wächst, die Fragen mehren sich, und die Frage nach dem Sinn hinter allem, was geschieht, wird dringlicher. Wie können wir in diesem Zusammenhang nicht an die vielen kranken Menschen denken, die in dieser Zeit der Pandemie die letzte Etappe ihres Lebens in der Einsamkeit einer Intensivstation verbracht haben, sicherlich betreut von großherzigem medizinischem Personal, aber weit weg von ihren engsten Angehörigen und den wichtigsten Menschen in ihrem irdischen Leben? Deshalb ist es so wichtig, Zeugen der Nächstenliebe Gottes an unserer Seite zu haben, die nach dem Beispiel Jesu, der Barmherzigkeit des Vaters, das Öl des Trostes und den Wein der Hoffnung auf die Wunden der Kranken gießen.“

© pixabay free

Papst Franziskus wendet sich in seinem Schreiben auch an die Menschen, die im Gesundheitswesen ihren Dienst versehen. Zu ihnen sagt er: „Ihr Dienst an den Kranken, den Sie mit Liebe und Kompetenz ausüben, geht über die Grenzen Ihres Berufs hinaus und wird zu einer Sendung. Ihre Hände, die das leidende Fleisch Christi berühren, können ein Zeichen für die barmherzigen Hände des Vaters sein. Seien Sie sich der großen Würde Ihres Berufs bewusst, aber auch der Verantwortung, die er mit sich bringt.“

Auch der Wissenschaft gegenüber bringt der Heilige Vater seinen Dank zum Ausdruck, die sich für das Heil der Menschheit einsetzt, um neue therapeutische Wege zu finden, welche Leiden heilen oder lindern können. Er sieht in diesen wissenschaftlichen Fortschritten ebenfalls das liebende Wirken Gottes, der der leidenden Menschheit auch auf diesem Weg zu Hilfe kommt. Zugleich weist der Papst die Wissenschaftler auf einen wichtigen Aspekt hin: „Der Patient ist immer wichtiger als seine Krankheit, und deshalb kann jeder therapeutische Ansatz nicht darauf verzichten, dem Patienten, seiner Geschichte, seinen Ängsten und Befürchtungen zuzuhören. Auch wenn es nicht möglich ist zu heilen, ist es immer möglich zu pflegen, es ist immer möglich zu trösten, es ist immer möglich, den Patienten eine Nähe spüren zu lassen, die das Interesse an der Person noch vor ihrer Pathologie zeigt. Deshalb hoffe ich, dass die Ausbildung des Gesundheitspersonals zum Zuhören und zu menschlichen Beziehungen befähigt.“

© pixabay free

Pflegeeinrichtungen sollen Häuser der Barmherzigkeit, Herbergen des Barmherzigen Samariters, sein, vermerkt der Heilige Vater und führt weiter aus: „Barmherzig wie der Vater, haben viele Missionare die Verkündigung des Evangeliums mit dem Bau von Krankenhäusern, Behandlungszentren und Pflegeeinrichtungen verbunden. Dies sind wertvolle Werke, durch die die christliche Nächstenliebe Gestalt angenommen hat und die Liebe Christi, die von seinen Jüngern bezeugt wurde, glaubwürdiger geworden ist. Ich denke dabei vor allem an die Menschen in den ärmsten Teilen der Welt, wo man manchmal weite Strecken zurücklegen muss, um Behandlungszentren zu finden, die trotz begrenzter Mittel das anbieten, was verfügbar ist. Es gibt noch viel zu tun, und in einigen Ländern ist eine angemessene Behandlung nach wie vor ein Luxus.“

Franziskus betont die Wichtigkeit der katholischen Gesundheitseinrichtungen: „Sie sind ein kostbarer Schatz, den es zu bewahren und zu unterstützen gilt; ihre Präsenz hat sich in der Geschichte der Kirche durch ihre Nähe zu den ärmsten Kranken und den am meisten vergessenen Situationen ausgezeichnet. Wie viele Gründerinnen und Gründer von Ordensfamilien haben den Hilferuf ihrer Brüder und Schwestern gehört, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben oder schlecht behandelt werden, und haben ihr Möglichstes getan, um ihnen zu helfen! Auch heute noch ist ihre Anwesenheit selbst in den fortschrittlichsten Ländern ein Segen, denn sie können nicht nur die Sorge um den Leib mit all der notwendigen Kompetenz anbieten, sondern immer auch jene Nächstenliebe, bei der die Kranken und ihre Familien im Mittelpunkt stehen. In einer Zeit, in der die Wegwerfkultur weit verbreitet ist und das Leben nicht immer als würdig anerkannt wird, um angenommen und gelebt zu werden, können diese Strukturen als Häuser der Barmherzigkeit beispielhaft sein, indem sie selbst die zerbrechlichste Existenz von ihrem Anfang bis zu ihrem natürlichen Ende schützen und pflegen.“

© pixabay free

Als Vorauer Marienschwestern sind wir sehr dankbar, dass unsere Gründerin, deren Begräbnistag der heutige Welttag der Kranken ist, auf Gottes Ruf geantwortet und sich liebevoll um die Kranken und Bedürftigen ihrer Zeit angenommen hat. Ihr Wirken in ihrer „Barbara Sichartersche Krankenanstalt“, die 1876 bewilligt wurde, lebt heute im Marienkrankenhaus in Vorau fort. Dem Wunsch der Gründerin entsprechend sollte dieses Spital zum „Heil und Trost der Kranken“ betrieben werden. Gemeinsam mit ihren Schwestern hat Barbara Sicharter damals den Grundstein für die Pflege unzähliger Menschen gelegt. Heute dürfen wir dafür sorgen, dass die Kranken und Angehörigen neben fachlicher Kompetenz und Betreuung auch ein Stück weit „Heil und Trost“ für ihre Seele erfahren dürfen.

Zum Abschluss der Botschaft zum 30. Welttag der Kranken richtet sich der Heilige Vater an uns mit den Worten: „Wie viele kranke und alte Menschen leben zu Hause und warten auf Besuch! Der Dienst des Trostes ist die Aufgabe eines jeden Getauften, eingedenk der Worte Jesu: »Ich war krank und ihr habt mich besucht« ( Mt 25,36). Liebe Brüder und Schwestern, der Fürsprache Marias, dem Heil der Kranken, vertraue ich alle Kranken und ihre Familien an. In Vereinigung mit Christus, der den Schmerz der Welt auf sich nimmt, mögen sie Sinn, Trost und Zuversicht finden. Ich bete für alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens, dass sie, reich an Barmherzigkeit, den Patienten zusammen mit einer angemessenen Pflege ihre geschwisterliche Nähe anbieten mögen. Euch allen erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.“