Statue der Gottesmutter
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Denn er hat seinen Engeln befohlen… (02.10.2019)

„Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen.“ Dieses Wort des Heiligen Basilius ist Teil der Lehre des Katechismus geworden. (KKK 336) Damit wissen wir, dass wir nie allein sind; dass wir immer einen guten Freund an der Seite haben. Schon im Buch Exodus finden wir den Vers: „Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.“ (Ex 23,20 ff)

Vermutlich haben wir gar keine Ahnung, wie oft uns unser Schutzengel beisteht. Er drängt sich ja nicht auf. Aber er ist da und nimmt seinen Auftrag, uns zu Gott zu führen, sehr ernst. Der heilige Thomas von Aquin sagte einmal: „Nicht jeder, der von einem Engel erleuchtet wird, erkennt, von wem er erleuchtet wird.“ So bleibt er unbemerkt an unserer Seite, obwohl wir mit ihm eine ganz besondere Freundschaft pflegen könnten. Eine solch bemerkenswerte Freundschaft pflegte der heilige P. Pio schon von Kindesbeinen an. Er machte sich zu einem „fügsamen und biegsamen Instrument“ in den Händen seines Schutzengels. Sein Biograf Arni Decorte berichtet darüber: „Der Engel hatte die Gestalt eines Kindes angenommen und war für ihn sichtbar geworden… Für P. Pio als Kind, war der Engel ein Spielgefährte gewesen… Er hatte einen vom Himmel herabgestiegenen Gefährten, der seine Jugend erfreute und in seinem Herzen die Sehnsucht nach dem Paradies entfachte.“

Johannes Paul II wies darauf hin, dass die Engel keinen Körper haben: „Sie können allerdings unter bestimmten Umständen aufgrund ihrer Sendung zugunsten des Menschen in sichtbarer Gestalt erscheinen.“ Angesichts der herausragenden Sendung P. Pios war es wohl notwendig, dass er mit seinem Engel sozusagen von „Angesicht zu Angesicht“ reden konnte.

Der heilige Engel wich nie von des Paters Seite, auch nicht in seinen Kämpfen gegen die Mächte der Finsternis. „P. Pio“, erzählt Decorte weiter, „hat ihm daher eine zärtliche und vertrauende Vereherung gewidmet, die sozusagen die Distanz zwischen ihnen aufhob, und die P. Pio fast zu einem Engel oder aus dem Engel fast einen Menschen machte. Mit den Jahren nahm die gegenseitige Abhängigkeit der beiden voneinander in dem Maße zu, in dem der verehrungswürdige Pater den Grad der Heiligkeit, zu dem Gott ihn berufen hatte, erklomm. Die Mission, die der Engel für P. Pio hatte, nahm manchmal ungewöhnliche Formen an; immer hatte sie das Ziel, die Listen Satans zu durchkreuzen.“ So berichtet sein Biograf, dass der Schutzengel P. Pio half, Briefe in ihm unbekannten Sprachen zu lesen oder zu schreiben. P. Pio sagte dazu: „Die himmlischen Wesen besuchen mich immerzu, und wenn die Aufgabe eines Engels an sich schon groß ist, so muss der meine noch mehr leisten, denn er muss mich in den Fremdsprachen unterrichten.“

Sein heiliger Engel übernahm auch den Weckdienst. Das erlaubte dem heiligen Priester einen ruhigen Schlaf – in der „Erwartung, dass der kleine Freund meiner Kindheit mich wecken kommt, um mit mir zusammen unserem Herzensgeliebten das Morgenlob zu singen.“ Das können auch wir tun. Wir können alles mit unserem heiligen Schutzengel zusammen tun: beten, Gott loben und die Kämpfe unseres Lebens bestreiten. Er wird uns helfen. Es ist sein Beruf, uns zu dienen. Es ist seine Berufung, nur für uns da zu sein.

Nicht nur wir Menschen haben einen Engel. Auch über Orten und Ländern wachen Engel. So hat sich in Fatima der Engel von Portugal den Seherkindern zu erkennen gegeben. Der jüdische Talmud geht sogar noch weiter, indem er behauptet: „Jeder Grashalm hat seinen Engel, der sich über ihn beugt und ihm zuflüstert: Wachse, wachse!“

Wenn wir uns unserem Schutzengel zuwenden, so nur, um Gott besser dienen zu können, denn die heiligen Engel sind erprobt in der Liebe und Treue zu Gott. Ein Jesuitenpater, Adolf Rodewyk, sagte einmal: „Wir verlassen nicht Christus, um den Engeln zu dienen, sondern wollen gerade durch die Engel zu Christus hingeführt werden.“ Die Dominikanerin, Sr. Maria Regina Most, verfasste jene Zeilen, die Rodewyks Worte unterstreichen: „In deine lieben Hände lege ich meine ohne Bangen, nimm du mich mit, du weißt den Weg, den er gegangen.“

Diese „dienstbaren Geister“ hat Gott uns zur Seite gestellt, weil er uns unsagbar liebt. Weil er nicht möchte, dass wir den Weg in den Himmel verfehlen. So sehr sehnt sich Gott nach jeder einzelnen Seele, dass er ihr seinen Boten sendet, damit sie heil und ohne Umwege an sein Herz zurückfindet. Ein Sprichwort stellt die Frage, wieviele Engel es gibt. Und die Antwort lautet: „Einer, der unser Leben verändert, genügt völlig!“ Deshalb rät der heilige Franz von Sales: „Mache dich mit den Engeln vertraut und betrachte sie im Geiste, denn auch wenn man sie nicht sieht, sind sie doch bei dir.“

Es wird ein Engel dir gesandt

Es wird ein Engel dir gesandt, um dich durchs Leben zu begleiten.
Er nimmt dich liebend an der Hand und bleibt bei dir zu allen Zeiten.
Er kennt den Weg, den du zu gehen hast, und trägt mit dir der Erde Leid und Last.
Es wird ein Engel dir gesandt, dem sollst du dich gern anvertrauen.
Auf ihn soll stets und unverwandt das Auge deiner Seele schauen.
Er trägt zu deinem Schutz das Schwert des Herrn und ist dir nie mit seiner Hilfe fern.
Es wird ein Engel dir gesandt, dem sollst du niemals widerstreben,
und hast du ihn vielleicht verkannt,
so zwing ihn nicht, dich aufzugeben,
denn bautest du auf deine Kraft allein, es würde nur zu deinem Unglück sein.

Karl May